Seit dem Tod seines Vaters, der während des Terroranschlags am 11. September 2001 ums Leben gekommen ist, steckt Charlie (Wyatt Oleff) in einer Krise. Das ändert sich erst, als er Samantha (Chase Sui Wonders) kennenlernt. Die führt ihn in die Welt der lokalen Musikszene ein. Über sie lernt er auch ihre Clique kennen, zu der Nicky (Max Milner), Sewer (Alexandra Doke), Sol (Alexander Pineiro) und Delirium (Dylan T Jackson) gehören. Das Kennenlernen nimmt jedoch eine tragische Wendung, als Sam an dem Abend, an dem die beide verabredet sind, erschossen werden. Während Charlie versucht herauszufinden, was geschehen ist, steckt Keith (Ashley Zukerman) in einer Ehekrise, hatte er doch eine Affäre mit Sam. Und als wäre das nicht schon Belastung genug für dessen Frau Regan (Jemima Kirke), kreuzen sich ihre Wege wieder mit denen ihres Bruders William (Nico Tortorella), der vor Jahren im Streit die Familie verlassen hat und nun mit dem Lehrer Mercer (Xavier Clyde) zusammenlebt …
Düsteres Schicksal in der Großstadt
Das Interesse war auf jeden Fall beeindruckend: Rund zwei Millionen US-Dollar soll Garth Risk Hallberg für seinen Roman City on Fire im Voraus bekommen haben, das war Rekord für einen Debütroman. Ob das Geld so gut angelegt war, darüber kann man sich zwar streiten. Die Kritiken waren 2015 gemischt, seither gab es auch kein weiteres Werk des US-Amerikaners mehr. In die Bestseller-Liste schaffte es die Geschichte um Schüsse im Central-Park und eine Gruppe von Menschen, die durch dieses Ereignis zusammengeführt werden, aber auch so. Offensichtlich waren die Zahlen auch gut genug, um Jahre später den Roman als Serie umzusetzen. Nun ist diese da, erschienen auf Apple TV+, und trägt hierzulande aus unersichtlichen Gründen den „deutschen“ Titel Fire in the Sky, obwohl die Vorlage in Deutschland den Originaltitel trägt.
Die größeren Veränderungen sind sowieso inhaltlicher Natur. War Hallbergs Großstadtroman im Jahr 1977 angesiedelt, verlegt die Serie die Geschichte nach 2003. Warum es nun ausgerechnet die frühen 2000er Jahre sind, darüber kann man nur spekulieren. Zwar wird Charlie auf diese Weise ein Schicksalsschlag rund um 9/11 angedichtet, was wichtig ist für seine auch emotionale Situation und damit die Beziehung zu Sam. Vermutlich wäre jeder andere Schicksalsschlag, der zum Verlust seines Vaters geführt hätte, aber ebenso gut gewesen. Bewegend sind die Szenen auf jeden Fall, das Zusammenspiel von Wyatt Oleff (Es) und Chase Sui Wonders (Bodies Bodies Bodies) gehört zu den Höhepunkten der Serie. Allgemein kann sich Fire in the Sky auf sein Ensemble verlassen, auch wenn Nicky, Keith und der von John Cameron Mitchell gespielte schmierige Geschäftsmann Armory Gould schon nahe an der Karikatur sind.
Solide Mischung aus Drama und Krimi
Aber beim Inhalt sollte man eh nicht die größten Ansprüche haben. So gibt es zwar eine Reihe interessanter Themen, wenn wir etwa in die Punk-Musikszene New York Citys eintauchen, die in einem starken Kontrast zur Schickimicki-Herkunft von Regan und William steht. Und auch der Umgang mit Trauer spielt eine wichtige Rolle. Josh Schwartz und Stephanie Savage, die zusammen die Serie entwickelt haben, nehmen sich aber nicht die Zeit, um das alles zu vertiefen. Dafür reichen die acht jeweils knapp 50 Minuten langen Folgen nicht aus. Damit zusammen hängen die zahlreichen Wendungen, wenn in Fire in the Sky ständig irgendetwas geschieht und neue Verbindungen hergestellt werden. Das sind schon recht viele Parallelhandlungen, welche die beiden da aufmachen und miteinander verknüpfen.
Das wird dann nie so tiefsinnig, wie manchmal getan wird. Unterhaltsam ist die Serie aber durchaus. Da wäre zum einen der Krimipart: Nachdem Sam schon früh in der Geschichte niedergeschossen wird, darf kräftig gerätselt werden, wer es war. Gerade weil hier so viele Menschen aufeinandertreffen, von denen die meisten moralisch eher fragwürdig sind, gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten. Durch die sich abwechselnden, manchmal auch überlappenden Parallelhandlungen wird einem auch nicht langweilig. Zwar ist es schade, dass Fire in the Sky nicht das realistische Großstadt- bzw. Gesellschaftsporträt ist, das die Serie anfangs zu sein scheint. Das wird durch die späteren Eskalationen verhindert, die nahe dem Absurden sind. Aber es reicht doch für eine solide Mischung aus Drama und Krimi.
OT: „City on Fire“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Jesse Peretz, Haifaa al-Mansour, Liz Garbus
Drehbuch: Josh Schwartz, Stephanie Savage
Idee: Josh Schwartz, Stephanie Savage
Vorlage: Garth Risk Hallberg
Musik: Jason Hill
Kamera: Carmen Cabana, Joe Collins
Besetzung: Wyatt Oleff, Chase Sui Wonders, Jemima Kirke, Nico Tortorella, Ashley Zukerman, Xavier Clyde, Max Milner, Alexandra Doke, Omid Abtahi, Kathleen Munroe, John Cameron Mitchell, Alexander Pineiro, Michael Tow, Dylan T Jackson
Ihr möchte mehr über Fire in the Sky erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Chase Sui Wonders und Wyatt Oleff zu unterhalten, die in der Serie die beiden Hauptrollen spielen. Im Interview zum Krimidrama sprechen wir über ihre Figuren, Musik und was New York City so besonders macht.
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