Firebrand 2023
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Firebrand (2023)

Inhalt / Kritik

Es ist die Zeit des englischen Mittelalters. Nachdem Katharina Parr (Alicia Vikander) die sechste Frau des Königs Henry VIII (Jude Law) wird, ist eine Zeit der Umbrüche nicht mehr weit entfernt. Mit ihrer eigenen Agenda versucht sie, England in Richtung des Protestantismus zu lenken. Um nicht am Galgen oder gar auf dem Scheiterhaufen zu landen, gehen viele Jahre ins Land, in der die junge Frau versucht, ihre Regentschaft auszubauen. Die vom König angeordneten Folterungen und Hinrichtungen von Verrätern machen ihr tagtäglich bewusst, dass jeder nächste Schritt bis ins kleinste Detail durchgedacht werden muss.

Eine ganz leise Narrative

Wie eine stumme Violinsaite beginnt Firebrand, indem der Film das königliche Leben zuweilen recht langweilig festhält, wenn der König einmal außer Haus ist. Nachdem dieser wieder den Hof betrifft, beginnt die symbolische Violinsaite in Hinblick auf Spannung und das Vorantreiben der Story aber nicht direkt auszuschlagen. Es ist eher ein ganz leichtes Schwingen, das einsetzt und sich verhältnismäßig lange auf diesem Level aufhält. Da der Film sich Zeit nimmt, die Figuren gemächlich einführt und noch nicht anklingen lässt, was das Publikum in den nächsten Stunden erwarten wird, stellt sich zu Beginn eine gelungene Unberechenbarkeit ein.

Ein falscher Titel?

Dass sich der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz (Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão) des Stoffes angenommen hat, der auf der Buchvorlage Queens Gambit von Elizabeth Fremantle basiert, geht in mehrerer Hinsicht gelungen auf. Einerseits liegt dies an dem dokumentarischen Blick, den der Filmemacher in seinen Dokumentarfilmen perfektioniert hat, andererseits aber auch durch die zu jederzeit spürbare Ruhe oder besser gesagt Unaufgeregtheit. Der Titel der Romanverfilmung macht also absolut Sinn, denn Firebrand fühlt sich tatsächlich wie ein Schachspiel ein, in dem  auch König und Dame umeinander herum tanzen. Die Frage, warum der Filmtitel nicht einfach so übernommen wurde, erübrigt sich, denkt man nur an die gleichnamige populäre Netflix-Serie zurück.

Ein Spiel im Geiste

Besonders gut ist Firebrand in den Szenen, in denen sich die Dame (Katharina) jeden weiteren Zug sehr sorgfältig überlegen muss, um ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen, obgleich die Hierarchie und Machtverteilung natürlich ganz eindeutig zu Gunsten des Königs ausfällt. Es folgt fortan ein subtiles Spiel im Geiste, man denke an die bereits beschriebene leise Violinensaite zurück, welche  im gesamten Film nur selten laut ausschlägt. Firebrand hat damit streng genommen gar nicht so viel in Bildern zu erzählen, sondern fokussiert sich vielmehr auf die sprachliche Ebene. Audiovisuell ist das Historiendrama sogar ziemlich konsequent, wo sich wieder der Bogen zum bereits angesprochenen Dokumentarfilm spannen lässt. Viel zu wichtig sind hier die portraitierten Subjekte, es braucht daher gar nicht so viel Fokus auf Ästhetik.

Mittelalterkino und dessen Vermarktbarkeit

Historiendramen mit relativ hohem Budget halten heutzutage eher selten Einzug in die Kinos und gehen dort dann auch regelmäßig unter. The Last Duel und The Green Knight sind hierbei nur zwei Beispiele aus den letzten Jahren. Die Kritiken mögen dann sehr gut sein, die Einspielergebnisse sind es weniger. Dabei machen Filme wie Firebrand Lust aufs Mittelalter. Auch wenn der Genrefilm aus narrativer Sicht sehenswert ist, würde es aufgrund der schlechten Vermarktbarkeit und dem bewussten Mangel an Ästhetik aber nicht überraschen, sollte er an den Kinokassen floppen. In Hinblick auf die Filmfestspiele von Cannes, auf denen Firebrand im Wettbewerb seine Premiere feierte, sichert sich das Historiendrama sogar einen durchaus interessanten Spot neben Jeanne du Barry. Obgleich es in beiden um eine Frau geht, die am königlichen Hofe ihre eigenen Ziele verfolgt, sind beide völlig verschieden. Beide stehen sich in Hinblick auf Maximalismus (Jeanne du Barry) und Minimalismus (Firebrand) unmittelbar gegenüber und profitieren von einer gelungenen konsequenten Inszenierung.

Credits

OT: „Firebrand“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Karim Aïnouz
Drehbuch: Henrietta Ashworth, Jessica Ashworth
Vorlage: Elizabeth Fremantle
Musik: Dickon Hinchliffe
Kamera: Hélène Louvart
Besetzung: Alicia Vikander, Jude Law, Sam Riley, Eddie Marsan, Simon Russell Beale, Erin Doherty

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=-3wO9AFjUhI

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Firebrand (2023)
fazit
"Firebrand" erzählt konsequent unaufgeregt die Geschichte einer englischen Königin (Alicia Vikander), die am königlichen Hofe im Schatten des Königs (Jude Law) ihre eigenen Ziele verfolgt. An diese Unaufgeregtheit muss man sich gewöhnen, es verschafft dem Publikum zumindest aber eine ganz erfrischende Narrative, die mal eben nicht auf übermäßig viel Theatralik fußt.
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