Herzstolpern: Aufbruch nach Italien TV Fernsehen ZDF Streaming Video on Demand online Mediathek
© ZDF/Georges Pauly

Herzstolpern: Aufbruch nach Italien

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„Herzstolpern: Aufbruch nach Italien“ // Deutschland-Start: 7. Mai 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Richtig einfach ist das Leben von Alexander (Sebastian Ströbel) und Silke Häverkamp (Lena Reinhold) nicht gerade. So hat das Paar damit zu kämpfen, dass sie andauernd arbeiten muss und dadurch nicht so viel Zeit für ihre Familie hat, wie sie sich das wünschen würde. Dabei ist Sohn Felix (Benjamin Raue), der mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist, gerade in einer schwierigen Phase. Er möchte endlich auf eigenen Beinen stehen, was seinen Eltern Sorgen bereitet – vor allem aufgrund seiner Herzschwäche, die eine Operation nötig macht. Als sie ihn zu dem inklusiven Bauernhof bringen, der von Elisa (Anna Maria Sturm) und Holger Jansen (Tobias Licht) geleitet wird, ist Felix Feuer und Flamme. Dabei hat es ihm vor allem Emma Rinaldi (Juliane Siebecke) angetan, auch sie hat Trisomie 21. Die wiederum hat ganz eigenen Kummer, der mit ihrer Familie zusammenhängt …

Nachschub vom Herzkino

Offensichtlich ist man beim ZDF darum bemüht, die sonntägliche Programmschiene Herzkino etwas abwechslungsreicher zu gestalten. So ist es doch auffällig, wie viele neue Reihen innerhalb der letzten Monate gestartet wurden. Zuletzt waren es Familie Anders und Dr. Nice, die im März bzw. April jeweils mit zwei Filmen gestartet sind. Weitere Teile sind wohl schon in Planung. Ob das auch bei Herzstolpern der Fall ist, ist nicht bekannt. Offiziell handelt es sich zunächst nur um einen Zweiteiler. Los geht es mit Aufbruch nach Italien, bevor tags drauf Neustart ins Leben ausgestrahlt wird, losgelöst von dem üblichen Sendeplatz am Sonntag. Tatsächlich hängen die zwei Filme unmittelbar zusammen, der erste hört mittendrin auf, ist also ohne den zweiten Teil nicht vollständig.

Dabei ist der Titel etwas irreführend. Zwar geht es in Herzstolpern: Aufbruch nach Italien durchaus darum, wie Felix und Emma den Weg nach Südeuropa antreten. Das geschieht aber erst ziemlich zum Ende. Stattdessen lässt sich der Film sehr viel Zeit, um die Situation und vor allem die Figuren vorzustellen. Genauer sind es drei Familien bzw. Paare, die im Mittelpunkt steht. Da sind die Jansens, die den inklusiven Hof betreiben und dabei mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Eingeführt wird die Geschichte durch die Häverkamps, die nicht so wirklich wissen, wie sie mit Felix umgehen sollen. Und dann wären da noch die Rinaldis, die von einem jahrelangen Streit zwischen Lucia (Clelia Sarto) und ihrem Vater Roberto (Sandro Di Stefano) bestimmt sind.

Gut gemeint, aber wenig subtil

Das hört sich nach viel Stoff an. Tatsächlich ist Herzstolpern: Aufbruch nach Italien auch etwas überladen. So hätte es eigentlich gereicht, die innerfamiliären Probleme aufzubereiten und damit etwas über die Figuren zu sagen. Stattdessen wird dieser Aspekt mit der besagten Reise nach Italien verbunden. Das beschert dem Publikum dann zwar ein paar schöne Bilder, die dieses mit Sicherheit dankbar aufnehmen wird. Schließlich ist das Herzkino oft mit idyllischen Landschaften wie aus dem Werbekatalog verbunden, zuletzt etwa in Ein Sommer auf Kreta. Es bedeutet aber auch, dass mehr Drama in die Geschichte gepackt wird, als es notwendig gewesen wäre. Da wollte man mal wieder etwas dicker auftragen, damit die Zuschauer und Zuschauerinnen auch ja richtig gepackt werden.

Überhaupt ist das Drehbuch von Anja Flade-Kruse und Claudia Kaufmann (Rufmord) nicht unbedingt von Subtilität geprägt. Dass es den beiden wichtig ist, sich für die Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom – und damit implizit allen Menschen, die irgendwie anders sind – starkzumachen, ist löblich. Es kommt im Film aber immer mal wieder zu Szenen, in denen plump dieses Ansinnen ausformuliert wird. Das wird zwar nicht ganz so penetrant wie bei Theresa Wolff: Der schönste Tag. Es wäre aber nicht nötig gewesen, diesen Punkt gleich mehrfach in verschiedenen Variationen in kurzer Zeit zu bringen. Stattdessen wäre es wünschenswert gewesen, mehr Zeit in die Figurenzeichnung zu investieren, mehr als Stereotype laufen hier nicht herum. Aufgrund des Einsatzes für Menschen mit geistiger Behinderung ist der Zweiteiler jedoch ohne Zweifel eine Bereicherung fürs deutsche Fernsehen – was man nicht von allen Herzkino-Produktionen behaupten kann.

Credits

OT: „Herzstolpern: Aufbruch nach Italien“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Peter Stauch
Drehbuch: Anja Flade-Kruse, Claudia Kaufmann
Musik: Philipp Fabian Kölmel
Kamera: Markus Schott
Besetzung: Sebastian Ströbel, Anna Maria Sturm, Benjamin Raue, Juliane Siebecke, Lena Reinhold, Clelia Sarto, Janina Elkin, Sandro Di Stefano, Tobias Licht

Bilder

Noch mehr Herzkino

Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.

Herzkino Kritiken

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Herzstolpern: Aufbruch nach Italien
fazit
„Herzstolpern: Aufbruch nach Italien“ erzählt die Geschichte von einem inklusiven Bauernhof, wo sich zwei junge Menschen mit Down-Syndrom ineinander verlieben. Die Absicht des Films ist gut, das Ergebnis ist es weniger. So wird mit dem Roadmovie-Teil unnötig weiter dramatisiert, auch sonst ist das zu dick aufgetragen. Die Figuren sind dafür uninteressant.
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