Kleine Eheverbrechen TV Fernsehen ZDF Streaming online Mediathek
© ZDF/Conny Klein

Kleine Eheverbrechen

Kleine Eheverbrechen TV Fernsehen ZDF Streaming online Mediathek
„Kleine Eheverbrechen“ // Deutschland-Start: 21. Mai 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Mit seinen Krimis hat Gilles Sobiri (Philipp Hochmair) große Erfolge gefeiert. Zumindest sagen das die anderen, er selbst kann sich nicht daran erinnern. Und auch an sonst nichts: Seit einem Unfall hat er sein Gedächtnis verloren. Entsprechend misstrauisch ist er, als Lisa (Emily Cox) im Krankenhaus auftaucht und behauptet, seine Ehefrau zu sein. Dennoch lässt er sich darauf ein, mit ihr zu gehen, in der Hoffnung, dass dies Erinnerungen wachruft. Aber nur langsam und sporadisch kommt die Vergangenheit zurück. Während Lisa die Situation nutzt, um Gilles in eine neue Richtung zu bewegen, muss sich dieser fragen, ob seine Ehe überhaupt noch glücklich war. Je mehr er über diese erfährt, umso weniger kann er sich dessen noch sicher sein …

Herzschmerz trifft Krimi

Wenn das ZDF Filme produziert, fällt das meistens in eine von zwei Sparten. Die eine beinhaltet die Krimis, praktisch wöchentlich gibt es davon Nachschub, teilweise sogar noch häufiger. Die andere Hauptsparte ist die Sonntagabend-Programmschiene Herzkino, das Zuhause von Rosamunde Pilcher und Inga Lindström. Mordschlag auf der einen Seite, Herzschmerz auf der anderen. Beide Richtungen sind so beliebt, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass man nie versucht hat, die zwei irgendwie zusammenzuführen. Nun ist es so weit. Zumindest der Titel Kleine Eheverbrechen impliziert, dass Romanze und Krimi miteinander verschmolzen werden sollen. Hinzu kommt das Amnesie-Szenario, welches gerade in Thrillern gern verwendet wird. Dieses Jahr gab es beispielsweise The Kindred – Tödliche Geheimnisse. Auch Marie Brand und die falsche Wahrheit griff darauf zurück.

Ganz zu vergleichen ist das dennoch nicht. Wo es ansonsten bei Filmen oder Serien rund um Gedächtnisverlust darum geht, ein vergangenes Verbrechen aufzuklären oder herauszufinden, was mit der Hauptfigur geschehen ist, da ist das in Kleine Eheverbrechen reine Nebensache. Klar, etwas rätselhaft ist die Sache mit dem Unfall schon, weswegen das Publikum ahnt, dass da etwas anders war als behauptet. Aber das steht nicht im Mittelpunkt. Stattdessen erzählt Regisseur Christian Werner (Irgendwann ist auch mal gut) davon, wie sich die beiden wieder näherkommen. Die Rekonstruktion des Gedächtnisses wird bei der Adaption eines Theaterstückes von Eric-Emmanuel Schmitt zum Anlass, sich an die Anfänge einer Ehe zu erinnern und zu schauen, wie sich diese besser machen lässt.

Unentschlossen und plump

Grundsätzlich hätte das schon ganz interessant werden können, wenn dies mit fein gezeichneten Figuren und einem Gespür für Nuancen einhergeht. Bei Kleine Eheverbrechen fehlt das. So irritiert beispielsweise der wiederkehrende Wechsel von Genres. Anfangs sieht das hier noch nach einer Komödie aus, etwa bei den Manipulationsversuchen – Stichwort Hund – oder beim Auftritt von Thorsten Merten als Hobby-Krimiautor. Zumindest ist das mit dem blinden Ermittler irgendwie witzig als Verweis auf die Reihe Der Wien-Krimi, wo Hauptdarsteller Philipp Hochmair einen blinden Ermittler spielt. Zwischendurch sieht es so aus, als sollte das doch in die Krimirichtung gehen. Später wird dann das große Drama ausgepackt, wenn es um die Abgründe der Ehe geht.

Schlimmer noch als dieses Herumschlingern ist, dass die Momente, in denen sensibles Fingerspitzengefühl gefragt gewesen wäre, der Holzhammer ausgepackt wird. Die Dialoge sind eine Zumutung und weit jenseits der Kitsch-Schmerzgrenze. Glaubwürdig ist das Ganze sowieso nicht, Kleine Eheverbrechen konstruiert sich da sonst etwas zusammen und versucht dies ernsthaft, als Porträt einer Ehe zu verkaufen. Da werden dann Schicksalsschläge ausgepackt, nur damit das alles auch richtig schön tragisch ist. Die gut gemeinten Wendungen überzeugen nicht. So löblich es ist, wenn das ZDF versucht, mit Titeln wie Herzstolpern oder eben diesem hier das Herzkino mal etwas abwechslungsreicher zu machen. Wenn das Ergebnis so ausfällt wie hier, kann man darauf dankend verzichten.

Credits

OT: „Kleine Eheverbrechen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Christian Werner
Drehbuch: Klaus Johannes Pieber
Vorlage: Eric-Emmanuel Schmitt
Musik: Christopher Colaço, Philipp Schaeper
Kamera: Lutz Reitemeier
Besetzung: Emily Cox, Philipp Hochmair, Victoria Trauttmansdorff, Dennenesch Zoudé, Peter Schneider, Thorsten Merten

Bilder

Noch mehr Herzkino

Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.

Herzkino Kritiken

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Kleine Eheverbrechen
fazit
Ein Mann verliert bei seinem Unfall sein Gedächtnis und muss nun mühselig seine Vergangenheit und vor allem seine Ehe rekonstruieren. Das hätte interessant sein können. Stattdessen ist „Kleine Eheverbrechen“ ein Holzhammer-Drama mit gelegentlicher Komik und Krimi-Anleihen, welches das notwendige Feingefühl vermissen lässt.
Leserwertung60 Bewertungen
4
3
von 10