Ludwig II TV Fernsehen arte Streaming online Mediathek DVD
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„Ludwig II.“ // Deutschland-Start: 29. Dezember 1972 (Kino) // 29. Juni 2018 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als Ludwig II. (Helmut Berger) 1864 im Alter von gerade mal 18 Jahren den bayerischen Königsthron besteigt, hat er für Politik und Regierungsaufgaben nur wenig übrig. Stattdessen gilt das Interesse des sensiblen jungen Mannes in erster Linie den schönen Künsten. So ist er ein großer Bewunderer des Komponisten Richard Wagner (Trevor Howard) und möchte diesen fördern, wo immer er kann. Doch während dieser durch die großzügige Zuwendung unbeirrt an seiner Musik arbeiten kann, führt dies zusammen mit anderen Beispielen von Ludwigs Verschwendungssucht mit der Zeit zu finanziellen Problemen. Hinzu kommt der Krieg gegen Preußen, mit dem der Monarch überfordert ist. Inmitten dieser vielen Schwierigkeiten findet er Halt bei seiner Cousine Elisabeth von Österreich (Romy Schneider). Doch die nächste Enttäuschung wartet bereits …

Erinnerung an einen tragischen Monarchen

Geschichten über Königshäuser oder den Adel erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. So lockte Netflix kürzlich mit den fiktionalen Stoffen Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte und Royalteen: Prinzessin Margrethe, hinzu kam die umstrittene Doku Queen Cleopatra. In Cannes wiederum feierten gerade die starbesetzen Kostümdramen Jeanne du Barry und Firebrand Premiere. Dabei wird oft auf Glamour gesetzt, vielleicht auch große Gefühle, zumindest aber beeindruckende Persönlichkeiten, welche der Welt ihren Stempel aufgedrückt haben. Das hat der Protagonist in Ludwig II. grundsätzlich auch. In Erinnerung ist der bayerische Monarch aber weniger durch Errungenschaften geblieben. Es gab keine politischen Erfolge oder gesellschaftliche Impulse. Stattdessen bringen wir ihn mit seinen Fantastereien in Verbindung – und natürlich dem tragischen Ende.

Gerade der schwärmerische Charakter des Königs hätte sich für eine verkitschte Schmonzette angeboten. Hinzu kommt, dass Romy Schneider wieder als Kaiserin Elisabeth zu sehen ist, was die Vermutung nahelegte, es handele sich um ein Spin-off von Sissi. Tatsächlich war die Schauspielerin, die selbst mit der romantisierten Fassung der Kaiserin wenig anfangen konnte, zunächst nicht unbedingt erpicht darauf, den Film zu drehen und erneut in ihre Paraderolle zu schlüpfen. Am Ende konnte sie Regisseur und Co-Autor Luchino Visconti (Tod in Venedig) aber überzeugen, dass er etwas anderes im Sinn hat. Tatsächlich ist Ludwig II. auch nur bedingt mit dem fast zwei Jahrzehnte zuvor veröffentlichten Klassiker zu vergleichen. Klar, auch hier gibt es eine erlesene Ausstattung, attraktive Menschen sowie einen dichten Musikteppich, der über alles gelegt wird. Romantisch ist der Film hingegen kaum.

Weltfremd bis in den Tod

Stattdessen ist das Drama das Porträt eines Menschen, für den es einfach keinen Platz auf dieser Welt zu geben scheint. Das Motiv adliger Personen, die in einem von Ritualen bestimmten System feststecken, wurde in den letzten Jahren immer mal wieder aufgegriffen. Corsage ist ein sehr gutes Beispiel dafür, eine Art Anti-Sissi. Während es dort aber oft Momente des Triumphes gibt, da ist Ludwig II. ein sehr bitterer Film. Wenn sich der Protagonist mit realen Faktoren der Außenwelt auseinandersetzen muss, wirkt er immer verloren. Er stürzte sich in Träume und Fantasien, verbunden mit der Kunst, weil er nur darin bei sich sein konnte. Und dann wäre da noch der Faktor der Homosexualität, der vor fünfzig Jahren in Bayern zu einem Aufschrei der Empörung führte. Über so etwas wird nicht geredet, vor allem nicht bei einer eigenen Ikone, deren Hinterlassenschaften wie das Schloss Neuschwanstein als Tourismusattraktion Gold wert sind.

Während man tunlichst die Finger lassen sollte von den diversen gekürzten Fassungen, die aus den verschiedensten Gründen angefertigt wurden, ist die rund vier Stunden lange Version bis heute sehenswert. Die Besetzung mit Helmut Berger mag auch persönliche Gründe haben, war er doch der Lebensgefährte von Regisseur Visconti. Aber sie war passend: Der deutsche Schauspieler geht in der Rolle des entrückten Monarchen auf, der mit seinen Idealen und Träumen viele gegen sich aufbrachte. Ludwig II. verurteilt den König aber nicht für seine Exzesse und sein Versagen. Vielmehr beschreibt der Film einen Menschen, der weder für seine Position noch die Realität insgesamt gemacht war. Einer, der so fernab vom Leben der gewöhnlichen Bevölkerung aufwuchs, dass deren Dasein für ihn weniger greifbar war als die Märchen, die ihn zum Träumen brachten. Und auch wenn sein Schicksal schon ein sehr besonderes und exzessives war, ist das Thema einem heutigen Publikum nicht unbedingt fremd.

Credits

OT: „Ludwig II.“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1973
Regie: Luchino Visconti
Drehbuch: Luchino Visconti, Enrico Medioli, Suso Cecchi D’Amico
Musik: Jacques Offenbach, Robert Schumann, Richard Wagner
Kamera: Armando Nannuzzi
Besetzung: Helmut Berger, Romy Schneider, Silvana Mangano, Trevor Howard, Gert Fröbe, Helmut Griem, Umberto Orsini, John Moulder-Brown

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1974 Beste Kostüme Piero Tosi Nominiert
Deutscher Filmpreis 1973 Bester Hauptdarsteller Helmut Berger Nominiert
Beste Hauptdarstellerin Romy Schneider Nominiert

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Ludwig II. (1973)
fazit
„Ludwig II.“ erinnert an den bayerischen König, der für seine Verschwendungssucht, seine Fantastereien und seinen rätselhaften Tod bekannt ist. Entsprechend wenig glamourös ist sein filmisches Porträt. Das Drama beschreibt einen Menschen, der keinen Platz für sich in der realen Welt fand und dem Märchen näher waren als die eigene Bevölkerung.
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