Die Diagnose ist für Magda (Penélope Cruz) ein großer Schock: Brustkrebs! Tatsächlich hatte sie schon länger eine Verhärtung in ihrer Brust gespürt, deren Bedeutung aber unterschätzt. Nun heißt es schnell sein, ihr Gynäkologe Julián (Asier Etxeandia) drängt zu einer sofortigen Behandlung. Das bedeutet nicht nur, dass ihr die Brust entfernt werden muss. Auch Chemotherapie und Bestrahlung sind nötig, um den Krebs zu bekämpfen. Immerhin: Ihre Heilungschance ist gut, bei 70 Prozent liegt sie in solchen Fällen. Während sie sich um ihren Sohn Dani (Teo Planell) sorgt, kommt sie dem Fußball-Talent-Scout Arturo (Luis Tosar) näher. Auch dieser steckt in einer tiefen Krise, ist doch seine Tochter bei einem Umfall ums Leben gekommen, seine Frau liegt seither im Koma. Doch gemeinsam fassen sie neuen Mut für ein Leben nach der Katastrophe …
Von Trost und Tod
Irgendwie ist es kurios. Eigentlich sind Krankheit und Tod Themen, über die wir in unserem eigenen Leben nur sehr ungern reden und mit denen wir uns allgemein nur wenig auseinandersetzen möchten. Und doch werden ständig Filme und Serien gedreht, die genau das tun. Nicht nur dass es unzählige Krankenhausserien gibt, kürzlich startete mit Dr. Nice eine weitere, die zur besten Sendezeit läuft. Da sind auch lauter Werke, bei denen die Hauptfigur schwerkrank ist und sich in jemanden verliebt. Eine Zeit lang war das vor allem im Bereich des Jugenddramas sehr beliebt, Filme wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter brachten weltweit das Publikum zum Schluchzen. Aber auch bei erwachsenen Figuren wird ein solches Szenario zuweilen angewendet. Ma Ma – Der Ursprung der Liebe ist ein solcher Fall.
Zumindest in der ersten Hälfte sieht es danach aus, als wäre das spanische Drama eins, das von der Überwindung solcher Krisen handelt. Eines, das Mut machen soll, angesichts eines schweren Schicksalsschlages dennoch weiterzumachen. Zu dem Zweck wurden dann ausnahmsweise gleich zwei Figuren zusammengebracht, die jeweils durch die Hölle gehen. Zwar sind Brustkrebs und der Verlust eines geliebten Menschen kaum miteinander zu vergleichen. Zumindest führt das in Ma Ma – Der Ursprung der Liebe aber dazu, dass eine Form des Verständnisses da ist. Ein Gefühl der Solidarität für einen anderen Menschen, dem es schlecht geht. Das ist als Szenario zwar etwas konstruiert, funktioniert aber einigermaßen. Mit Penélope Cruz und Luis Tosar wurden immerhin zwei absolute Größen des spanischen Kinos verpflichtet, schauspielerisch soll es da nicht mangeln.
Wirr und kitschig
Aber auch das Duo ist ohnmächtig, wenn Regisseur und Drehbuchautor Julio Medem (Der Baum des Blutes) in der zweiten Hälfte auf eigenwillige Weise abdreht. Schon vorher gab es zwar kleinere Einschübe, die nicht wirklich Teil der Geschichte waren. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Mischmasch, den Medem dann anrührt. Immer wieder kommt es zu Szenen, bei denen nicht klar ist, was sie mit all dem zu tun haben sollen. Wen beispielsweise Julián sein Gesangstalent demonstriert oder es um ein sibirisches Waisenkind geht, sind die Fragezeichen groß. Ma Ma – Der Ursprung der Liebe verabschiedet sich von einer klaren Richtung, hat manchmal auch traumartige Züge, ohne dass dabei klar würde, was genau damit verfolgt werden soll.
Vor allem aber eine bestimmte Wendung, die dem Film wohl auch seinen deutschen Untertitel gegeben hat, ist später so bizarr, dass man erst einmal fassungslos ist. Für sich genommen ist das Thema zwar schon interessant, als reines Gedankenspiel. Es fehlt nur auch da der Zusammenhang. Dafür wird es zunehmend schwülstig. Das Drama, welches Cruz seinerzeit ihre siebte Goya-Nominierung als beste Hauptdarstellerin einbrachte, ersäuft geradezu im Besinnungskitsch. Wer für solchen empfänglich ist, bekommt hier einiges zu verdauen. Der Rest darf bei Ma Ma – Der Ursprung der Liebe vor allem das verschenkte Potenzial sehen, was den Film tatsächlich zu einer Tragödie macht – nur nicht so wie gedacht.
OT: „Ma ma“
Land: Spanien
Jahr: 2015
Regie: Julio Medem
Drehbuch: Julio Medem
Musik: Alberto Iglesias
Kamera: Kiko de la Rica
Besetzung: Penélope Cruz, Luis Tosar, Álex Brendemühl, Asier Etxeandia, Teo Planell
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