Mediterranean Fever
© Pallas Film

Mediterranean Fever

„Mediterranean Fever“ // Deutschland-Start: 4. Mai 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich könnte Waleed (Amer Hlehel) glücklich sein mit seiner Situation: Er ist gesund, wohnt in einem schönen Haus, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Und doch ist er nicht glücklich. Dass er es nie geschafft hat, seinen Traum von der Schriftstellerei zu verwirklichen, nagt ziemlich an ihm. Sein neuer Nachbar Jalal (Ashraf Farah) ist da schon deutlich lebenslustiger. Dafür hat er selbst ein größeres Problem, schuldet er doch den falschen Leuten Geld und muss dieses dringend auftreiben, bevor es böse endet. Trotz der offensichtlichen Unterschiede können sich die beiden gut leiden, verbringen bald viel Zeit miteinander. Tatsächlich könnten sie sogar die Lösung für ihre jeweiligen Probleme sein – die Sache hat nur einen Haken …

Die Geschichte einer Freundschaft

Es ist ein Konzept, das in Komödien immer wieder genommen wird, um das Publikum zum Lachen zu bringen: Man nehme zwei möglichst unterschiedliche Leute und zwinge sie dazu, Zeit miteinander zu verbringen. Das ist bewährt, seit Jahrzehnten schon. Ob es nun Ein seltsames Paar ist oder die Buddy Movies aus den 80ern (Beverly Hills Cop, Lethal Weapon), da hat es schon viele große Beispiele in der Filmgeschichte gegeben. Zumindest zeitweise sieht es so aus, als könnte Mediterranean Fever in eine ganz ähnliche Richtung gehen. Auch hier werden zwei ungleiche Protagonisten zusammengeworfen, die man sich eigentlich gar nicht gemeinsam vorstellen kann, die dann aber doch Freundschaft schließen.

Hier ist es jedoch eine Freundschaft, die tatsächlich aufgrund einer echten Zuneigung entsteht, nicht weil sie es muss. Wo bei obigen und vielen anderen Komödien rund um kontrastreiche Konstellationen die gemeinsame Zeit nicht ganz freiwillig entsteht, sind Waleed und Jalal nicht dazu gezwungen. Als Nachbarn läuft man sich zwar immer mal wieder über den Weg, ist sich ansonsten aber zu nichts verpflichtet. Die Stimmung ist in Mediterranean Fever dann auch etwas anders. Sie ist weniger von Konflikten geprägt als vielmehr einer gewissen Neugierde. Selbst dann, wenn sie inhaltlich kaum zusammenkommen, etwa beim Verhältnis von Israel und Palästina, ein Thema, das Waleed sehr wichtig ist, Jalal hingegen kaum interessiert. An einer Stelle sieht das dann auch so aus, als könnte das zu einem großen Knackpunkt in der Freundschaft werden. Aber es passiert etwas Anderes.

 

Allgemein passiert vieles nicht so, wie man es erwarten würde. Die palästinensische Regisseurin und Drehbuchautorin Maha Haj hat hier einige Wendungen eingebaut, die man so kaum erwarten würde. Das wird dann zu keinen vergleichbaren Absurditäten, wie man es von M. Night Shyamalan und Konsorten kennt. Tatsächlich folgt Mediterranean Fever durchaus einer Logik dabei, das eine baut auf dem anderen auf. Es gibt auch frühzeitig Hinweise, die das Spätere vorbereiten. Nur werden die wenigsten das wohl so früh erkennen. Umso größer ist die Überraschung, als die Karten auf dem Tisch liegen und das Publikum erkennt, worum es eigentlich geht. Die Komödie, die mal lebensbejahend, mal schwarz ist, ist gleichzeitig auch ein Drama, das sich nicht davor scheut, richtig weh zu tun.

Das Ergebnis ist auf jeden Fall sehr sehenswert. Die Tragikomödie, die 2022 in Cannes Premiere feierte und anschließend bei mehreren Festivals zu Gast war, ist einerseits unterhaltsam, mit einer Reihe schräger Szenen. Gleichzeitig hat Haj aber auch einiges in ihre Geschichte gepackt, das über bloße Unterhaltung hinausgeht. Neben offensichtlichen Themen wie dem Palästinenser-Konflikt spielt der Umgang mit Depressionen eine große Rolle. Und natürlich Freundschaft. Worin besteht eine solche? Wie weit würde man dafür gehen? Obwohl Mediterranean Fever ein insgesamt leiser Film ist, hallt vieles hier doch länger nach. Man schließt die beiden Hauptfiguren, so kaputt sie auf ihre jeweilige Weise auch sein mögen, zudem ins Herz und wünscht ihnen, dass alles wieder gut wird – selbst wenn es nicht danach aussieht.

Credits

OT: „Mediterranean Fever“
Land: Palästina, Frankreich, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Maha Haj
Drehbuch: Maha Haj
Musik: Munder Odeh
Kamera: Antoine Héberlé
Besetzung: Amer Hlehel, Ashraf Farah, Anat Hadid, Samir Elias, Cynthia Saleem, Shaden Kanboura

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Mediterranean Fever
fazit
„Mediterranean Fever“ erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei ungleichen Nachbarn. Das sieht zeitweise wie ein Buddy Movie an, ist aber mehr die Mischung aus einer schwarzen Komödie und einem Drama und spricht unterwegs mehrere schwere Themen an.
Leserwertung4 Bewertungen
5.3
8
von 10