Miyama Kyoto Prefecture
© Rainer Komers

Miyama, Kyoto Prefecture

„Miyama, Kyoto Prefecture“ // Deutschland-Start: 11. Mai 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Etwa dreieinhalb Jahre ist es her, dass Rainer Komers mit seinem Film Barstow, California in unseren Kinos zu Gast war. Darin hatte der Regisseur wie schon in einigen vorangegangenen Werken ein Porträt der USA angelegt, erzählte von großen Träumen und was die Wirklichkeit aus diesen gemacht hatte. In seinem neuesten Dokumentarfilm nimmt uns der Deutsche mit ans andere Ende der Welt. Japan steht in Miyama, Kyoto Prefecture auf dem Programm, genauer eine – der Titel verrät es bereits – abgelegene Gegend in der Nähe der ehemaligen Kaiserstadt. Das erscheint zunächst etwas willkürlich und ist doch naheliegend. So ist sein Landsmann Uwe Walter ein wichtiger Ansprechpartner. Seit 30 Jahren lebt er inzwischen dort mit seiner Familie. Wenn er uns durch das Land der aufgehenden Sonne führt, dann wird das für ihn zu einem Heimspiel. Er fungiert als Bindeglied zwischen dem lokalen Leben und einem internationalen Publikum.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Wobei Komers auf die Bilder und Themen verzichtet, die viele mit Japan verbinden dürften. Hier gibt es keine Mangas und Animes, die Welt der Videospiele und Cosplays scheint weit weg. Auch von der High-Tech-Nation ist nichts zu sehen. Stattdessen leben die Menschen in Miyama, Kyoto Prefecture unter einfachsten Bedingungen, gehen traditionellen Tätigkeiten nach, wie etwa der Jagd oder der Landwirtschaft. Komers selbst spielt beispielsweise die Shakuhachi-Flöte, ein historisches Instrument, das in der klassischen Musik Japans eine größere Bedeutung hat. Auch sonst gewährt der Film einen Einblick in das alte Japan, man hat hier zuweilen das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Müsste man nur aufgrund der gezeigten Bilder bestimmen, wann die Aufnahmen entstanden sind, man käme in ziemliche Schwierigkeiten.

Wobei auch in dieser Gegend die Zeit ihren Tribut fordert. Eine interessante Szene ist, wie ein altes Haus abgerissen werden soll, in dem Uwe mal gewohnt hat, die Dorfgemeinschaft hat es beschlossen. An dieser Stelle kommt es nicht nur zur Erinnerung, dass Uwe trotz der langen Zeit, die er bereits an dem Ort lebt, nicht von allen als Einheimischer angesehen wird. Eine Szene, die in einem starken Kontrast steht zu den vielen anderen, die von einem Gefühl der Gemeinschaft geprägt sind. Sie ist zudem Anlass für eine allgemeine Beschäftigung mit dem Thema der Vergänglichkeit. Miyama, Kyoto Prefecture wird an diesen Stellen nachdenklich, unterbricht den Alltag, um den Blick zu weiten und eine langfristige Perspektive einzunehmen. Was hat sich verändert? Wie wird es in Zukunft weitergehen, mit dem Ort, aber auch den Menschen, die dort Leben?

Still und vielsagend

Das ähnelt anderen Dokumentarfilmen, die sich mit ländlichen Gegenden beschäftigen und die Frage aufwerfen, wie die Zukunft aussehen könnte. Eine Antwort liefert der Beitrag der DOK Leipzig 2022 nicht, der Blick auf das Dorf ist mit keiner Vision verbunden. Die Leute wissen es ja selbst nicht. Auch Kommentare von außen sollte man nicht erwarten. Komers hält sich aus allem raus, wird in Miyama, Kyoto Prefecture zu einem stillen Beobachter. Dann und wann weisen Aussagen einzelner Menschen – neben Uwe beispielsweise eine ältere Frau, die von ihrer Krebserkrankung erzählt – darauf hin, dass man sich des Menschen hinter der Kamera bewusst ist. Ansonsten ist der Film von einer starken Beiläufigkeit geprägt.

Das bedeutet dann auch, dass es viele Szenen gibt, in denen eigentlich gar nichts geschieht. Der Ausflug nach Japan ist einer, der mit viel Stille einhergeht. Und doch ist es einer, der viel zu erzählen hat, von den Menschen, den Verhältnissen untereinander, den Traditionen, die dort noch weiterleben. Diese werden nicht groß verkauft. Vielmehr ist es ganz natürlich für diese Leute, dass es so ist. Weil es immer so war. Das ist irgendwie wohltuend und idyllisch, ohne sich in Kitsch zu ergeben. Miyama, Kyoto Prefecture verbreitet keine Urlaubsatmosphäre, wie es andere Dokus in fernen Ländern gerne tun. Da wird nichts beschönigt – worin die eigentliche Schönheit in diesem langsamen Eintauchen in eine fremde Kultur liegt.

Credits

OT: „Miyama, Kyoto Prefecture“
Land: Deutschland, Japan
Jahr: 2022
Regie: Rainer Komers
Kamera: Rainer Komers

Bilder

Trailer

Filmfeste

DOK Leipzig 2022

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Miyama, Kyoto Prefecture
fazit
„Miyama, Kyoto Prefecture“ nimmt uns mit in eine ländliche Gegend in der Nähe der alten Kaiserstadt Japans und begleitet einen Deutschen, der seit 30 Jahren dort lebt. Ohne Kommentare oder Beschönigungen gibt einem der Dokumentarfilm die Möglichkeit, ganz beiläufig in die dortige Kultur abzutauschen, die Menschen und ihren Alltag kennenzulernen.
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