Theo Skoog (Björn Bengtsson) ist ein wahrer Nationalheld Schwedens, alle kennen sie den berühmten und erfolgreichen Golfspieler. Umso größer ist der Schock, als er sich bei der Polizei meldet und angibt, seine an Depressionen leidende Frau Lili (Cecilia von der Esch) sei von Bord seines Bootes gesprungen und nicht mehr aufgetaucht. Damit hinterlässt sie nicht nur Theo, sondern auch den gemeinsamen Sohn. Als Alexander Forsman (Nicolai Cleve Broch) den Fall übernimmt, unterstützt durch einen jungen Kollegen, den sie alle nur Welpe (Julius Fleischanderl) nennen, heißt es von oberer Stelle, die Sportikone solle unter allen Umständen geschont werden. Der Selbstmord sei schon schlimm genug. Während die beiden der Spur nachgehen und dabei auch Lilis aufbrausender Mutter Anki (Mia Benson) begegnen, hat Staatsanwältin Nora Linde (Alexandra Rapaport) ganz andere Sorgen …
Auf der Suche nach der verschwundenen Frau
Fans dürfen sich freuen: Nach einer längeren Pause meldet sich die im ZDF ausgestrahlte Krimireihe Mord im Mittsommer zurück. Zum Auftakt gab es letzte Woche in Angelica einen spannenden Fall um eine vermisste Frau und einen extravaganten Meisterdieb, der den Polizisten dabei hilft, das Verbrechen aufzuklären. Mit Lili folgt nun bereits der zweite von sechs Filmen der aktuellen dritten Staffel, bevor es die Woche drauf mit Olivia weitergeht. Die Titel machen dabei bereits klar, dass im Mittelpunkt jedes Mal eine Frauenfigur steht. Tatsächlich geht es wie schon vergangene Woche in der heutigen Geschichte um eine verschwundene Frau, der Ehemann ist Tatverdächtiger Nummer eins.
Genauer ist er in Mord im Mittsommer: Lili auch der einzige. Wo es in Angelica noch andere Leute gab, die zumindest theoretisch in Frage gekommen wären, selbst wenn das mehr Alibifunktion hatte, wird nunmehr ganz darauf verzichtet, Alternativen aufzubauen. Das einzige Rätsel, das zu klären ist: Handelte es sich tatsächlich um einen Selbstmord oder hat der Gatte nachgeholfen? Für ein Publikum, das gern grübelt und Hypothesen aufstellt, was vorgefallen ist, dürfte das zu wenig sein. Es handelt sich hier um keinen Grübelkrimi, bei dem große Puzzles zusammengesetzt werden müssen. Stattdessen passt die Einteilung ins Thrillergenre deutlich besser, vor allem im zweiten Teil, wenn es zu mehreren brenzligen Szenen kommt, bei denen die Zuschauer und Zuschauerinnen mitfiebern dürfen.
Gute Spannung, schwache Figuren
Das mit der Spannung klappt ganz gut, wie schon beim letzten Mal. Auf vergleichbar stimmungsvolle Settings muss man hier zwar verzichten. Dafür gibt es wieder reichlich Aufnahmen der idyllischen Küstenlandschaft. Dem Auge wird also schon einiges geboten. Die Figuren sind dabei weniger interessant. So haben Lili sowie das Kindermädchen Evelina (Maja Johanna Englander) keinerlei Charaktereigenschaften. Björn Bengtsson als brutaler Ehemann und Mia Benson in der Rolle der alkoholliebenden Proll-Mutter sind da schon prägnanter, sind zudem unterhaltsam gespielt. Gleichzeitig schwanken die Figuren aber zwischen Stereotyp und Karikatur. Gleiches gilt für Alexanders Chef Stenmark (Gustaf Hammarsten), der in Mord im Mittsommer: Lili erneut unerträglich ist.
Wen das alles nicht stört, findet hier solide Sonntagabend-Unterhaltung, die nach einem recht gemächlichen Start später ordentlich zulegt. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass zwischendurch ein höherer Dramateil eingebaut wird. So gibt es erneut Probleme mit Alexanders Frau Vicky (Malin Crépin), die zwischenzeitlich lange verschwunden war, ohne dass dieser Strang weiterentwickelt würde. Nora wiederum hat mit ihrem Ex, sowie Jonas (Stefan Gödicke) zu kämpfen. Von den nie wirklich definierten Gefühlen zwischen ihr und Alexander ganz zu schweigen. Das wird dann zwar nie so exzessiv wie bei Dan Sommerdahl, das oftmals mehr Seifenoper als Krimi ist. Gebraucht hätte es die Stellen in Mord im Mittsommer: Lili aber nicht.
OT: „Morden i Sandhamn“
Land: Schweden, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Mattias Ohlsson
Drehbuch: Sara Heldt, Johan Widerberg
Vorlage: Viveca Sten
Musik: Fredrik Emilson
Kamera: Mats Axby
Besetzung: Alexandra Rapaport, Nicolai Cleve Broch, Björn Bengtsson, Maja Johanna Englander, Cecilia von der Esch, Mia Benson, Stefan Gödicke, Gustaf Hammarsten, Julius Fleischanderl, Kassel Ulving, Malin Crépin
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)