Omen 2023 Augure
© Wrong Men
„Omen“ // Deutschland-Start: 4. April 2024 (Kino) // 4. Oktober 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

15 Jahre schon hat Koffie (Marc Zinga) seine Heimat, die Stadt Lumbumbashi im Kongo, nicht mehr gesehen. Aufgrund eines Mals an der Wange, das er seit seiner Geburt hat, wird ihm seitens seiner  Verwandtschaft nachgesagt, er stehe in Verbindung mit bösen Mächten, weshalb er es als junge Erwachsener nicht abwarten konnte, in eine andere Kultur zu ziehen. Allerdings muss er nach wie vor seine Aussteuer seiner Familie zahlen. Weil seine Freundin Alice (Lucie Debay) von ihm Zwillinge erwartet, hofft er bei seiner Rückkehr, freundlicher aufgenommen zu werden. Im Kongo, in der Nähe seines Heimatdorfes, angekommen, stehen die Zeichen aber nicht sehr gut, als Koffie wegen eines Missverständnisses eine Art Exorzismus über sich ergehen lassen muss. Seine Schwester Tshala (Eliane Umuhire), die die beiden als einziges Familienmitglied freundlich aufnimmt, erklärt Alice von dem Aberglauben ihrer Familie, von dem Unglück, dass sie immer wieder heimgesucht hat und warum sie wie auch Koffi bei ihren Verwandten immer unten durch sein werden. Unterdessen sucht Koffie verzweifelt nach einer Möglichkeit, in den Augen seiner Familie, vor allem seiner Eltern, besser da zu stehen, doch je mehr er macht, desto mehr hat er das Gefühl, dass er eigentlich keinem etwas recht machen kann.

Empirisch und verspielt

In seiner Heimat, dem Kongo, und auch darüber hinaus, ist Serge Tshiani besser bekannt unter seinem Künstlernamen Baloji (Binti – Es gibt mich!). Seine Karriere begann er als Rapper, zunächst mit der Gruppe Starflame, doch später auch alleine, bis er 2019 mit Zombies seinen ersten Kurzfilm vorlegte, der unter anderem auf den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen gezeigt wurde. Sein erster Spielfilm Omen läuft 2023 in der Sektion Un Certain Regard der Filmfestspielen in Cannes und folgt der Prämisse Baloji, mit dem „Ernst eines Kindes“ zu arbeiten und dabei empirisch wie auch verspielt vorzugehen. Omen ist ein sehr eigenwilliges Projekt, in dem sich viele Einflüsse widerspiegeln und auch Themen, von den Spuren des Kolonialismus angefangen bis hin zum Umgang mit Aberglauben, Flucht, Heimat und Familie.

Die Beschreibung „empirisch und verspielt“, die der Regisseur einmal benutzte, um seine Kunst oder seine Auffassung von dieser zu definieren, ist für den Zuschauer eine interessante Herangehensweise bei Omen. Ausgehend von verschiedenen Charakteren, wobei Koffie eindeutig eine zentrale Position zukommt, werden zum einen verschiedene Facetten dieses Sozialgefüges Familie wie auch der Gemeinde gezeigt, und zum anderen Aspekte der Gesellschaft an sich, oder zumindest des kleinen Teils, den wir als Zuschauer sehen. Sequenzen, in denen nächtliche Blackouts gezeigt werden oder eben die Behördengänge, die scheinbar mit einem nicht geringen Anteil an Korruption vonstatten gehen, sind Beobachtungen des Alltags, wenn auch stilistisch überhöht. Dann gibt es noch Geschichten wie die der Figur Paco, eines Jugendlichen, der zu einer Straßengang (?) gehört und dessen Handlungsstrang Gewalt, Poesie, Wrestling und vieles andere miteinander vermischt. Es ist eine sehr eigenwillige Mischung, die Baloji seinem Zuschauer zumutet, doch einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihr nicht absprechen.

Zwischen Familie und Aberglaube

Aus erzählerischer Sicht überzeugt hingegen die Geschichte um Koffie und seine Schwester Ithala am ehesten. Beide gebrandmarkt als Außenseiter und Koffie sogar als Teuflischer sind sie hin und her gerissen zwischen ihrem Drang, diese Ablehnung hinter sich zu lassen und irgendwie doch dazu zu gehören. In einer der wohl interessantesten Szenen erklärt Itahla der verwirrten Alice beispielsweise, warum ihr Bruder sich nicht mehr zur Wehr setzt und welchen Einfluss die Mischung aus Familienbande und Aberglaube auf ihn hat. Durch teils absurde Situationen und Dialoge bringt Baloji immer wieder vieles auf den Punkt, betont das Bizarre eines Zustandes und wie sich Figuren lieber in Konflikte oder Widersprüche verrennen, anstatt sich einer Wahrheit zu stellen, die am Ende des Filmes doch über die hereinbricht. Dennoch ist der Level der Abstraktion, formal wie auch narrativ, immer wieder hoch, sodass es bisweilen schwer fällt, an diese Figuren heranzukommen oder zu verstehen, was sie gerade durchmachen.

Credits

OT: „Augure“
Land: Belgien, Kongo, Niederlande, Frankreich, Deutschland, Südafrika
Jahr: 2023
Regie: Baloji
Drehbuch: Baloji, Thomas van Zuylen
Musik: Liesa Van der Aa
Kamera: Joachim Philippe
Besetzung: Marc Zinga, Eliane Umuhire, Lucie Debay, Yves-Marina Gnahoua

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Omen
fazit
„Omen“ ist ein sehr eigenwilliges Familiendrama. Regisseur Baloji hat einen hohen künstlerischen Anspruch und einen gewissen Unterhaltungswert, doch in manchen Segmenten ist der Abstraktionsgrad so hoch, dass die Figuren und ihre Konflikte dabei etwas auf der Strecke bleiben.
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