Wie mit Menschen umgehen, die irgendwie anders sind? Die auf die eine oder andere Weise nicht dem entsprechen, was wir als Norm empfinden? Das sind Fragen, die in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht relevant wurden. Ob es nun die Integration von Flüchtenden ist, die aus einem anderen Kulturkreis kommen oder das hitzige Streitthema Transsexualität, an allen möglichen Fronten wird um Akzeptanz oder für Abgrenzung gekämpft. Vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erhielten bei diesen Diskussionen Menschen, die eine geistige oder körperliche Behinderung haben. Offensichtlich eignen die sich nicht als Hassbeitrag im Internet oder auf Stammtischen, weswegen sie auffallend oft ignoriert werden. Immerhin: Zuletzt gab es mehrere Filme, die auch ihnen eine Stimme verleihen wollen. Gerade die öffentlich-rechtlichen Sender tun sich in der Hinsicht hervor, etwa bei Toni, männlich, Hebamme: Eine Klasse für sich oder aktuell in Herzstolpern.
Mit Ramba Zamba kommt nun sogar ein Film ins Kino, der sich dieses Themas annimmt. Wobei er aus verschiedenen Gründen nur bedingt mit den obigen Beispielen zu vergleichen ist. So handelt es sich zum einen um einen Dokumentarfilm, zeigt also, was ist, und gibt nicht vor, wie es sein sollte. Dabei hat das Gezeigte durchaus Vorbildcharakter. Genauer lernt das Publikum hier RambaZamba kennen, ein Berliner Theater, in dem seit Jahren schon Menschen mit Trisomie 21 mitwirken. Anders als bei anderen Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine in sich geschlossene Veranstaltung. Vielmehr dürfen hier alle auf der Bühne stehen, ob mit Beeinträchtigung oder nicht. Willkommen sind sie alle.
Beiläufiger Blick hinter die Kulissen
Der umtriebige Doku-Regisseur Sobo Swobodnik (Klassenkampf, Bastard in Mind) dokumentiert das Ganze auch nicht. Er stellt die Leute mit Down-Syndrom nicht in den Mittelpunkt, kommentiert nicht. Stattdessen lässt er einfach mitlaufen, überlässt den anderen das Wort. Das Publikum erhält auf diese Weise Einblicke in den Ablauf, darf hinter die Kulissen schauen, wenn an einem Stück gearbeitet wird, von den frühen Proben bis zur Aufführung. Vor allem aber darf es mehr über die Menschen erfahren, die dort tätig sind. Dafür braucht es nicht einmal Interview-Szenen. Ramba Zamba ist auch in der Hinsicht von einer Beiläufigkeit geprägt, wenn wir einfach durch die gemeinsam verbrachte Zeit die Leute besser kennenlernen.
Das ist auch losgelöst von allen Inklusionsgedanken interessant. Der Dokumentarfilm lohnt sich für ein Publikum, das gern nah an den Menschen dran ist und Perspektiven anderer kennenlernt. Natürlich braucht es ein gewisses Faible für die Theaterkultur. Außerdem führt das Unmittelbare dazu, dass es manchmal ein wenig anstrengend wird. Insgesamt ist Ramba Zamba aber ein sehenswertes Werk, das spielerisch für mehr Akzeptanz wirbt, ohne dafür mahnende Worte gebrauchen zu müssen. Man taucht hier ein in eine gleichermaßen heile wie energiegeladene Welt, in der zwar das eine oder andere Hindernis gemeistert werden muss, aber doch dazu einlädt, selbst teilzunehmen, Zeit miteinander zu verbringen, eine Offenheit zu leben, die auf einmal ganz einfach wirkt.
OT: „Ramba Zamba“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Sobo Swobodnik
Drehbuch: Sobo Swobodnik
Musik: Elias Gottstein
Kamera: Sobo Swobodnik
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