Inzwischen ist Miles Morales darin versiert, als Spider-Man für Recht und Ordnung zu sorgen. Nur bei der Balance aus maskierten Heldentaten und seiner schulischen Laufbahn hapert es zuweilen ein wenig. Während er noch ein wenig mit sich ringt, wie es in Zukunft weitergehen soll, gerät er an The Spot, einen geheimnisvollen Superschurken, der durch Löcher an anderen Orten wieder herauskommt. Zur gleichen Zeit hat Gwen Stacy, die in ihrer Welt als Spider-Woman zu tun hat, eine eigenartige Begegnung. Als sie gegen den Bösewicht Vulture kämpft, der aus einem anderen Universum kommt, erhält sie Unterstützung von anderen Spider-Versionen. Dabei erfährt sie, dass es eine von Miguel O’Hara geleitete Spider Society gibt, die weltenübergreifend dafür sorgen, dass niemand am falschen Platz ist …
Parallelwelten voller Tragik
Das Multiversum nimmt kein Ende. Everything Everywhere All at Once, der große Gewinner der Oscars dieses Jahr, verband das Konzept mit einer bewegenden Geschichte rund um eine Einwandererfamilie. Vor allem aber Comic-Filme greifen auf dieses erzählerische Mittel zurück. So auch Spider-Man: Across the Spider-Verse. Dabei rennt man hier nicht einfach nur einem Trendthema hinterher. Stattdessen wird das aufgegriffen, was bereits 2018 in Spider-Man: A New Universe vorgegeben wurde, dem mit einem Oscar ausgezeichneten ersten Film einer neuen Animationsreihe um den Marvel-Helden. Damals musste Miles nicht nur mit den üblichen Erfahrungen kämpfen, die jeder neuer Spider-Man so macht. Er lernte zudem eine Reihe weiterer Spider-Variationen aus den unterschiedlichsten Welten kennen.
Bei Spider-Man: Across the Spider-Verse wird dieser Gedanke konsequent weitergesponnen. So gibt es gleich zu Beginn eine zweigeteilte Geschichte, wenn wir mal Miles folgen, mal Gwen, die in ihrer jeweiligen Welt Schurken jagen und dabei auch mit ihrem eigenen Leben zu kämpfen haben. Es dauert eine ganze Weile, bis diese zwei Fäden zusammenkommen – von den zahlreichen anderen ganz zu schweigen. Verschwendete Zeit ist das aber nicht, wird dabei doch wie schon beim letzten Mal der Fokus auf die Figuren gelegt. Das ist später wichtig, wenn die Geschichte deutlich emotionaler wird, gerade die Beziehungen zu den jeweiligen Eltern spielen eine große Rolle. Das Schicksal der Helden und Heldinnen geht mit einer enormen Verantwortung einher – und sehr viel Tragik. Das war bei den Live-Action-Varianten so, bei der animierten Fassung ist das nicht anders.
Ein visuelles Feuerwerk
Das bedeutet nicht, dass deswegen alles ernst wäre. Da sind immer wieder sehr amüsante Szenen dabei. Das kann die Schurken betreffen: Sowohl The Spot, der eigentlich gar kein Schurke sein will und anfangs alles falsch macht, wie auch eine ungewöhnliche Variante vom Vulture sorgen für Unterhaltung. Und dann sind da natürlich noch die zahlreichen Spider-Interpretationen. Die machten schon beim letzten Mal Laune, bei Spider-Man: Across the Spider-Verse sind es noch einmal deutlich mehr, selbst wenn es bei manchen nur für Cameos reicht oder sie als kurze Anspielung eingebaut werden. Das richtet sich klar an die Fans der Comic-Hefte, die mit den unzähligen Auftritten auch wirklich etwas verbinden können. Im Gegensatz zum Blockbuster Spider-Man: No Way Home wird aber nicht massiv auf Nostalgie gesetzt. So nett diese ganzen Elemente sind, sie sind nur Beiwerk.
Die größere Kreativität wurde ohnehin in die Optik investiert. Schon der erste Teil war ein visuelles Feuerwerk, bei dem die unterschiedlichsten Stile zusammengetan wurde. Bei der Fortsetzung wurde das noch einmal gesteigert. Der Clou: Man verdeutlichte die einzelnen Welten durch sehr individuelle Darstellungsweisen. Das passt dann nicht immer zusammen, soll es aber auch gar nicht. Stärker, als es bei Live-Action-Filmen versucht wurde und vielleicht auch möglich ist, hat man bei Spider-Man: Across the Spider-Verse wirklich das Gefühl, dass jede Welt in einem eigenen Universum zu Hause ist. Manches sieht aus wie ein Comic, anderes gleich einem Gemälde. Kurz dürfen auch Live-Action-Elemente auftauchen, im Multiversum ist alles möglich.
Narrativ zuweilen etwas dünn
Allerdings ist das mit einem kleinen Manko verbunden. Der Freischein, wirklich alles ausprobieren und zeigen zu dürfen, führte dazu, dass das Experimentieren zu einer Art Selbstzweck wurde. An vielen Stellen von Spider-Man: Across the Spider-Verse merkt man deutlich, dass das alles keinen narrativen Zweck mehr hat, sondern nur der Demonstration Fähigkeiten dient. Wer diese visuelle Kunstfertigkeit zu schätzen weiß, kommt bei diesen Bildern aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wem es mehr auf die Geschichte ankommt, für den ist das deutlich weniger faszinierend. Nicht nur dass das Drehbuchteam keine übermäßig originelle Geschichte zu erzählen hat und für diese auch noch lang braucht: Sie bricht zudem mitten ab. Wie bei Avengers: Infinity War ist das hier nur der erste Teil eines Abenteuers und endet mit einem fiesen Cliffhanger. Auf die Fortsetzung muss man noch bis nächstes Frühjahr warten, wenn Spider-Man: Beyond The Spider-Verse das Ende erzählt.
OT: „Spider-Man: Across the Spider-Verse“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Joaquim Dos Santos, Kemp Powers, Justin K. Thompson
Drehbuch: Phil Lord, Christopher Miller, David Callaham
Musik: Daniel Pemberton
Animation: Sony Pictures Animation
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