Tatort Azra Das Erste ARD Streamen online Mediathek TV Fernsehen
© ARD Degeto/ORF/Darryl Oswald/Felix Vratny

Tatort: Azra

Tatort Azra Das Erste ARD Streamen online Mediathek TV Fernsehen
„Tatort: Azra“ // Deutschland-Start: 29. Mai 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Seit einer Weile schon arbeitet Azra (Mariam Hage) als V-Person für die Polizei, genauer für die Abteilung für Wirtschaftskriminalität. Ihr Ziel ist, Informationen über den Datviani-Clan zu sammeln, um diesen endlich hinter Schloss und Riegel zu bringen. Doch dann wird der Bruder des Bosses vor einem seiner Clubs erschossen. Wer könnte dahinter stecken? Handelt es sich um den Anschlag eines rivalisierenden Clans? Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) stehen vor einem Rätsel, zumal niemand von den Datvianis mit ihnen sprechen mag. Und so müssen sie wohl oder übel auf Azra vertrauen, die sich den Weg bis in den innersten Zirkel bahnt. Aber je näher sie dem Oberhaupt kommt, umso größer ist die Gefahr. Denn wenn sie von jemandem enttarnt wird, stehen die Chancen schlecht, noch heil aus der Sache herauszukommen …

Ausflug in die Unterwelt

Zuletzt versuchte sich der Tatort mal wieder an gesellschaftlichen Themen. So sollte Das geheime Leben unserer Kinder mehr über die heutige Jugend verraten und damit eine Art Generationenporträt sein. Game Over wiederum spielte in der Gamer-Szene und öffnete für die beiden Münchner Kommissare das Tor zu einer anderen Welt. Im Vergleich dazu ist Azra wieder ein sehr klassischer Fall. Anstatt sich an inhaltlichen Ambitionen zu verheben und dabei aufzuzeigen, nichts über das eigene Thema zu sagen zu haben, weiß man hier sehr genau, wovon man erzählen will. Der 1239. Teil der ARD-Krimireihe nimmt uns mit in einen Ausflug in die Wiener Unterwelt, wo Clans das Sagen haben. Eine Parallelwelt, die außerhalb der Legalität arbeitet und auch deshalb schwer von der Polizei zu knacken ist.

Am Anfang steht dabei wie so oft ein Mord, wenn ein wichtigeres Bandenmitglied getötet wird. Und natürlich muss dieses Verbrechen irgendwie geklärt werden. Und doch ist Tatort: Azra nicht direkt ein Whodunnit-Krimi, bei dem unter zahlreichen Verdächtigen die richtige Person gefunden wird. Denn die Frage nach dem Täter oder der Täterin rückt schnell in den Hintergrund. Wichtiger war es, diese besagte Unterwelt zu zeigen. Wobei man sich bei der Geschichte auf einen einzelnen Clan konzentrierte. Der Vater, der Sohn, die Tochter – alle hängen sie mit drin. Hinzu kommen andere, die in diesen engeren Kreis hinein möchten, dabei aber mit äußerster Vorsicht vorgehen müssen. Da hat es jeder auf jeden abgesehen, Kämpfe gehören fest dazu, mal wortwörtlich, mal im übertragenen Sinn.

Zeitweise ziemlich stereotyp

Das ist dann alles ganz kompetent von Regisseur Dominik Hartl umgesetzt. Zwischenzeitlich wird es auch spannender, wenn Azra auf einmal spurlos verschwindet und niemand sagen kann, was mit ihr geschehen ist. Ist sie aufgeflogen und unschädlich gemacht worden? Ist sie untergetaucht? Oder vielleicht doch übergelaufen, wie einer der Polizisten anregt? Ansonsten ist Tatort: Azra inhaltlich aber kein übermäßig interessanter Teil. Vor allem bei der Darstellung der Gangsterfamilie gibt es nicht mehr als Klischees und Stereotype zu finden. Man versuchte nicht einmal, aus den einzelnen Mitgliedern tatsächliche Charaktere zu machen, sondern begnügte sich mit 08/15-Versatzstücken, weswegen man die Leute im Anschluss gleich wieder vergessen hat.

Erst ganz zum Schluss zeigt Drehbuchautorin Sarah Wassermair (Geschichten vom Franz) etwas mehr Eigensinn. Nicht nur dass sie eine nette Wendung eingebaut hat, die man nicht unbedingt wird kommen sehen. Sie präsentiert ihren Figuren und damit auch dem Publikum daheim vor den Fernsehern Stoff für Diskussionen. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass die Ermittlungen ziemlich willkürlich ablaufen. Die entscheidenden Stellen, wenn das Polizeiduo einen Schritt weiterkommt, fällt die Lösung quasi vom Himmel, anstatt dass sie jemand erarbeitet hätte. Aber zum Rätseln ist Tatort: Azra wie gesagt nicht gemacht. Wer darauf verzichten kann, sondern einfach nur eine Verbrecherjagd sehen möchte, den könnte es schlimmer treffen.

Credits

OT: „Tatort: Azra“
Land: Österreich
Jahr: 2023
Regie: Dominik Hartl
Drehbuch: Sarah Wassermair
Musik: Paul Gallister
Kamera: Ioan Gavriel
Besetzung: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Mariam Hage, Lasha Bakradze, Mariam Avaliani, Vladimir Korneev

Bilder

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Tatort: Azra
fazit
„Tatort: Azra“ handelt von einer Mördersuche, will aber in erster Linie das Porträt einer Unterwelt sein. Das ist kompetent umgesetzt, aber kaum originell. Einem gelungenen Ende stehen willkürliche Ermittlungen und diverse Stereotype gegenüber, weswegen hier Licht und Schatten eng zusammen liegen.
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