Aus der Kulinarik heutzutage nicht mehr wegzudenken und in Frankreich schon gleich gar nicht, hält sich der Wein als wohl zivilisiertestes Getränk der Welt. Die Geschichte des edlen Tropfens geht dabei Jahrtausende in die Vergangenheit zurück. Der französische Dokumentarfilmer Rasmus Dinesen rollt diese nun aus und beschäftigt sich nicht nur mit der Weinherstellung, sondern entführt uns auch in gigantische Weinkeller, edle Restaurants und Sterneküchen. Mit Mikrobiologen, jahrzehntelangen Händlern und regelrechten Weinexperten wird ein Versuch unternommen, um die Komplexität dieses Getränks unter die Lupe zu nehmen.
Themen über Themen
Wie bei vielen Dokumentationen gibt es meist die Herausforderung beim Einstieg: Wo fängt man an? Dokumentarfilmer Rasmus Dinesen weiß nicht so ganz eine Antwort, steigt er an einem beliebigen Moment ein und stößt auch das Publikum in kaltes Wasser. Fortan kommen unzählige Interviewgäste aus aller Welt zur Sprache, die ihre Erfahrungen und Expertise teilen. Die Themenlandschaft fällt dementsprechend breit gefächert aus. Angefangen mir der Bodenbeschaffenheit über Anbaugebiete bis hin zum größten Thema, die Paarung zwischen Wein und Essen, ist alles dabei. Aufgrund dieser breiten thematischen Vielfalt gibt es jedoch immer wieder das Problem, dass man nicht wirklich tiefe Erkenntnisse mitnehmen kann.
Der Teufel steckt im Detail
Bei der Paarung zwischen Wein und Essen beispielsweise erfährt man, dass Sommeliers technisch gesehen nach dem Trial and Error-Prinzip vorgehen. Woran wird sich aber genau orientiert und wie viel Bedeutung nimmt Säure und Geschmacksrichtung konkret ein? Nach dem Film ist man in der Hinsicht nicht viel schlauer. Vor dem Hintergrund, dass man Dokumentationen doch gerade deswegen schaut, um Wissen mitnehmen zu können, ist dies etwas unbefriedigend.
Die Dokumentation, wie auch die Interviewgäste machen aber keinen Hehl daraus: Bei der Komplexität des Weins hat kein Mensch ein allumfassendes Wissen und Konsens scheint es nur bedingt zu geben. So kommt es mitunter zu ziemlich viel Dissens und es zeigt sich, dass 100 Sommeliers zu einem spezifischen Essen vermutlich 100 unterschiedliche Weine empfehlen würden. Doch dies geben auch die Experten zu, wie es an einer Stelle heißt: „Die Paarung von Wein und Essen ist sehr subjektiv“.
Die Welt des Weins ist eine Welt des Vertrauens
Wenn an der einen oder anderen Stelle davon gesprochen wird, dass es sich bei der Weinherstellung um Kunst handelt, ergibt jedoch alles Sinn: Es gibt wohl kein richtig und falsch bei der Weinauswahl. Auf der anderen Seite stellt sich jedoch die Frage: Wo liegen die Gemeinsamkeiten und ein Konsens? Und was ist mit den Parker-Punkten, an denen man sich zumindest als Laie gut orientieren kann?
Antworten auf diese Fragen sucht man leider vergebens. Stattdessen kommt es im Laufe der Dokumentation immer mehr dazu, dass man mit den individuellen Empfehlungen bombardiert wird. Zu Lachs passt Pinot Noir, Joschuari zu Langusten und Ribera del Duero zu Lammbraten – die Liste wäre wohl endlos, würde es die ganze Zeit so weiter gehen. Terroir erinnert vor dem Hintergrund an die Pendant-Produktion Prickelnd über Champagner, die, um fair zu bleiben, noch mehr auf Product-Placement und Influencing und weniger auf die Vermittlung von Wissen setzt.
OT: „Terroir to Table“
Land: Frankreich, Dänemark
Jahr: 2022
Regie: Rasmus Dinesen
Drehbuch: Rasmus Dinesen
Musik: Bjørn Vidø
Kamera: Rasmus Dinesen, Jesper Jarl Becker
Mitwirkende: Sebastian Russold, Guy Savoy, Olivier Poussier, Florencia Abella, Yoshihiro Narisawa, Pascaline Lepeltier, Nick Solares
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