The Boogeyman Stephen King
© 20th Century Studios

The Boogeyman

The Boogeyman Stephen King
„The Boogeyman“ // Deutschland-Start: 1. Juni 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Seit dem tragischen Tod ihrer Mutter haben Sadie Harper (Sophie Thatcher) und ihre kleine Schwester Sawyer (Vivien Lyra Blair) mit ihrem Alltag zu kämpfen. Hinzu kommt, dass ihr Vater Will (Chris Messina) ihnen keine Hilfe ist und sich in seine Arbeit vergräbt, obwohl er als Therapeut sehr erfahren mit dem Umgang von Trauer ist. Als eines Tages Lester Billings (David Dastmalchian) plötzlich vor der Tür steht, um Will von seinen Problemen zu erzählen, will dieser ihn erst einmal wegschicken, bevor er sich von dem verzweifelten Mann überreden lässt ihm zuzuhören. Seine furchterregende Geschichte von einem Monster, das seine Kinder getötet haben soll, geht Will durch Mark und Bein. Doch es wird noch schlimmer, denn in Folge kommt es zu einer Reihe seltsamer Ereignisse. So entwickelt Sawyer eine zunehmend gravierende Angststörung und ist fest davon überzeugt, dass ein Monster bei ihnen zu Hause ist und es auf sie abgesehen hat …

Horrorfilm mit viel Vorabhype

In den letzten Jahren gab es den je nach Sichtweise erfreulichen oder bedauerlichen Trend, dass eine Reihe von Filmen, die eigentlich fürs Kino gedacht waren, stattdessen bei den Streamingdiensten landeten. Aber es gibt auch den Gegentrend, dass manche für Video on Demand produzierte Titel bei Testscreening so gut ankamen, dass sie zu Kinofilmen umfunktioniert wurden. Gerade im Horrorbereich kam das zuletzt verstärkt vor. Und tatsächlich erwies sich die Entscheidung für einen Kinostart sowohl bei Smile – Siehst du es auch? wie auch Evil Dead Rise als richtig, beide Filme spülten viel Geld in die Kassen der jeweiligen Studios. Ob The Boogeyman diese Erfolgssträhne fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Zumindest wurde im Vorfeld richtig viel Hype erzeugt, von einem der furchterregendsten Filme des Jahres war die Rede.

So richtig wird das Endergebnis diesem Hype aber nicht gerecht. Dabei ist der Einstieg noch stark. Vor allem die Szene mit einem hypernervös auftretenden David Dastmalchian hinterlässt Eindruck, wenn der rätselhafte Patient einen Vorgeschmack gibt auf das, was die Familie da erwartet. Allgemein sind die schauspielerischen Leistungen auf einem hohen Niveau. Das ist hier wichtiger, als es oft bei Horrorfilmen der Fall ist, da zumindest die erste Hälfte abwechselnd von Trauma und der puren Angst erzählt. In The Boogeyman ist da gar nicht so viel von dem konkreten Monster zu sehen. Regisseur Rob Savage, der in seinen letzten Filmen Host und Dashcam vor allem auf ungewöhnliche Perspektiven und Kameraeinstellungen setzte, demonstriert hier, dass er auch im konventionellen Spiel mit den Schatten sein Handwerk versteht.

Am Ende zu konventionell

Mit der Zeit gibt der Film das bloße Andeuten jedoch auf. Wie so viele Horrortitel fühlte man sich verpflichtet, doch noch konkret zu werden und die furchterregende Kreatur zu visualisieren. Das ist einerseits verständlich, gerade in dem Genre gibt es doch ein größeres Publikum, das Klartext bevorzugt. Aber es ist auch schade. The Boogeyman folgt hier wie auch an anderen Stellen zu sehr dem Bewährten, wird mit der Zeit immer austauschbarer. Dass die Hauptfiguren irgendwelche unheimlichen Beobachtungen machen, die ihnen sonst niemand glaubt, ist ein inzwischen schon sehr abgegriffenes Motiv. Da hätte es wenigstens beim Ablauf mehr Eigensinn geben dürfen, überraschende Szenen oder sonstige Wendungen, die dafür sorgen könnten, dass der Film aus der Masse an ähnlich gelagerten Titeln hervorsticht.

Das bedeutet nicht, dass das Ergebnis schlecht ist. Tatsächlich hat die Adaption der Kurzgeschichte Das Schreckgespenst von Stephen King, die 1978 in dem Sammelband Nachtschicht erschienen ist, einiges zu bieten. Immer wieder sind da atmosphärische Szenen dabei oder auch solche, die zu Herzen gehen. Gegend Ende wird es beispielsweise richtig rührend, wenn Savage die verschiedenen Themen zusammenführt. Damit ist The Boogeyman also durchaus einer der besseren Horrortitel der letzten Zeit. Wer diese Art Filme mag, sollte sich diesen nicht entgehen lassen. Die altbekannte Formel wird kompetent umgesetzt, was gerade bei King-Filmen keine Selbstverständlichkeit ist. Die enormen Vorschusslorbeeren waren dann aber doch etwas übertrieben, da wäre noch mehr wünschenswert gewesen.

Credits

OT: „The Boogeyman“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Rob Savage
Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods, Mark Heyman
Vorlage: Stephen King
Musik: Patrick Jonsson
Kamera: Eli Born
Besetzung: Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien Lyra Blair, David Dastmalchian, Marin Ireland, Madison Hu

Bilder

Trailer

Interviews

Ihr wollt noch mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, gleich zwei Interviews zu The Boogeyman zu führen. So sprechen wir mit Regisseur Rob Savage und Hauptdarsteller Chris Messina über die Arbeit an The Boogeyman, den Erfolg von Stephen King und persönliche Ängste.

Rob Savage [Interview]

Chris Messina [Interview]

Stephen King Special

Stephen King

Ihr wollt noch mehr vom König des Horrors sehen? In unserem Themenspecial über Stephen King blicken wir zurück auf vergangene Filme und Serien, die auf seinen Werken basieren, und sammeln mehrere Dutzend Rezensionen.

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Boogeyman
fazit
Der Hype war im Vorfeld groß. „The Boogeyman“ erfüllt dieses Versprechen aber nur zum Teil. So ist der Horrorfilm um eine trauernde Familie und ein Monster, das in den Schatten lauert, atmosphärisch und zudem stark gespielt. Aber es ist schon ziemlich konventionell, was da abgeliefert wurde. Es gelingt der Adaption einer Kurzgeschichte von Stephen King nicht so richtig, sich von der Masse ähnlicher Titel abzuheben.
Leserwertung44 Bewertungen
4.9
6
von 10