The Desert

Im Leben von Peggy (Patricia Arquette) stimmt schon lange nichts mehr so wirklich. Ihr Mann Danny (Matt Dillon) sitzt im Knast, sie selbst hat mit ihrer Drogenabhängigkeit zu kämpfen, zu ihrer Familie ist der Kontakt mehr als schwierig. Ausnahme ist ihre Mutter, zu der sie ein enges Verhältnis hat und mit der sie zusammen in der kleinen Wüstenstadt Yucca Valley, Kalifornien lebt. Als diese stirbt, bricht damit ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens weg. Dafür lernt sie Bruce (Brad Garrett) kennen, der als Privatdetektiv arbeitet und sie dazu inspiriert, selbst in diesem Beruf Fuß zu fassen – auch wenn Bruce sehr skeptisch ist. Tatsächlich findet sie Gefallen an der Tätigkeit und beginnt zu ermitteln, macht dabei unter anderem die Bekanntschaft von Bob (Rupert Friend), der als Guru das Wüstenstädtchen für sich gewinnen will …

Geheimnisse in einem kleinen Wüstenstädtchen

Auch wenn Apple TV+ im Ruf steht, kaum etwas zu veröffentlichen, zuletzt kamen da doch zumindest im Serienbereich vergleichsweise viel Nachschub. Neben den Fortsetzungen bereits etablierter Serien sind einige ganz neu gestartet. So entführte uns Silo in eine düstere Zukunftsvision, in der die Menschen sich in unterirdische Silos zurückgezogen haben, um der zerstörten Welt zu entkommen – was mit einigen Geheimnissen verbunden ist. Bei Fire in the Sky geht es ebenfalls mysteriös zu, wenn der junge Protagonist herauszufinden versucht, wer auf seine Freundin geschossen hat. Mit The Desert kommt nun die dritte neue Serie innerhalb von zwei Wochen heraus. Auch dieses Mal spielen Geheimnisse eine große Rolle, welche die Hauptfigur aufdecken muss. Das Ergebnis geht jedoch in eine etwas andere Richtung.

So ist The Desert, im Original High Desert genannt, humorvoll angelegt. Über weite Strecken handelt es sich bei der Serie um eine Komödie. Diese arbeitet mit schwarzem Humor. Sie arbeitet vor allem aber auch mit schrägen Figuren. Gerade die beiden männlichen Hauptfiguren sind immer wieder für amüsante Momente gut, wenn sich Rob an seiner spirituellen Berufung versucht. Bei Danny ist es die Mischung aus krimineller Energie und eigenen Spinnereien, die für ein Schmunzeln sorgen. Im Mittelpunkt steht jedoch eindeutig Peggy, die sich für keinen Spruch zu schade ist und mit ihren Amateur-Methoden immer mal wieder an ihre Grenzen stößt. Auch das kann Spaß machen, das Exzentrische wird immer wieder betont, wenn die Protagonistin einen Platz für sich sucht und nie so richtig fündig wird.

Zwischen Drama, Komödie und Krimi

Gleichzeitig ist ihre Figur aber auch eine sehr tragische. Immer wieder werden diese kuriosen Ausflüge in die Schattenwelt des von einer gleißenden Sonne erdrückten Ortes durch richtige Abgründe unterbrochen. Gerade das Verhältnis innerhalb der Familie ist zerrüttet und geht einem zu Herzen. So lustig diese Selbstsuche einer Frau ist, die kaum zum Bild einer Privatdetektivin passt, so traurig ist dies auch. The Desert kann an dieser Stelle auf die Darstellungskunst ihrer Hauptdarstellerin Patricia Arquette (Boyhood) zählen, der es gelingt, diese verschiedenen Aspekte in sich zu vereinen und Peggy zu einer der spannendsten Charaktere der letzten Zeit macht. Allein deshalb schon lohnt es sich, den Abstecher in die Wüste zu wagen.

Gleichzeitig ist der Wandel von Komödie zu Drama und Krimi natürlich nicht einfach. Auch wenn Regisseur Jay Roach (Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat, Bombshell – Das Ende des Schweigens) in all diesen Genres Erfahrungen hat: Da knirscht es zuweilen ein wenig. Hinzu kommt, dass man sich zwischendurch nicht mehr sicher ist, was die von Nancy Fichman, Katie Ford und Jennifer Hoppe entwickelte Serie eigentlich erzählen will. Da kommen die einzelnen Stränge einfach nicht so zusammen, wie es wünschenswert gewesen wäre. Das zeigt sich gerade auch beim Schluss, wenn nach acht Folgen alles recht abrupt endet. Der Weg dorthin ist aber durchaus spaßig, zumal die Laufzeit der einzelnen Episoden oft nur etwa eine halbe Stunde beträgt. Insofern ist The Desert ein weiterer sehenswerter Beitrag innerhalb des stetig wachsenden Sortiments von Apple TV+, selbst wenn am Ende nicht das erhoffte große Highlight draus geworden ist.