Geldsorgen hat Thomas Crown (Steve McQueen) eigentlich keine, als Millionär hat er genug davon, um selbst seine teuren Leidenschaften zu finanzieren. Als er einen Bankraub organisiert, dann auch mehr aus Neugierde, ob das von ihm ausgedachte System wirklich funktioniert. Das tut es, insgesamt 2,6 Millionen US-Dollar erbeutet die von ihm zusammengestellte Crew. Da sich die Männer untereinander nicht kannten und Crown nie zu Gesicht bekommen haben, gibt es keine Spur, die zu dem Hobby-Mastermind führt. Police-Lieutenant Eddy Malone (Paul Burke) steht vor einem Rätsel. Im Gegensatz dazu hat Vicki Anderson (Faye Dunaway), die für die Versicherung arbeitet, eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer hinter allem steckt. Sie muss es nur noch beweisen können …
Der Verbrecher als Sympathieträger
Auch wenn es im Krimi-Genre natürlich die unterschiedlichsten Ausprägungen und Variationen gibt, bei den meisten geht es darum, ein Verbrechen aufzuklären. Gemeinsam mit der Hauptfigur geht das Publikum auf Spurensuche, um am Ende den Täter und damit den Antagonisten zu schnappen. Im Sonderfall des Heist Movies wird das Verhältnis umgekehrt. Nicht nur, dass der Antagonist da der Protagonist ist und das Publikum diesen anfeuern soll. Auch bei der zeitlichen Gewichtung sind die zwei Krimiarten entgegengesetzt: Nicht die Auflösung des Verbrechens steht im Mittelpunkt, sondern die Vorbereitung desselben und die Ausführung. Ob nun der Klassiker Rififi mit der legendären Safe-Szene oder der Blockbuster Ocean’s Eleven, der Weg ist das Ziel. Allein deshalb schon ist Thomas Crown ist nicht zu fassen interessant, das diese beiden Richtungen in sich vereint.
Erneut ist es hier der Verbrecher der Protagonist. Einer, dem man eher die Daumen drückt, selbst dann wenn er gerade eine Bank ausraubt. Hinzu kommt, dass Thomas Crown im Gegensatz zu vielen seiner kriminellen Kollegen, dies nicht aus wirtschaftlichen Beweggründen tut. Er braucht das Geld gar nicht, für ihn ist das alles nur ein lustiger Zeitvertreib – was nicht sehr sympathisch ist. Aber wenn ein solcher Mensch von Steve McQueen (Flammendes Inferno, Kanonenboot am Yangtse-Kiang) verkörpert wird, dann verzeiht man einiges. Charisma ist dann doch wichtiger als Moral. Das wird auch Vicki zum Verhängnis, die Thomas zunehmend verfällt und dadurch in eine Zwickmühle gerät. Soll sie ihrem Herzen folgen oder ihrem Verstand? Thomas Crown ist nicht zu fassen lebt auch maßgeblich von diesem besonderen Verhältnis zwischen Anziehung uns Antagonismus, das Zusammenspiel von McQueen und Dunaway (Bonnie und Clyde) funktioniert sehr gut.
Verspielt und unterhaltsam
Dieses Spielerische zeigt sich auch in der Inszenierung. So ist der Einsatz von Splitscreens auffällig, die in den unterschiedlichsten Momenten zu sehen sind. Manchmal tragen sie zum Inhalt bei, etwa beim Banküberfall. In anderen Fällen dient das mehr der Atmosphäre. Das ist auch ein Vorwurf, der Regisseur Norman Jewison (In der Hitze der Nacht, Rollerball) immer mal wieder gemacht wurde. Thomas Crown ist nicht zu fassen sei mehr Stil als Substanz. Die Kritiken waren seinerzeit auch nicht überragend. Später hat sich das gewandelt. Tatsächlich ist der Krimi kein übermäßig gehaltvoller Film. Klar, da ist der besagte Zwiespalt von Vicky, der zumindest sie nachdenken lässt, was sie tun soll. Aber davon sollte man nicht zu viel erwarten, hier steht der Spaß im Vordergrund.
Dieser ist dafür zweifelsfrei da. Da sind die besagten Stärken des Schauspiels und der Inszenierung, die für sich genommen schon für gute Unterhaltung sorgen. Aber auch die Geschichte hat ihren Anteil daran, dass man mehr als fünf Jahrzehnte später noch immer gebannt zusieht. Ungewöhnlich ist dabei, dass der Film, im Gegensatz zu den meisten Heist Movies, gleich mit dem Coup beginnt. Der übliche Höhepunkt wird hier zur Ausgangssituation. Die Spannung besteht bei Thomas Crown ist nicht zu fassen nicht darin, ob es dem Protagonisten gelingt, die Bank auszurauben, sondern wie es im Anschluss weitergeht. Wird die Polizei ihn doch noch schnappen? Kommt der Verbrecher davon? Und welche Entscheidung wird die Versicherungs-Detektivin am Ende treffen?
OT: „The Thomas Crown Affair“
Land: USA
Jahr: 1968
Regie: Norman Jewison
Drehbuch: Alan R. Trustman
Musik: Michel Legrand
Kamera: Haskell Wexler
Besetzung: Steve McQueen, Faye Dunaway, Paul Burke, Jack Weston, Yaphet Kotto, Addison Powell, Biff McGuire, Astrid Heeren, Sidney Armus
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1969 | Bestes Lied | Michel Legrand, Alan Bergman, Marilyn Bergman | Sieg |
Beste Musik | Michel Legrand | Nominiert | ||
BAFTA | 1970 | Beste Musik | Michel Legrand | Nominiert |
Golden Globes | 1969 | Bestes Lied | Michel Legrand, Alan Bergman, Marilyn Bergman | Sieg |
Beste Musik | Michel Legrand | Nominiert |
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