Seit einem einschneidenden Erlebnis in ihrer Jugend wird Lindsay (Mae Whitman) von imaginären Versionen ihrer Freundin Celeste (Sophia Hammons) sowie ihren Eltern (John Hodgman, Katie Finneran) begleitet. Die drei erinnern sie stets daran, nicht ihr wahres Selbst zu zeigen, sondern sich immer als lieb und nett zu präsentieren. Kurz vor ihrer Hochzeit im Jahre 1999 möchte sie ihr Leben aber dann doch in die eigene Hand nehmen. Sie zieht alleine nach New York, um Schriftstellerin zu werden – entgegen der Wünsche ihrer Stimmen im Kopf. Der Start in der neuen Umgebung verläuft alles andere als optimal, doch als sie Miguel (Carlos Valdes) trifft, scheint es zwischen den beiden zu funken. Was Lindsay jedoch nicht weiß: Miguel wird ebenfalls von drei imaginären Stimmen beraten …
Viel Musik um nichts
Warum nur ist Up Here ein Musical? Entgegen der immer noch weit verbreiteten Meinung muss eine Adaption rein gar nichts vom Original übernehmen. Natürlich müssen auf der juristischen Ebene alle Rechte geklärt und der Name der Vorlage angegeben werden und so weiter. Inhaltlich jedoch muss eine Verfilmung so viel mit dem Original zu tun haben wie Killing Eve mit Die geheimnisvolle Welt der Elefanten. Während es unbestritten sinnlos wäre, einfach alles zu ändern, soll damit nur aufgezeigt werden, dass keinerlei Verpflichtung besteht, bestimmte Elemente zu übernehmen. Up Here ist ein Musical aus dem Jahre 2015, aber das heißt doch nicht, dass die Serienadaption nun auch eines sein muss. Die Lieder sind sicher alle in Ordnung, und nach Sichtung der Serie mag sich der geneigte Zuschauer das ein oder andere davon sicher auch noch zwei- oder dreimal auf YouTube anhören, wenn der Algorithmus seine Spionagearbeit getan hat und sie einem vorschlägt. Aber die Aspekte der Romanze beziehungsweise der Komödie gehen im Vergleich völlig unter.
Eine andere Betrachtungsweise wäre, dass die Lieder eben genau deshalb hier präsent sind, weil es mit den anderen Bereichen nicht weit her ist. Die Geschichte ist ziemlich dünn und von einem konstanten Hin und Her geprägt. Liebe mag im realen Leben nicht geradelinig sein und gerade in einer fiktionalen Erzählung sollten den Liebenden Hindernisse in den Weg gelegt werden, bevor sie zueinander finden. Das kann ja aber keine Entschuldigung dafür sein, nichts zu erzählen und das dann auch noch zu wiederholen. Offiziell hat Up Here acht Folgen, überspitzt gesagt besteht die Serie jedoch aus ihrem Piloten, dem Finale und einer weiteren Episode, die dazwischen unter sechs verschiedenen Titeln veröffentlicht wurde.
Gut besetzt, wenig draus gemacht
Die Prämisse ist durchaus interessant und die ersten zwei Folgen sind vielversprechend. Die Serie macht im weiteren Verlauf aber viel zu wenig mit den Stimmen in den Köpfen der Protagonisten. Es ist zunächst auch überhaupt nicht klar, ob Außenstehende mitbekommen, dass die Protagonisten „mit der Luft“ reden, wenn sie im Dialog mit den imaginären Figuren stehen. Up Here klang im Writers Room sicher super auf dem Papier, über die Umsetzung lässt sich das nur leider nicht sagen. Ein zweistündiger Film wäre hier womöglich die bessere Wahl gewesen.
Wie Kindred: Verbunden endet auch diese Hulu-Serie, die hierzulande nun auf Disney+ verfügbar ist, mit einem Cliffhanger. Dieser mag bei den meisten Zuschauern, die es bis hierher geschafft haben, trotz der Kritikpunkte den Wunsch nach einer zweiten Staffel wecken. Es bleibt zu hoffen, dass Up Here nicht ebenfalls abgesetzt wird. Wieder einmal sind die Hauptdarsteller hier der große Pluspunkt. Mae Whitman (Eine zweite Chance) und Carlos Valdes (der seiner Paraderolle des Cisco aus The Flash hier komplett entwachsen ist) funktionieren hervorragend miteinander. Whitman könnte die Show sicher auch alleine tragen, während Valdes zwar ebenfalls charismatisch ist, aber mit den ihm gegebenen Handlungssträngen ohne Whitman zuweilen doch etwas uninteressant wirken mag. Wer sich vom Pacing der Show nicht zum vorzeitigen Abschalten verleiten lässt, kann dem Hin und Her der beiden allein ihretwegen mit mildem Vergnügen folgen.
OT: „Up Here“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Thomas Kail, Kimmy Gatewood, Chioke Nassor, Rachel Raimist
Drehbuch: Steven Levenson, Kristen Anderson-Lopez, Robert Lopez, Danielle Sanchez-Witzel, Berkley Johnson, Evangeline Ordaz, Kate Gersten, Courtney Perdue, Baindu Saidu, Sam Sklaver, Noah Diaz
Vorlage: Kristen Anderson-Lopez, Robert Lopez
Musik: Christophe Beck, Alex Kovacs
Kamera: Ashley Connor
Besetzung: Mae Whitman, Carlos Valdes, Katie Finneran, John Hodgman, Andréa Burns, Sophia Hammons, Emilia Suárez, Rehanshi Mirza, Scott Porter, Michael Benz, Adam Kaplan, Ayumi Patterson, George Hampe, Scott Turner Schofield
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