Basti (Sebastian Bezzel) schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, verdient sich sein Geld, indem er mit seiner Fahrradrikscha Touristen und Touristinnen durch München fährt. Als eines Tages die 17-jährige Dina (Sarah Horváth) aus Bitterfeld vor seiner Tür steht, hat diese jedoch nur wenig Interesse an Sightseeing. Vielmehr will sie Geld. 15.000 Euro genaugenommen. So viel sollte sie ihm schon wert sein, ist sie doch seine Tochter und hat gleichzeitig Sohn Paul im Schlepptau. Basti ist überwältigt davon, auf einmal Vater und Opa zu sein. Vor allem aber stresst ihn das mit dem Geld. Woher soll er so viel nehmen? Da weder sein Vater Lambrecht (Heiner Lauterbach) noch seine Schwester Thea (Monika Gruber) eine Hilfe sind, muss er sich anderweitig etwas einfallen lassen – und entdeckt dabei eine familiäre Seite in sich …
Bayern-Komödie mit den üblichen Klischees
Im Fahrtwasser des riesigen Erfolgs von Wer früher stirbt ist länger tot, das 2006 stolze 1,8 Millionen Menschen in die Kinos lockte, gab es eine ganze Reihe von Komödien, die sich mit dem Leben in Bayern befassten. Diese Zahlen konnten die anderen Werke nicht mehr erreichen, die Welle ebbte mit der Zeit ab. Erst mit der Dampfnudelblues (2013) gestarteten Provinz-Krimikomödien nach Rita Falk wurden bajuwarische Possen wieder massentauglich. Inzwischen gibt es fast jährlich einen neuen Film, der zuverlässig Besucherzahlen jenseits der Millionengrenze vorweisen kann. Ein Jahr vor diesem Überraschungshit gab es schon einmal eine bayerische Kinokomödie, in der Sebastian Bezzel die Hauptrolle spielte. Doch trotz schauspielerischer Prominenz, die Einspielergebnisse von Vatertage – Opa über Nacht waren eher unauffällig.
Wobei der Film nur bedingt das Lokale als solche porträtiert. Einzelne Elemente gibt es natürlich schon. So klappert Regisseur Ingo Rasper (Sterben ist auch keine Lösung) brav übliche Touristen-Hotspots wie den Marienplatz ab, auch Weißwürste und Oktoberfest stehen auf dem Programm. Außerdem nutzt er in Vatertage – Opa über Nacht Kontraste, wenn zwei Frauen aus dem Osten nach Süddeutschland fahren, wo natürlich grundsätzlich alles anders ist. Da darf dann selbst ein Witz über den Leberkäse nicht fehlen, der weder Leber noch Käse enthält. Sonderlich einfallsreich ist das nicht. Wo andere Filme bayerische Eigenheiten vielleicht noch irgendwie aufs Korn nahmen, begnügt man sich hier damit, das alles einfach nur aufzuzählen und dann kümmerlich verhungern zu lassen.
Ein Junggeselle und die plötzliche Familie
Aber das eigentliche Thema ist ja sowieso ein anderes. Eigentlich geht es in Vatertage – Opa über Nacht um einen eingefleischten Junggesellen, der plötzlich Vater und Opa ist. Szenarien um freiliebende Männer, die auf einmal Familie haben, gibt es natürlich ohne Ende. Sie funktionieren auch überall, sind unabhängig von Staat und Kulturkreis. Dass der Protagonist auf einmal Opa ist, in seinen 40ern auch noch, das ist zwar schon ungewöhnlich. Es ändert aber nicht wirklich viel an den alten Konzepten. Auch hier zeigt sich die deutsche Komödie sehr einfallslos, eine Mischung aus abgestanden Witzen, die weder für sich genommen noch in Kombination Anlass zum Lachen sind.
Etwas mehr wurde in die Nebenfiguren investiert. Das Ensemble ist an den Stellen auch fleißig, sei es nun eine ätzende Monika Gruber, ein betont femininer Heiner Lauterbach oder auch Nina Gummich in der Rolle der polternden besten Freundin. All das reicht aber nicht aus, um wirklich für Vergnügen zu sorgen. Rund anderthalb Stunden dauert Vatertage – Opa über Nacht, was eigentlich nicht sehr viel ist. Und doch ist es hier zu viel. Die Komödie um einen Mann, der sich plötzlich in einer ganz neuen Rolle wiederfinden muss, gibt sich zwar schwungvoll, ist aber so nichtssagend, so frei von Kontur und einer tatsächlichen lokalen Färbung, dass man das Ergebnis – trotz netter Schlusspointe – gleich wieder vergessen hat.
OT: „Vatertage – Opa über Nacht“
Land: Deutschland
Jahr: 2012
Regie: Ingo Rasper
Drehbuch: Thomas Bahmann, Ralf Hertwig
Musik: Martin Probst, Peter Horn
Kamera: Ueli Steiger
Besetzung: Sebastian Bezzel, Sarah Horvath, Monika Gruber, Heiner Lauterbach, Christiane Paul, Nina Gummich, Adam Bousdoukos, Max Hegewald
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