White House Plumbers

Für den ehemaligen FBI-Agenten Gordon Liddy (Justin Theroux) und den ehemaligen CIA-Agenten Howard Hunt (Woody Harrelson) ergibt sich nach Jahren der Abwesenheit vom öffentlichen Dienst eine neue Chance, sich für ihr Land stark zu machen: Sie sollen für das Weiße Haus die Wiederwahl des amtierenden republikanischen Präsidenten Richard Nixon sichern – und das durch mehr als fragwürdige Spionage-Aktionen gegen die demokratische Partei. Was die beiden mit ihrem Team im Mitwissen amtierender Regierungsmitarbeiter verursachen, soll später als „Watergate-Affäre“ in die Geschichtsbücher eingehen.

Ein starkes Team

Die 5-teilige HBO-Serie beschäftigt sich mit den wahren Ereignissen rund um die Watergate-Affäre. Teilweise basierend auf dem Buch Integrity: Good People, Bad Choices, and Life Lessons from the White House arbeitet die Miniserie diese irre Geschichte sehr nah an den tatsächlichen Geschehnissen auf – lediglich zur Dramatisierung, welche für eine unterhaltsame Sendung nötig ist, wurden vereinzelt Freiheiten genommen. Mit Woody Harrelson und Justin Theroux in den Hauptrollen ist dieses Werk hochkarätig besetzt und erhält durch deren großartiges Schauspiel eine ganze besondere Kredibilität und einen angenehmen „In-Character“-Humor, der für Schmunzeln und auch größere Lacher sorgt – und sich über diese beiden furchtbaren Charaktere zurecht lustig macht. Denn gerade das kann HBO besonders gut: trocken wirkende Stoffe unterhaltsam darstellen, ohne zu übertreiben oder den Fokus zu verlieren.

Hitlerverherrlichung und Kommunistenfeinde

Weniger gut in ihrem Job waren die Charaktere, denen die beiden hochklassigen Schauspieler ihr Gesicht leihen: Liddy und Hunt sind beide, passend zu den 70er Jahren, eingebildete, selbstverliebte „echte“ Männer. Sie halten sowieso schon viel von sich selbst und dürfen ihr Ego durch ihre neue Tätigkeit für die „Demokratie, Freiheit und den Helden Nixon“ noch weiter aufblasen – „schön“ ist auch, dass Liddy großer Hitler-Fan ist und dessen Reden zur Motivation nutzt und Hunt der amerikanisch-typische Kommunistenhasser ist, der nur darauf wartet, wieder gegen sie in den Krieg zu ziehen. Dieses Mal sind es die „kommunistischen“ Demokraten, die, wie heutzutage immer noch als Argument sehr beliebt, gegen die Freiheit und das „Real America“ seien. Auch wenn die Watergate-Affäre damals große Wellen schlug, viel geändert hat sich an diversen der porträtierten, feindlichen Einstellungen wohl nicht. Was den beiden Antihelden gelingt, ist eine einzigartige Erzählung von Hochmut und Dummheit, die sehr an Angeberei von kindischen Teenagern erinnert.

Befriedigend wie frustrierend

Den Machern dieser kurzweiligen Serie gelingt es, dem Stoff eine gut fließende und spannende Geschichte zu entlocken, die es wert ist, gesehen zu werden. Die aberwitzigen und verrückten Umstände, die zu diesem großen politischen Chaos geführt haben, sind gleichzeitig so lustig wie sie tragisch und schockierend sind. Besonders die Tiefe der Charaktere sorgt für Aufsehen, da gerade Howard Hunt mit seiner ganzen Familie genauer beleuchtet wird – was weitere furchtbare Eigenschaften dieses sowieso unliebsamen Charakters hervortreten lässt. HBO tanzt hier gewohnt gekonnt am Abgrund, nur ein Windstoß würde fehlen, den Fernseher wieder auszuschalten, so unangenehm sind die Handlungen der Protagonisten mit anzusehen. Die beiden und viele der Beteiligten scheitern zu sehen, ist sowohl befriedigend als auch frustrierend, sobald man über den Tellerrand hinausschaut: Familien wurden zerrissen, das Vertrauen in ein ganzes Land bis aufs Tiefste und in Ewigkeit erschüttert und dennoch durfte die republikanische Partei das Land direkt erneut regieren – allerdings ohne Nixon.