White Men Cant Jump Disney+ streamen online
© 20th Century Studios

White Men Can’t Jump

White Men Cant Jump Disney+ streamen online
„White Men Can’t Jump“ // Deutschland-Start: 19. Mai 2023 (Disney+)

Inhalt/Kritik

Im Jahre 2010 scheint dem Highschool-Basketballer Kamal (Anthony Hamilton Jr.) eine glänzende Karriere in der NBA bevorzustehen. Zehn Jahre später ist der Traum allerdings schon lange ausgeträumt. Kamal (jetzt: Sinqua Walls) schlägt sich als Paketlieferant durch, nachdem er aufgrund eines Zwischenfalls bei einem Spiel im Gefängnis saß. Privat wirft er aber immer noch ein paar Körbe mit Freunden. Dabei trifft er eines Tages auf Jeremy (Jack Harlow), dessen mögliche NBA-Karriere durch seine kaputten Knie verhindert wurde. Nachdem sie sich anfangs auf dem falschen Fuß erwischen, tun sie sich schließlich im gemeinsamen Bestreben danach, an Geld zu kommen, doch noch zusammen, um bei einem Basketballturnier mitzumachen …

Und noch ein Remake

Es ist der Moment erreicht, an dem langsam eine neue Frage Einzug in den Filmdiskurs finden muss: Sind Remakes mittlerweile als eigenständiges Genre zu betrachten? Stein des Anstoßes ist White Men Can’t Jump, der neueste Eintrag in die insbesondere seit einigen Jahren wachsende Liste von Remakes, nach denen keiner gefragt hat. Der Streamingdienst Disney+, auf welchem der Film nun veröffentlicht wurde, zeichnet sicher nicht hauptverantwortlich dafür, hat aber durchaus fleißig seinen Beitrag dazu geleistet. Die Frage, was ein Genre überhaupt ist, stellt die Filmwissenschaft bereits vor ein Problem. Von allen Begriffen, die uns zur Filmanalyse zur Verfügung stehen, ist er der schwierigste. Das liegt nicht nur an seiner zirkulären Natur, aber natürlich kann in diesem Rahmen leider auch keine detaillierte Abhandlung vorgelegt werden.

Verkürzt lässt sich festhalten, dass Genres wandelbare Schemata sind. Hauptmerkmal eines Genres ist das Erzählmuster und dessen verschiedene Konventionen (unter anderen stofflich-motivische, dramaturgische, stilistische). Ein Remake hingegen ist erst einmal eine Sonderform der Adaption und kann als solches rein intuitiv nicht vom Genre-Begriff abgedeckt werden. Dennoch bietet sich die Eingangsfrage als Thema einer wissenschaftlichen Hausarbeit an, die durchaus zu dem überraschenden Schluss kommen mag, dass die Antwort überwiegend positiv ausfällt.

Die Suche nach dem Talent

Wer wissen will, wie viel Respekt die Neuverfilmung dem Original entgegenbringt, kann direkt zum Abspann skippen. Dort erfahren wir, dass sie auf dem Film von Ron Shelton aus dem Jahre 1991 basiert. Weiße Jungs bringen’s nicht erschien nur leider im Jahre 1992. Nun muss natürlich niemand die Veröffentlichungsdaten sämtlicher Filme aus dem Kopf herunterleiern können. Selbst der Rezensent, welcher das Original noch vor einigen Wochen zu Rezensensionszwecken erneut sichtete, ging heute aus welchen Gründen auch immer davon aus, der Film sei von 1996. Es ist aber eben ein Unterschied, ob jemand etwas für sich denkt ohne es zu recherchieren oder ob er es so einem potenziellen Millionenpublikum präsentiert. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Weiße Jungs bringen’s nicht ein Film über zwei talentierte Basketballspieler ist, die zur Selbstbereicherung so tun als hätten sie keine Skills, während White Men Can’t Jump so wirkt als hätten untalentierte Filmemacher die Geldgeber davon überzeugt, dass sie es drauf hätten. Für Regisseur Calmatic ist es nach House Party bereits das zweite 2023 in den Sand gesetzte Remake.

Ein Duo ohne Chemie

Streetball spielt nicht nur keine große Rolle im Film, es wirkt, als hätten die Macher ihn nicht verstanden. Anlehnend an das Original sind einige der Spielsequenzen am Ende in Zeitlupe gefilmt, was hier aber völlig fehl am Platz wirkt. Neben einigen weiteren Anspielungen auf Weiße Jungs bringen’s nicht (nicht alle davon misslungen) wird an einer Stelle auch Space Jam erwähnt, was sich ebenfalls wie ein Fremdkörper im Film anfühlt. Die Basketballszenen sind nichts Besonderes, die Choreographien sind nicht sonderlich einfallsreich und auch kameratechnisch (anders als der restliche Film) nicht weiter interessant. Die beiden Hauptdarsteller haben nicht nur Schwierigkeiten damit, in ihrer jeweiligen Rolle zu überzeugen, sondern auch keine Chemie miteinander – selbst wenn wir die Sache für sich betrachten und den aussichtslosen Vergleich mit Woody Harrelson und Wesley Snipes außen vor lassen.

Trashtalk für die Mülltonne

Eines der Komplimente, die dem Remake gemacht werden können, lautet: Es ist nicht so schlimm wie es hätte sein können. Freilich ist der Trashtalk, welcher einer der Stärken des Original war, eher zum Fremdschämen, und auch das Spiel mit den rassistischen Klischees ist verkrampft und auf Nummer sicher getrimmt. Aber nach Serien wie Kung Fu oder True Lies wäre es keine große Überraschung gewesen, wenn hier die jeweiligen Partnerinnen (Teyana Taylor, Laura Harrier) der Protagonisten nun das Ruder in die Hand nähmen, und am besten noch im Männerturnier alle Gegner mühelos vom Platz fegen. Tatsächlich ist ihre Screentime sogar im Gegenteil ziemlich reduziert.

Auf die Laufzeit hat das leider keine großen Auswirkungen, mit 102 Minuten ist der neue Streifen keine Viertelstunde kürzer als das Original. Es war aber auch klar, dass in der Hinsicht nicht mit der Leistung von Rosie Perez mitgehalten werden konnte, weshalb die Verkürzung schon die richtige Entscheidung war. Der verstorbene Lance Reddick ist das Beste am Film, die Relevanz seiner Rolle als Kamals Vater ist allerdings eher alibimäßg etabliert.

Credits

OT: „White Men Can’t Jump“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Calmatic
Drehbuch: Kenya Barris, Doug Hall
Vorlage: Ron Shelton
Musik: Marcelo Zarvos
Kamera: Tommy Maddox-Upshaw
Besetzung: Sinqua Walls, Jack Harlow, Teyana Taylor, Laura Harrier, Vince Staples, Myles Bullock, Lance Reddick, Tamera Kissen, Zak Steiner, Andrew Schulz, Anthony Hamilton Jr.

Bilder

Trailer

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White Men Can’t Jump
Fazit
"White Men Can't Jump" ist ein weiteres Remake, nach dem keiner gefragt hat. Abgesehen von eher unterdurchschnittlichen Basketballszenen ist der Film einigermaßen schön anzusehen, kann aber weder mit Schauspielern noch Skript überzeugen. Trotzdem ist er nicht so schlimm wie er hätte sein können.
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