Julie Rivers (Melissa Barrera) und ihr Ehemann Daniel (Guy Burnet) stehen vor dem strahlenden Horizont eines Neuanfangs. Ein Neuanfang, der besonders bedeutsam ist, da Julie, die in der Vergangenheit eine tragische Fehlgeburt erlitten hat, nun nach traumatischen Monaten erneut schwanger ist. Das neue Zuhause der beiden – ein altes Herrenhaus, das gerade renoviert wird –, der Schauplatz ihrer aufkeimenden Hoffnungen und Träume, wird jedoch zum Kerker für Julie. Nach einem Treppensturz schränkt eine strenge Bettruhe ihre Bewegungsfreiheit zwingend ein – alles zum Wohle der noch ungeborenen Tochter!
Bald beginnen die Mauern ihrer Isolation, ein Echo der erlebten Monotonie und Einsamkeit hervorzurufen. Julie fühlt sich von verstörenden Erscheinungen heimgesucht, Phänomene, die weder ihr Ehemann noch ihre Hebamme (Edie Inksetter) zu bemerken bzw. zu glauben scheinen. Im Gegenteil: Die Personen um sie herum hegen Zweifel an ihrer geistigen Stabilität und äußern tiefe Besorgnis um ihre Gesundheit. Trotzdem stellt sich Julie, durchaus mutig, der Aufgabe, die Wahrheit hinter den rätselhaften Ereignissen selbst aufzudecken. Sie muss sich den dunklen Geistern ihrer Vergangenheit und den mysteriösen Erlebnissen in ihrem neuen Heim stellen – und dies in einsamer Stille. Das Leben ihres ungeborenen Kindes hängt alleine von ihrer Stärke und Entschlossenheit ab …
Vertrauter Horror – leider mangelhaft umgesetzt …
Bed Rest bietet Zuschauern den für das Genre typischen, aber hier leider uninspirierten Horror. Die filmischen Methoden, um den Betrachter zu erschrecken, sind vorhersehbar und wiederholen sich oft (Jump Scares, Musik, bestimmte Motive). Es fehlt bei der Inszenierung an Originalität, stattdessen kommen übliche, konventionelle Hollywood-Bilder zum Einsatz, die man bereits aus zahlreichen anderen Mainstream-Horrorfilmen kennt und die von keiner großen Kreativität bei der visuellen Umsetzung zeugen. Die Geschichte und Erklärung hinter den mysteriösen Vorfällen im Haus sind ebenfalls nicht neu und erinnern stark an viele frühere Vertreter des Genres. Das Horrorhaus, das der Film atmosphärisch zu präsentieren versucht, fühlt sich leider immer wieder wie ein Déjà-vu an.
… doch ein bemerkenswertes Porträt weiblicher Stärke
Ungeachtet der oben genannten Schwächen präsentiert Lori Evans Taylors Film – sie ist übrigens die Drehbuchautorin des kommenden sechsten Teils von Final Destination – eine beeindruckende Darstellung von Weiblichkeit und Stärke. In ihrem Buchklassiker Men, Women, and Chainsaws (1992) hat Carol J. Clover darauf hingewiesen, dass in Horrorfilmen junge Frauen oft in „starken“ Rollen hervortreten. In der Mehrheit der Horrorfilme, insbesondere in den Slasher-Genres, werden die Zuschauer – unabhängig von ihrem Geschlecht – gewissermaßen „gezwungen“, sich mit der kreativen jungen Frau, dem sogenannten „Final Girl“, zu identifizieren. Dieses übersteht typischerweise den Angriff des oft männlichen Mörders und beendet normalerweise die Bedrohung (es sei denn, eine Fortsetzung wird geplant). Obwohl der subjektive Standpunkt des Mörders in der Geschichte oft männlich ist, fiebern letztendlich auch die männlichen Zuschauer mit dem „starken“ Final Girl mit, in der Hoffnung, dass es den Killer besiegt. Clovers Beobachtung, die vor allem auf den amerikanischen Horrorfilm der 1980er- und 1990er-Jahre zutrifft, hat immer noch eine hohe Relevanz, auch für modernere Filme.
Bed Rest präsentiert mindestens gleich vier kraftvolle Frauenrollen – Julie, die Hebamme, die mysteriöse Frau und die noch ungeborene Tochter. Im Gegensatz dazu stehen die eher blassen männlichen Charaktere, darunter der Ehemann und der Arzt. Besonders hervorzuheben ist die Rolle von Julie, einer werdenden Mutter, die alle Erwartungen übertrifft und ganz der oben von Clover beschriebenen Frauenrolle im Horrorfilm gerecht wird. Julies Entwicklung ist das originellste und interessanteste Element des Films. Sie alleine konfrontiert das „Böse“, gestärkt durch ihre Funktion als Mutter. Hier spricht quasi die unvorstellbare Kraft einer Mutter und deren Beziehung zum eigenen Kind. Am Ende des Films steht Julie ganz allein auf dem Schlachtfeld des Überlebens und der Suche nach Wahrheit. Dieses Bild einer starken, man möchte fast sagen emanzipierten (auch wenn das nicht ganz zutrifft) Frau, die sich den Herausforderungen stellt, macht den Film trotz seiner Mängel dann vielleicht doch bemerkenswerter als übliche Horrorstreifen.
OT: „Bed Rest“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Lori Evans Taylor
Drehbuch: Lori Evans Taylor
Musik: Chris Forsgren
Kamera: Jean-Philippe Bernier
Darsteller: Melissa Barrera, Guy Burnet, Kristen Harris, Erik Athavale, Edie Inksetter
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