Chevalier – The Untold Story Disney+ Streamen online

Chevalier – The Untold Story

Chevalier – The Untold Story Disney+ Streamen online
„Chevalier – The Untold Story“ // Deutschland-Start: 16. Juni 2023 (Disney+)

Inhalt / Kritik

Die Zukunftsaussichten von Joseph Bologne (Kelvin Harrison Jr.) waren von Geburt an eher weniger gut. Als unehelicher Sohn eines reichen Plantagenbesitzers in der Guadeloupe und dessen schwarzer Sklavin steht er zwischen den Welten. Doch sein Vater will ihm ein besseres Leben ermöglichen, als es ihn auf der Plantage erwartet hätte, und schickt ihn daher auf eine teure Schule in Paris. Dort bewährt er sich, zeigt sowohl musikalisch wie auch beim Fechten großes Talent. Während er so die soziale Leiter hinaufklettert und sogar von Marie-Antoinette (Lucy Boynton) zum Chevalier de Saint Georges ernannt wird, sind nicht alle von dem Aufstieg des dunkelhäutigen Jungen angetan. Vor allem dessen Pläne, Maestro der Pariser Oper zu werden, treffen auf erbitterten Widerstand. Um doch noch an sein Ziel zu kommen, muss er mit einer selbst komponierten Oper überzeugen. Er weiß auch schon, wer darin die Hauptrolle übernehmen soll: Marie-Josephine de Montalembert (Samara Weaving). Doch deren Ehemann Marc René, marquis de Montalembert (Marton Csokas) hält wenig von diesen Avancen …

Ein Riesentalent mit der „falschen“ Hautfarbe

Eines muss man Stephen Williams ja lassen: Der eigentlich auf Serien spezialisierte Regisseur (Lost, True Story) versteht es, seinen Protagonisten gebührend einzufügen. Gleich zu Beginn des Disney+ Dramas Chevalier – The Untold Story gibt es eine Szene, die man in einer Kritik des Films fast nicht übergehen kann, so fantastisch ist sie geworden. Darin sieht man Joseph Bologne, wie er sich auf der Bühne ein musikalisches Duell mit Mozart liefert. Zu dem Zeitpunkt weiß das Publikum nicht, wer der junge schwarze Mann ist, der es wagt, auf die Bühne des Maestros zu gehen und ihn herauszufordern. Ähnlich zu heutigen Rap Battles versuchen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen. Auf Beleidigungen wird dabei jedoch verzichtet, hier geht es allein um die Demonstration der eigenen Virtuosität.

Und es geht um Selbstvertrauen. Dass Josephe über dieses verfügt, ist unstrittig. Das wird er im Laufe des Films immer wieder unter Beweis stellen. Das ist einerseits verständlich, wer über so viel Talent verfügt und es gewohnt ist, besser als andere zu sein, dem steigt das schon mal zu Kopf. Umso mehr, wenn einem der Weg an die Spitze durch den reichen Papa geebnet wurde. Doch darin liegt auch die Tragik von Chevalier – The Untold Story. So genoss das Genie zwar zahlreiche Privilegien im Vergleich zu anderen mit seiner Hautfarbe. Das machte ihn aber nicht zu einem Ebenbürtigen in der High Society. Das wird ihm mehrfach vor Augen geführt, wenn im Zweifel die Hautfarbe doch eine größere Rolle spielt als das Können. Seine Unfähigkeit oder auch sein Unwille, diese Bedingungen anzuerkennen, führen immer wieder zu Konflikten. Und dann wäre da noch die Geschichte um seine Geliebte, auch hier zeigt sich seine Arroganz: Er nimmt sich, was er will, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern.

Fantastisch gespielt

Das ist fantastisch von dem Shooting Star Kelvin Harrison Jr. (Waves, Cyrano) gespielt. Er gibt der historischen Figur so viel Leben und Kaltschnäuzigkeit mit, dass es ein Vergnügen ist, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Zwar gibt es im Anschluss an die großartige Einstiegssequenz nichts mehr, das diese pure Energie vergleichbar einfängt. Dann und wann verfällt Chevalier – The Untold Story sogar in die typische Behäbigkeit solcher Historiendramen, vor allem wenn die große Bedeutung der Figur und der Ereignisse betont werden soll. Aber es gibt doch noch genügend Szenen, die den Film sehenswert machen, seien sie musikalischer, sportlicher oder zwischenmenschlicher Natur.

Vor allem ist das Drama, welches auf dem Toronto International Film Festival 2022 Weltpremiere feierte, eine überfällige Würdigung des Musikers. Chevalier – The Untold Story erinnert an einen Mann, der nie die Chance erhielt, die er verdient hätte und heute allenfalls Eingeweihten ein Begriff ist. In Verbindung mit dem spannenden Zeitporträt, wenn wir ein Frankreich im Umbruch sehen, kommt da genug zusammen, um einen Blick zu rechtfertigen. Und ein Ohr natürlich auch, wenn es zwischendurch immer mal wieder Demonstrationen des künstlerischen Talents gibt. Wer etwas für klassische Musik übrig hat, schaut allein deswegen rein.

Credits

OT: „Chevalier“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Stephen Williams
Drehbuch: Stefani Robinson
Musik: Kris Bowers
Kamera: Jess Hall
Besetzung: Kelvin Harrison Jr., Samara Weaving, Lucy Boynton, Marton Csokas, Alex Fitzalan, Minnie Driver, Ronke Adekoluejo

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Hauptdarsteller Kelvin Harrison Jr. zu führen. Im Gespräch zu Chevalier reden wir unter anderem über die Themen Musik, Rassismus und welche Zeit er selbst gern erlebt hätte.

Kelvin Harrison Jr. [Interview]

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Chevalier – The Untold Story
fazit
„Chevalier – The Untold Story“ erinnert an einen schwarzen Musiker, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts einen sagenhaften Aufstieg feierte, letztendlich aber doch an seiner Hautfarbe und seiner Arroganz scheitert. Das ist fantastisch gespielt und erzählt eine interessante Geschichte, auch wenn der Film nach einem energiegeladenen Einstieg zuweilen etwas behäbig wird.
Leserwertung20 Bewertungen
5.6
7
von 10