So richtig toll ist die Situation für Noah (Nicole Wallace) nicht gerade. Auf der einen Seite freut sie sich ja für ihre Mutter Rafaella (Marta Hazas), dass sie sich in Will (Iván Sánchez) verliebt hat. Schließlich hat sie Glück verdient nach den furchtbaren Erfahrungen mit ihrem Ex. Dass Noah aber ihr Zuhause aufgeben muss, um gemeinsam zu dem Milliardär zu ziehen, stinkt ihr gewaltig. Ihre Freudinnen, ihr Partner, all das muss die 17-Jährige hinter sich lassen. Und dann wäre da noch Wills Sohn Nick (Gabriel Guevara), den sie bereits leidenschaftlich hasst, noch bevor sie ihn das erste Mal getroffen hat. Tatsächlich beruht die Ablehnung auf Gegenseitigkeit – zumindest anfangs halten sie es kaum im selben Raum aus …
Murks von der erste Minute an
Es gibt Filme, da weiß man schon nach wenigen Minuten, dass man seine Ansprüche ganz weit nach unten schrauben muss. Die spanische Amazon Prime Video Produktion Culpa Mia – Meine Schuld ist eine davon. So darf man sich zu Beginn schon wundern, dass die Mutter bereits mit ihrem Neuen verheiratet ist, noch bevor die Tochter dessen Familie kennengelernt hat. Ebenso wenig muss man nachvollziehen können, dass Noah den Sohn Nick dermaßen hasst und zahlreiche Schimpfwörter für ihn auf Lager hat, obwohl sie ihn gar nicht kennt. Klar, zu einem gewissen Grad ist das normal in Filmen. In Romanzen, gerade solchen für eine Teenie-Zielgruppe, werden gern mal heftige Konflikte an den Anfang gesetzt. Da darf und soll es richtig knallen, bevor die Figuren ihre Gefühle füreinander entdecken. Man hätte aber auch versuchen können, das Ganze irgendwie nachvollziehbar und in einem natürlichen Maße zu gestalten.
Mercedes Ron, auf dessen Roman der Film basiert, hatte darauf aber offensichtlich wenig Lust. Er will es lieber richtig krachen lassen. Das betrifft nicht nur die Figuren, die jede Gelegenheit suchen, um sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. Die Geschichte darf im weiteren Verlauf auch auf absurde Weise eskalieren. Da geht es dann auf einmal um illegale Autorennen à la Fast & Furious, Bandenrivalitäten. Für eine tragische Vorgeschichte ist auch noch Platz, die fast zwei Stunden sind vollgestopft mit allem Möglichen und Unmöglichen. Eines kann man Culpa Mia – Meine Schuld daher kaum vorwerfen: dass zu wenig geschieht. Über allem schwebt dann noch die Frage, ob zwei Stiefgeschwister wirklich eine Beziehung eingehen sollten. Da wird schon mit dem Gefühl des Verbotenen gespielt.
Unsinniger Glamour-Trash
Das führt dazu, dass der Film zahlreiche Klischees und Stereotypen mit unglaublichem Schwachsinn kombiniert. Immerhin gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Domingo González, der hiermit sein Spielfilmdebüt gibt, die unsägliche After-Reihe auf einmal richtig sinnvoll erscheinen zu lassen. Diese scheint allgemein Vorbild gewesen zu sein, gerade auch in den Szenen, in denen es zwischen den zwei Hauptfiguren knistern soll. Warum auch immer. Dabei wird nie ganz klar, ob man sich nun der eigenen inhaltlichen Mängel bewusst ist oder nicht. Denn wo Beautiful Disaster vor einigen Wochen noch auf sympathische Weise mit diesen Klischees spielte und ganz bewusst den Unsinn noch weiter überdrehte, da scheint Culpa Mia – Meine Schuld tatsächlich ernst gemeint zu sein.
Das Ergebnis ist eine Zumutung, wie man sie selbst in dem oft ohnehin minderwertigen Bereich nicht ertragen muss. Die Figurenzeichnung ist fürchterlich, die Entwicklung der Romanze nicht nachzuvollziehen, die Dialoge eine Frechheit. Richtig lächerlich wird es, wenn Culpa Mia – Meine Schuld auf einmal die Trauma-Karte zieht und sich damit freikaufen möchte. Dass diese unerträglichen Charaktere auch noch als romantisch verkauft werden sollen, ist Ausdruck eines mehr als bedenklichen Menschenbilds. Der Film bleibt einem eine Erklärung schuldig, warum man sich denn für diese Leute interessieren sollte. Wenn gegen Ende die beiden ehemaligen Kontrahenten voneinander sagen, wie unglaublich toll sie doch seien, fragt man sich, wo die dazugehörigen Szenen geblieben sind, die ein solches Urteil rechtfertigen würden. Im Film jedenfalls waren sie nicht. Natürlich ist das Duo attraktiv, so wie fast alle immer attraktiv sind in einem solchen Glamour-Trash. Für die Realität interessiert sich dort traditionell niemand. Schöner wäre es aber gewesen, man hätte auch etwas in den Inhalt investiert, anstatt sich mit diesem Pseudo-Drama zufriedenzugeben.
OT: „Culpa Mía“
Land: Spanien
Jahr: 2023
Regie: Domingo González
Drehbuch: Domingo González
Vorlage: Mercedes Ron
Kamera: Hermes Marco
Besetzung: Nicole Wallace, Gabriel Guevara, Marta Hazas, Iván Sánchez , Eva Ruiz, Victor Varona, Ivan Massagué
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