Als Claé vom Königreich der Sonne in den verzauberten Wald geschickt wird, trifft sie dort auf Bruô, der vom Königreich des Mondes kommt. Dabei müssen sie feststellen: Beide haben sie die Aufgabe, den Wald vor den Riesen zu beschützen, die seit einiger Zeit ihr Unwesen treiben. Richtig begeistert sind die beiden nicht, einander zu begegnen, sind ihre jeweiligen Heimaten doch miteinander verfeindet. Aber es hilft nichts, wohl oder übel müssen sie zusammenarbeiten, um die Mission erfolgreich zu beenden. Und so machen sie sich gemeinsam auf den Weg durch den Wald. Dabei könnte eine mysteriöse Botschaft eine wichtige Rolle spielen, erhoffen sie sich doch von dieser, dass diese sie zu den sagenumwobenen Perlimps führt …
Wunderbarer Animationsfilm aus Brasilien
Keine Kategorie dürfte bei den Oscars langweiliger sein als die des besten Animationsfilms. Über viele Jahre war es Tradition, dass dort immer der aktuellste Film von Disney oder Pixar ausgezeichnet wurde. Und auch bei den Nominierungen war die Abwechslung nicht sonderlich groß, es dominieren die großen und bewährten Studios. Aber es gibt natürlich Ausnahmen. Eine davon war Der Junge und die Welt. Als der Film 2016 ins Rennen ging, dürfte das für Außenstehende eine Überraschung gewesen sein. Nicht nur, dass es sich um eine Independentproduktion aus Brasilien handelt, ein Land, das international weniger für animierte Titel bekannt ist. Der Film war zudem eigentlich schon Jahre alt, 2013 hatte er seine Premiere gefeiert und wanderte anschließend von Festival zu Festival, wo er für staunende Augen sorgte.
Lange musste sich das Publikum im Anschluss gedulden, bis Regisseur Alê Abreu ein weiteres Werk vorlegte. Genauer dauerte es neun Jahre bis zum Annecy Filmfestival 2022, wo Das Geheimnis der Perlimps das erste Mal der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Der Film wurde dabei nicht zu einer ähnlichen Sensation wie das vorangegangene Werk, musste sich am Ende beim Wettbewerb gegen Der kleine Nick erzählt vom Glück geschlagen geben. Aber auch ohne Filmpreis ist das dritte Langwerk des Brasilianers ein wunderbarer Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein weiteres Mal hat er eine Ökofabel vorlegt, die sich aus kindlicher Perspektive an große Themen heranwagt und vor den Folgen menschlichen Handelns wagt.
Fantasievoll wie mysteriös
Dies tut er jedoch ohne den befürchteten erhoben Zeigefinger. Vielmehr verpackt er seine Nachricht in ein Abenteuer, das gleichermaßen fantasievoll wie mysteriös ist. So gibt es von Anfang an Hinweise, dass bei dieser Welt etwas nicht stimmt. Was hat es mit den eigenartigen Nachrichten auf sich, Tonfolgen, die sie über einen Empfänger hören? Und gibt es diese Perlimps überhaupt, von denen in Legenden die Rede ist? Auf der Suche nach Antworten durchqueren sie den Wald, begegnen zwischendurch noch einer weiteren Figur. Geredet wird auch, anders als beim mehr oder weniger wortlosen Der Junge und die Welt. Aber die Dialoge sind weniger dazu geeignet, Licht ins Dunkle zu bringen. Dafür verstehen die beiden Hauptfiguren selbst zu wenig, was da vor sich geht. Sie müssen selbst erst einen Sinn in dieser Welt finden.
Während sie noch nach diesem suchen, dürfen die Zuschauer und Zuschauerinnen die audiovisuelle Umsetzung bewundern. Abreu arbeitet mit starken Farben sowie einer Bilderbuch-Optik, die von sphärischen Klängen unterlegt wird. Obwohl einem vieles bekannt vorkommt, hat man dabei das Gefühl, in einer fremden Welt unterwegs zu sein und ein großes Abenteuer zu bestreiten. Während der Vorgänger noch von einer Entdeckerlust geprägt war, ist Das Geheimnis der Perlimps dabei jedoch deutlich düsterer, weswegen das Publikum nicht zu jung sein sollte. Der Wald hat immer etwas Unheimliches an sich, ist geprägt von der Angst vor den Riesen. Und gerade zum Ende hin muss man sich auch darauf gefasst machen, dass der Film nicht dem Heile-Welt-Optimismus der großen US-Animationsstudios folgt. Ob es dafür in ein paar Jahren wieder eine überraschende Oscar-Nominierung geben wird, bleibt abzuwarten. Verdient hätte es der Film auf jeden Fall.
OT: „Perlimps“
Land: Brasilien
Jahr: 2022
Regie: Alê Abreu
Drehbuch: Alê Abreu
Musik: André Hosoi
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Alê Abreu zu unterhalten. Im Interview zu Das Geheimnis der Perlimps sprechen wir über die Arbeit an dem Animationsabenteuer und Inspirationen.
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