
Der Globetrotter Eric Sommer (Lucas Bauer) ist fest entschlossen, mit dem Traumschiff nach Kolumbien zu kommen. Nur kosten darf es nichts, weswegen er sich heimlich an Bord schleicht, um so als blinder Passagier die Überfahrt mitmachen zu können. Zu seinem Unglück wird er dabei von der chronisch korrekten Medizinstudentin Ella Linne (Leonie Brill) beobachtet und anschließend verraten. Da eine Verzögerung der Abfahrt jedoch zu teuer wäre, bleibt Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen), Hanna Liebhold (Barbara Wussow) und Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth) nichts Anderes übrig, als den ungebetenen Gast mitzuschleppen und sich später darum zu kümmern. Währenddessen versucht Anne Hoffmann (Nele Kiper), ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes wieder nach vorne zu blicken und entdeckt dabei Bastian Schwarzer (Martin Gruber). Auch Nazim Günay (Tayfun Bademsoy) hat noch mit dem Tod seiner Frau zu kämpfen, fühlt sich aber zur Mitreisenden Rose Förster (Claudia Rieschel) hingezogen …
Wo bleibt Lateinamerika?
Seit über 40 Jahren nimmt uns Das Traumschiff mit auf große Reisen, zeigt uns die unterschiedlichsten Urlaubsziele. Knapp 100 Filme hat das ZDF inzwischen produzieren lassen, jedes Jahr kommen einige weitere hinzu, die am Sonntagabend auf dem Herzkino-Programmplatz ausgestrahlt werden. Da sollte man eigentlich meinen, dass bald alles einmal abgegrast wurde. Und doch zeigen sich deutliche Präferenzen dabei, wohin die Reise denn geht. So wird Lateinamerika auffällig selten angesteuert. Anfang dieses Jahres ging es zu den Bahamas, was zumindest geografisch in der Nähe liegt, auch wenn das kulturell kaum miteinander zu vergleichen ist. Davor war Kolumbien das letzte richtige lateinamerikanische Land – vor mittlerweile dreieinhalb Jahren.
Wer seinerzeit darauf hoffte, allein schon wegen der Seltenheit dieser Destinationen möglichst viel über das Land zu erfahren, der wurde schwer enttäuscht. Klar, die Filme der Reihe sind keine reinen Urlaubsfilme. Vielmehr sucht man immer die Balance aus Drama an Bord und Reisebereicht. Bei Das Traumschiff: Kolumbien stimmt diese Balance aber überhaupt nicht. So ist die Zeit von Bord nicht nur sehr kurz. Sie ist auch sehr nichtssagend. Wenn sich Eric mit einer nur wenig arbeitseifrigen Zollbeamtin herumärgern muss, dann hat das wenig mit dem Land und seiner Kultur zu tun. Die Ausflüge in die Wildnis geben auch nicht viel her. Nur wenige Minuten wurden der dortigen Fauna reserviert, man entwickelt hier einfach kein Gefühl dafür, dass man tatsächlich in dem südamerikanischen Land ist.
Drei schwache Handlungsstränge
Wenn denn wenigstens die Geschichten an Bord etwas hergeben würden. Am ehesten kann man sich noch den Handlungsstrang um die beiden Jüngeren im Ensemble anschauen. Wenn zwei Lebensentwürfe aufeinanderprallen – der eine ist ein unbekümmerter Globetrotter, der sich durchmogelt, die andere eine überkorrekte angehende Ärztin, die anderen helfen möchte –, leiten sich daraus zumindest interessante Fragen ab. Das Traumschiff: Kolumbien ist aber nur mäßig daran interessiert, sich wirklich mit diesen auseinanderzusetzen. Stattdessen überwiegt der romantische Teil, ohne dass man sich die Mühe gemacht hätte, diese auch wirklich zu entwickeln. Da gibt es schon sehr willkürliche Sinneswandel und Sprünge.
Noch bescheuerter ist hingegen der Handlungsstrang um Anne und Bastian. Irgendwann kommt da – Vorsicht kleiner Spoiler – die Vermutung auf, dass Bastian das Herz von Annes verstorbenen Mann transplantiert bekam. Das ist nicht nur konstruiert ohne Ende, sondern führt ebenfalls zu fragwürdigen Entwicklungen. Da wird dann auf Teufel komm raus ein Drama hineingequetscht, weswegen von der an und für sich diskussionswürdigen Konstellation nichts übrigbleibt. Lediglich beim dritten Strang um die im Alter am weitesten fortgeschrittene Paarung gibt es keinen Anlass zum Ärger. Aber auch nichts, was irgendwie spannend wäre. Er geht im Vergleich zu den beiden anderen ziemlich unter. In der Summe kann man sich Das Traumschiff: Kolumbien daher getrost sparen, selbst ein sportlicher Gastauftritt rettet da nicht mehr viel.
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