Die nettesten Menschen der Welt TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen online Mediathek
© NDR/Studio Zentral/Georges Pauly

Die nettesten Menschen der Welt

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„Die nettesten Menschen der Welt“ // Deutschland-Start: 24. Juli 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

In den letzten Jahren gab es in Deutschland starke Bemühungen, auch mal etwas andere Serien zu produzieren, die sich von der Masse abheben und etwas wagen. Gerade bei den Streamingdiensten herrschte Aufbruchsstimmung. Netflix fand weltweit ein Publikum für den Mystery-Thriller Dark oder die Krimikomödie How to Sell Drugs Online (Fast). Amazon Prime Video ging kürzlich mit dem Fantasyabenteuer Hohlbeins – Der Greif an den Start. Bei Paramount+ konterte man mit dem vergnüglichen Podcast-Genremix Kohlrabenschwarz, bei dem alte Fabelwesen ihr Unwesen treiben. Nun will auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen mal wieder in diesem Umfeld mitmischen, die ARD-Produktion Die nettesten Menschen der Welt soll neue Zielgruppen erschließen.

Mysteriöse Geschichten im Kurzformat

Im Gegensatz zu den obigen Titeln, die eine durchgängige Geschichte erzählten, handelt es sich hier  um eine Anthologie-Serie. Die Vorbilder werden klar benannt, Black Mirror taucht im Presseheft auf, auch Twilight Zone wird genannt. Wie bei diesen internationalen Hits sind wir bei Die nettesten Menschen der Welt im Mystery-Bereich unterwegs. Meistens zumindest. In sechs Folgen, die jeweils zwischen 20 und 25 Minuten lang sind, werden die jeweiligen Hauptfiguren in ungewöhnliche, zum Teil sehr ungemütliche Situationen geworfen. Beim Auftakt Lill dreht sich die Geschichte beispielsweise um Tessa (Silke Bodenbender), die ihre verschwundene und schwer kranke Stieftochter Lill (Hannah Schiller) sucht. Bei dieser Episode ist der Thrilleranteil am größten, wenn von Anfang an eine größere Dringlichkeit herrscht sowie eine deutlich surreale Atmosphäre. Es wurden zudem Wendungen eingebaut, von denen die erste spannend ist, die zweite leider nicht.

Die zweite Episode Junior macht leider schwach weiter. Dieses Mal geht es um zwei Frauen, die sich als Konkurrentinnen in einem Bewerbungsgespräch gegenüberstehen. Genauer nimmt es Kay (Stephanie Amarell) mit der deutlich älteren Petra (ebenfalls Silke Bodenbender) auf. Auch dabei hat Regisseur und Co-Autor Alexander Adolph (Der große Rudolph) ein paar Wendungen eingebaut. Diese sind nur nicht übermäßig interessant. Nur weil eine Geschichte völlig eskaliert, wird sie nicht automatisch unterhaltsam. Die Versuche, daraus auch etwas gesellschaftlich Relevantes zu machen, scheitern. Zwar profitiert Die nettesten Menschen der Welt von der Kürze der Folge: Das ist alles vorbei, noch bevor man sich groß langweilen kann. Es macht aber auch nicht unbedingt Lust weiterzuschauen.

 

Aber es lohnt sich dranzubleiben, mit Elmchen folgt der Höhepunkt der Serie. Die auf zwei Episoden aufgeteilte Geschichte erzählt von Marten (Anton von Lucke), einem freundlichen, jedoch nicht übermäßig energievoll auftretenden jungen Mann. Der Titel der Folge bezieht sich dabei auf ein Tier seines Onkels, auf das Marten aufpassen soll. Erneut wird es hier mysteriös, auch weil das Tier sich nie blicken lässt und man zunächst gar nicht genau weiß, was das sein soll. Später geht das auf einmal in eine deutliche Horrorrichtung, was Die nettesten Menschen der Welt tatsächlich guttut und bizarre Momente mit sich bringt. Die Doppelfolge wird am ehesten diesem Anspruch gerecht, den die Serie formuliert hat.

Der Abschluss Häxan (Hexen) kann es damit nicht ganz aufnehmen. Für sich genommen ist aber auch diese Doppelfolge ganz nett geworden. Dieses Mal dreht sich alles um Mika (Sebastian Urzendowsky), der als Nachtportier in einem Hotel arbeitet, wenn er nicht gerade in einem Online-Rollenspiel unterwegs ist. In der Geschichte geht es um einen finsteren Verdacht und den Versuch, das alles noch irgendwie aufzuhalten. Zwar wird aus dem Mystery-Faktor zu wenig gemacht, da war beispielsweise Hotel deutlich effektiver. Aber es ist doch phasenweise unterhaltsam, wenn der Protagonist ein Unglück zu verhindern versucht, dabei jedoch in eine ziemliche Erklärungsnot gerät. Vereinzelt zeigt die Serie, die beim Filmfest München 2023 Premiere feiert, also schon Potenzial. Aber das Ergebnis wird dem Konzept nicht so ganz gerecht.

Credits

OT: „Die nettesten Menschen der Welt“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Alexander Adolph
Drehbuch: Alexander Adolph, Eva Wehrum
Musik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas
Kamera: Jutta Pohlmann
Besetzung: Hannah Schiller, Silke Bodenbender, Joyce Sanhá, Jonathan Lade, Stephanie Amarell, Fabian Hinrichs, Anton von Lucke, Lena Klenke, Liam Mockridge, Axel Milberg, Jörg Schüttauf, Milena Tscharntke, Sebastian Urzendowsky, Pauline Fusban

Bilder

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Die nettesten Menschen der Welt
fazit
„Die nettesten Menschen der Welt“ will sich an großen Mystery-Anthologie-Serien orientieren, erfüllt diesen Anspruch aber nur bedingt. Da gibt es zwar diverse Wendungen, ohne aber immer zu einem Ziel zu kommen. Aber nur an manchen Stellen wird deutlich, dass eine solche Produktion tatsächlich Potenzial hat.
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