Der Schock ist groß bei Tony (Franck Dubosc), als er eines Tages einen Herzinfarkt erleidet. Und so beschließt der Schulbusfahrer Mitte 50, ein paar Dinge in seinem Leben in Ordnung zu bringen, bevor es zu spät ist. Ganz weit oben auf seiner Liste steht seine Tochter Maria (Louna Espinosa), deren Mutter Carmen (Karina Marimon) er noch vor Marias Geburt sitzen ließ. Carmens Begeisterung hält sich dann auch in Grenzen, als Tony plötzlich vor ihr steht und nach dem gemeinsamen Kind fragt, das er nie hat sehen wollen. Am Ende verrät sie ihm jedoch, dass sie als Tanzlehrerin arbeitet. Um ihr nahe sein zu können, nimmt er unter falschem Namen erst einmal selbst an dem Kurs teil und holt sich erste Hilfe bei seiner Nachbarin Fanny (Marie-Philoméne Nga) …
Die Suche nach einem Neuanfang
In Frankreich ist Franck Dubosc ein richtiger Star, hat in Dutzenden von Filmen mitgespielt wie etwa der sehr erfolgreichen Trilogie Camping. Aber auch hierzulande ist der Schauspieler immer mal wieder auf der großen Leinwand zu sehen, zuletzt etwa in Happy 50. Seit einiger Zeit versucht der Darsteller aber auch hinter den Kulissen Fuß zu fassen. So hat er an mehreren Drehbüchern mitgeschrieben. 2018 gab er zudem sein Debüt als Regisseur mit der Liebeskomödie Liebe bringt alles ins Rollen über einen Mann, der sich als Rollstuhlfahrer ausgibt, um so einer Frau näherzukommen. Vier Jahre später folgte mit Die Rumba-Therapie seine zweite Regie-Arbeit, die mit einigen Monaten Verspätung nun auch bei uns in die Kinos kommt.
Erneut bewegt sich Dubosc dabei im komödiantischen Bereich, erneut spielt er die Hauptrolle. Erneut geht es auch um einen Mann, der sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen einem anderen Menschen nähert. Dieses Mal handelt es sich jedoch um keine Liebeskomödie, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Zwar ist mit Nachbarin Fanny ein potenzielles Love Interest da. Das wird aber nicht weiter verfolgt. Vielmehr geht es um die Liebe zwischen Vater und Tochter und die damit verbundene Frage: Kann man zwanzig Jahre ungeschehen machen? Ist es überhaupt möglich, so spät noch etwas Neues aufzubauen? Die Rumba-Therapie zeigt sich an diesen Stellen also durchaus nachdenklicher, wenn der Blick abwechselnd zurück und in die Zukunft geht.
Leiser Mutmacher
Damit einher gehen auch Schwankungen in der Tonalität. Manche Szenen dienen der reinen Komik, etwa die etwas unbeholfenen Versuche Tonys, beim Tanzen voranzukommen. Andere Stellen sind dafür melancholisch, wenn es um die geplatzten Träume des Protagonisten geht oder das Gefühl der Vergänglichkeit. Fast schon herzzerreißend ist auch eine Szene, in der ein weiterer Traum platzt – zumal dies auf eine überraschende Weise geschieht. Allgemein weicht Dubosc, der hier auch das Drehbuch geschrieben hat, trotz unstrittig vorhandener Konventionen immer mal wieder von den Erwartungen ab. Dies betrifft in Die Rumba-Therapie beispielsweise die obligatorische Szene, in der die Lüge von Tony ans Tageslicht kommt. Das wird hier nicht zum großen dramatischen Moment hochstilisiert, sondern geht deutlich leiser. So wie der Film allgemein oft die leisen Töne bevorzugt.
Das bedeutet dann aber auch, dass man hier insgesamt nicht so oft lacht, wie man das vielleicht erhofft hat. Es wird auch nicht so viel getanzt, wie es einen das Szenario glauben macht. Ein kleines Manko ist zudem, dass Dubosc vieles nicht so wirklich zu Ende erzählt. Gerade die diversen Nebenfiguren verschwinden einfach, so als hätte es sie gar nicht gegeben. Schön ist der Film trotzdem. Die Rumba-Therapie ist nicht allein ein Film über eine Annäherung, sondern auch darüber, wie ein Mann, der in seinem alten Trott feststeckt, sich wieder öffnet und neue Impulse zulässt. Auch wenn Tonys Situation keine ganz alltägliche ist, macht die Komödie doch Mut, noch einmal rauszugehen, sich auszuprobieren und mitnehmen zu lassen. Das bedeutet dann nicht zwangsläufig, dass alles gut ausgeht. Aber manchmal können schon kleine Schritte einen Unterschied, ob sie nun gegangen oder getanzt werden.
OT: „Rumba la vie“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Franck Dubosc
Drehbuch: Franck Dubosc
Musik: Sylvain Goldberg, Matteo Locasciulli
Kamera: Ludovic Colbeau-Justin, Dominique Fausset
Besetzung: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Jean-Pierre Darrousin, Marie-Philomène Nga, Karina Marimon, Catherine Jacob, Michel Houellebecq
Wer mehr zu dem Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, mit Regisseur und Hauptdarsteller Franck Dubosc ein Interview zu Die Rumba-Therapie zu führen. Darin sprechen wir übers Tanzen, späte Annäherungen und Scham.
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