Die Toten von Salzburg: Schattenspiel

Zwar hatte sich das Salzburger Kapuzinerkloster Aufmerksamkeit und neue Einnahmen erhofft, als es archäologische Grabungen gestattet, schließlich erhofft man sich, das Grab der Bajuwarenherzogin zu finden. Und diverse Schätze dazu. Stattdessen kommt dabei das Skelett eines Mannes zum Vorschein, der offensichtlich während des Zweiten Weltkriegs erschossen wurde. Als kurze Zeit später auch die noch frische Leiche von Bruder Gereon (Daniel Langbein) entdeckt wird, der sich gegen die Grabungen ausgesprochen hatte, wird aus dem archäologischen Interesse ein kriminologisches. Bezirksinspektorin Irene Russmeyer (Fanny Krausz), ihr bayerischer Kollege Hubert Mur (Michael Fitz) sowie Hofrat Alfons Seywald (Erwin Steinhauer) machen sich daraufhin an die Arbeit, den Mord aufzuklären …

Neustart ohne das bisherige Aushängeschild

In den letzten Jahren hat sich Die Toten von Salzburg zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt. Treibgut lockte im August 2021 5,8 Millionen Menschen vor die Fernseher, Vergeltung schaffte rund drei Monate später sogar fast eine Million mehr. Und doch ist die seit 2016 ausgestrahlte ZDF-Krimireihe inzwischen ungewiss, der neue Film Schattenspiel wird zu einem Testlauf für die Sender. Der Grund: Der bisherige Hauptdarsteller Florian Teichtmeister wurde des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt. Hinter den Kulissen wusste man offensichtlich bereits davon, weshalb der neunte Teil ohne ihn gedreht wurde, Monate vor Bekanntgabe der Anklage. Und doch brauchte es zwei Anläufe, bis der Film in Deutschland ausgestrahlt wurde. Im Januar 2023 wurde die Ausstrahlung des Krimis kurzfristig wegen eines Handballspiels der deutschen Nationalmannschaft abgesagt.

Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Nicht wirklich. Um den Elefanten im Raum auch gleich beim Namen zu nennen: Die Reihe war schon sehr auf Teichtmeister zugeschnitten, lebte von dessen Charisma und den Auseinandersetzungen zwischen seiner Figur und dem grummeligen Deutschen Mur. All das fällt jetzt weg. Moralisch ist das Streichen der Figur ohne Zweifel die richtige Entscheidung, dem Film hat es aber geschadet. In Die Toten von Salzburg: Schattenspiel geht es zu harmonisch zu. Ähnlich zu Die Toten vom Bodensee in den Anfangsjahren bauten die Filme auf den Kontrasten und Konflikten auf, verbanden diese mit dem Kriminalfall. Das trug zur Unterhaltung bei, war gerade dann wichtig, wenn der Krimipart nicht besonders ist. Und das kommt bei Fernsehkrimis leider recht oft vor.

Völlig überkonstruiert

So eben auch hier. Dabei hat Drehbuchautorin Maria Hinterkörner (Schrille Nacht) durchaus Arbeit und Mühe investiert. So gibt es hier eben nicht nur die aktuelle Leiche des erschlagenen Mönchs, sondern auch die, die Jahrzehnte zuvor vergraben wurde. Die Toten von Salzburg: Schattenspiel wechselt dann auch immer mal wieder zwischen den beiden Strängen, wechselt auch zwischen den Zeitebenen. In Form von Flashbacks wird die Geschichte erzählt, die sich während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. Das Publikum vermutet an dieser Stelle natürlich, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Strängen gibt. Die ist jedoch lediglich durch den Ort vorhanden. Tatsächlich hätte man den alten Mord sogar komplett rauslassen können, ohne dass es Auswirkungen auf den aktuellen Fall gehabt hätte.

Und als wäre das nicht schon genug, ist auch der aktuelle Fall verschachtelt ohne Ende. Zum Teil muss das bei einem Krimi natürlich so sein, das Publikum will schließlich rätseln und freut sich über unerwartete Wendungen. Bei Die Toten von Salzburg: Schattenspiel wird es aber arg willkürlich. Da wird dann einfach alles irgendwie zusammengeworfen, das ist schon sehr umständlich und völlig überkonstruiert. Damit setzt sich der mäßige Eindruck fort, den die Reihe zuletzt hinterlassen hat. Die Zuschauer und Zuschauerinnen schien das nicht wirklich zu stören. Umso spannender wird es sein zu sehen, ob die inhaltlichen Mängel ohne das Aushängeschild auch weiter in diesem Ausmaß angenommen werden.