Vor 14 Monaten ist der Flug ihres Sohnes abgestürzt und seitdem bestimmt die Trauer das Leben Tallys (Julianne Moore). Ihr Ehemann (Anthony Edwards) versucht ihr zu helfen, doch er hat mit seiner eigenen Trauer zu kämpfen, während die Sitzungen bei ihrem Therapeuten Dr. Jack Munce (Gary Sinise) Tally nur bedingt unterstützen. Als er andeutet, es wäre an der Zeit, sich nicht mehr an der Vergangenheit zu orientieren, versteht Tally dies als Forderung, ihren Sohn zu vergessen, was sie zutiefst schockiert. Zu ihrem Schrecken bemerkt sie jedoch schon wenige Stunden später, dass ihr Mann sowie ihr Bekanntenkreis den Ratschlag umgesetzt haben, da sich niemand an ihren Sohn erinnert und zudem Fotos oder andere Aufnahmen, die sie mit ihrem Sohn zeigen, verschwunden oder leer sind. Sie glaubt an eine Verschwörung gegen sie, doch auch ihr Nachbar Ash Cornell (Dominic West), der seine Tochter bei demselben Absturz verlor, erinnert sich nicht mehr an diese. Mit seiner Hilfe versucht Tally herauszufinden, was hinter den seltsamen Vorkommnissen steckt oder ob sie wirklich unter Wahnvorstellungen leidet.
Von Komödien zu Mystery
Zu Anfang seiner Karriere konzentrierte sich Regisseur Joseph Ruben in erster Linie auf Komödien, bevor er sich mit dem Spielfilm Dreamscape – Höllische Träume auf das Mystery- und Horrorgenre verlagerte. Dabei kamen durchaus interessante Werke zustande, wobei vor allem sein Film The Stepfather von 1987 Kritiker und Zuschauer begeistern konnte. Die Idee einer Normalität, die keinesfalls so ist, wie sie scheint, oder eines Fremdkörpers, der sich in diese Normalität schleicht, ist auch Kern von Die Vergessenen, der auf ein gemischtes Echo seitens der Kritik stieß. Das wundert nicht weiter, denn auch wenn die Schauspieler durchweg überzeugen, kann man dies von der albernen Entwicklung des Plots nicht gerade sagen.
Es ist in erster Linie der realistische Ansatz sowie die Herangehensweise an Themen wie Trauer und Familie, der überzeugt. An einigen Stellen mag dies in den Bereich des Melodrams abdriften, wird aber angenehm geerdet durch die Darsteller. Vobei vor allem Julianne Moore als trauernde Mutter überzeugt, die zu Anfang des Filmes gefangen scheint in einer Routine der Erinnerung, die sich nur um ihren Sohn dreht und die alles andere in ihrem Leben praktisch ausblendet. Die Interaktionen mit ihrem Mann sowie ihrem Therapeuten wirken sehr authentisch, selbst wenn das Drehbuch den Themenkomplex Erinnern und Vergessen wenig subtil forciert. In diesem Kontext ist auch Dominic West als trauernder Vater zu nennen, dessen Spiel auf einem weitaus höheren Niveau ist als die teils sehr klischeehafte Schablone, die das Drehbuch für ihn vorgesehen hat und der seine Figur als jemanden beschreibt, der seine Trauer am Boden einer Whiskeyflasche ertränken will.
Höhere Mächte
Vielleicht kann man noch lobend erwähnen, dass Rubens Inszenierung sowie das Drehbuch sich die wahren Hintergründe um Tallys Erinnerung lange aufsparen. Immer wieder werden Hinweise gegeben und es kommen die obligatorischen Geheimdienste ins Spiel, die Tally und Ash bald dicht auf den Fersen sind. Die Actionszenen, besonders die Verfolgungen, sind dabei eher schlecht gealtert, hektisch (und hässlich) geschnitten und wirken, als wären sie während des Schnitts beschleunigt worden. Solche technischen Mankos komplettieren den Eindruck des Zuschauer, man würde einer eher schwachen Episode von Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI folgen, allerdings ohne Mulder und Scully. Auf einen Spoiler soll an dieser Stelle natürlich verzichtet werden, doch es sei gesagt, dass sich spätestens nach einer Stunde Laufzeit mehr als deutlich die Frage für den Zuschauer stellt, ob man diesem Mumpitz überhaupt noch folgen soll.
OT: „The Forgotten“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Joseph Ruben
Drehbuch: Gerald Di Pego
Musik: James Horner
Kamera: Anastas N. Michos
Besetzung: Julianne Moore, Anthony Edwards, Dominic West, Jessica Hecht, Linus Roache, Gary Sinise, Alfre Woodard
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