Ein Jahr lang war Karin (Maren Kroymann) als Granny Au Pair in Neuseeland, nun steht die Rückkehr in die Heimat an. Die Freude ist groß, als sie Philippa (Barbara Sukowa) und Gerhard (Heiner Lauterbach) am Flughafen wiedersieht, mit denen sie gemeinsam eine neue Liebe für Kinder entdeckt hat. Leider scheint sich aber auch ihr Mann Harald (Günther Maria Halmer) neu umgeschaut zu haben. Zumindest scharwenzelt ständig Nachbarin Sigi (Imogen Kogge) um ihn herum, bekocht ihn, hat sogar einen Schlüssel für ihr Haus bekommen – was Karin mächtig auf die Nerven geht. Währenddessen hat Philippas Tochter (Marie Burchard) ganz eigene Sorgen. Schließlich ist sie hochschwanger, weshalb sie den Schülerladen nicht weiterführen kann und mangels einer Vertretung diesen wohl schließen muss. Aber Karin und Philippa sind fest entschlossen, an der Stelle einzuspringen. Währenddessen führt Gerhard einen Kleinkrieg mit dem Zeitungsausträger Aydin (Ercan Durmaz) …
Das Rentnertrio auf neuer Mission
Man ist doch nie zu alt, um etwas Neues anzufangen – so das Motto einer ganzen Reihe von Filmen, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Bei Book Club: Ein neues Kapitel geht es beispielsweise darum, jenseits der siebzig das erste Mal zu heiraten. In Meine Stunden mit Leo nimmt sich eine pensionierte Lehrerin einen Callboy. Britt-Marie war hier erzählt davon, wie die betagte Protagonistin sich als Fußballtrainerin versucht, obwohl sie nicht einmal die Regeln kennt. Und auch in Deutschland hat man erkannt, dass mit solchen älteren Figuren richtig Kasse gemacht werden kann. Mehr als 500.000 Leute wollten sehen, wie sich in Enkel für Anfänger ein Rentnertrio das erste Mal mit Enkelkindern beschäftigen muss, wobei diese nicht einmal die eigenen waren.
Insofern überrascht es einen nicht wirklich, wenn drei Jahre später die drei in Enkel für Fortgeschrittene noch einmal gefordert sind und dabei über sich hinauswachsen müssen. Die Sache hat nur einen Haken: Der erste Teil lebte maßgeblich davon, dass drei Leute, die eigentlich gar nicht für diese Aufgabe vorbereitet sind, sich plötzlich um Kinder kümmern mussten. Zum Ende hin klappte das ganz gut, weshalb dieser Kontrast kein zweites Mal bemüht werden kann, ohne sich komplett lächerlich zu machen. Man muss Drehbuchautor Robert Löhr, der schon beim letzten Mal für das Skript zuständig war, dann auch zugutehalten, dass er nicht einfach das Erfolgsrezept neu auflegt. Stattdessen hat er sich andere Situationen ausgedacht. Bei Gerhard dreht sich das maßgeblich um die komplizierte Beziehung zum Briefträger. Philippa muss sich mit ihrer entfremdeten Tochter versöhnen. Karin wiederum hat Streit mit ihrem Mann.
Auf der Suche nach dem Witz
Was das mit den Enkeln zu tun hat? Richtig, nichts. Zwar gibt es auch hier eine Reihe von Kindern und Jugendlichen, die sich plötzlich in der Obhut der drei befinden. Ganz von dem alten Konzept wollte man sich dann doch nicht verabschieden, es kommt zu mehreren Konflikten, mindestens aber Missverständnissen zwischen den Generationen, die pünktlich zum Finale ausgeräumt sind. Nur ist das schon ziemlich erzwungen. Tatsächlich hätte man die Kinder auch mehr oder weniger weglassen können, ohne dass es viel an Enkel für Fortgeschrittene geändert hätte. Die Annäherung von Gerhard und Aydin sowie zwischen Philippa und ihrer Tochter basieren zwar auf der Geschichte mit dem Schülerladen. Aber das ist mehr der Anlass als wirklich Teil der Annäherung.
Das größere Problem ist aber, dass Löhr offensichtlich partout nichts Lustiges einfallen wollte. Wo Enkel für Anfänger zumindest in der ersten Hälfte auch immer mal garstig und bissig sein durfte, bevor später alles zu sehr in Richtung Wohlfühlkitsch abdriftete, fehlen bei Enkel für Fortgeschrittene grundsätzlich die Widerhaken. Das ist alles schrecklich nett und brav. Und eben langweilig: Der Film plätschert ewig vor sich hin, ohne dass da mal etwas Nennenswertes geschieht. Wenn dann zum Schluss die obligatorische dramatische Zuspitzung erfolgt, wurde das nicht wirklich erarbeitet. Man begnügt sich mit billiger Manipulation. Gebraucht hätte es das nicht, so wie es insgesamt den zweiten Teil nicht brauchte, der in jeglicher Hinsicht dem ersten unterlegen ist.
OT: „Enkel für Fortgeschrittene“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Robert Löhr
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Ahmet Tan
Besetzung: Maren Kroymann, Heiner Lauterbach, Barbara Sukowa, Günther Maria Halmer, Ercan Durmaz, Marie Burchard, Imogen Kogge, Johannes Allmayer, Bruno Grüner, Franka Roche, Kayra Efe, Morten Völlger
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