Seit ewigen Zeiten schon liegen die beiden benachbarten Königreiche Alhamit und Baikari im Streit. Man belauert sich gegenseitig, gönnt einander nichts, immer wieder drohen die schwelenden Konflikte auszubrechen und zu einem Krieg zu führen. Doch damit soll nun Schluss sein, eine arrangierte Ehe Prinzessin Sara und dem Gelehrten Naranbayar wird den lang ersehnten Frieden bringen, als ersten Schritt einer vorsichtigen Annäherung. So zumindest war der Plan. Aber nicht alle sind glücklich über den möglichen Wandel, eine Intrige soll die Hochzeit verhindern. Als sich das verhinderte Brautpaar zufällig auf anderem Weg begegnet und beginnt, miteinander Zeit zu verbringen, scheint sich die Geschichte trotz allem zum Guten zu wenden. Aber selbst dann warten zahlreiche Hindernisse auf die beiden …
Eine arrangierte verbotene Liebe
Das Motiv einer verbotenen Liebe wird seit Jahrhunderten immer wieder gern in Büchern, Filmen oder anderen Formen der Kunst verwendet. Das wohl berühmteste Beispiel dürfte Romeo und Julia sein über den Nachwuchs zweier verfeindeter Familien, die Gefühle füreinander entwickeln – was zu einer Tragödie führt. Optimistischer sind da schon Werke wie Mavka – Hüterin des Waldes oder Arielle, die Meerjungfrau, bei denen jeweils das Reich der Menschen und eine magische Welt durch die Liebe zusammenfinden, auch wenn die jeweiligen Hauptfiguren erst noch dafür kämpfen müssen. In eine ähnliche Richtung geht nun Gold Kingdom And Water Kingdom, das auf der Nippon Connection 2023 Deutschland-Premiere feiert. Auch in dem Anime geht es um zwei Figuren, die eigentlich nicht zusammen sein dürfen, die Tradition verbietet ist. Aber das muss ja nicht viel heißen.
Ungewöhnlich ist jedoch der Weg zu der obligatorischen Aussöhnung. Anstatt einer heimlichen und verbotenen Annäherung von Sara und Naranbayar gibt es hier prinzipiell eine von oben angeordnete Verkupplung. Wie es früher in Königshäusern und ähnlichem üblich war, sollen die beiden nicht vermählt werden, weil sie sich so toll finden. Sie kennen einander nicht einmal. Die Verbindung dient lediglich politischen Zwecken. Oder sollte es, wenn es im Verborgenen nicht Kräfte geben würde, die genau das verhindern wollen. Der Manga von Nao Iwamoto, auf dem Gold Kingdom And Water Kingdom basiert, ist deshalb nur zum Teil ein Liebesdrama. Die Geschichte hat zugleich eine stark politische Note, wenn zwischen den zwei Königreichen kräftig intrigiert wird. Die zwei Figuren sind reine Spielbälle, richtig viel Mitsprachrecht bekommen sie nicht, weder beim Schicksal der Staaten, noch dem eigenen.
So fern und doch so nah
Das Ergebnis mag dann nicht so wahnsinnig romantisch sein. Interessant ist es schon, zudem trotz des fernen Settings – der Film spielt irgendwo in einer wohl arabisch inspirierten Wüste und in einer lang zurückliegenden Zeit – vieles erschreckend gegenwärtig ist. Wenn sich die beiden Länder gegenseitig bekriegen, dann geschieht das nicht aus wirklich nachvollziehbaren Gründen heraus, sondern mehr aus Tradition. Man will den Konflikt, obwohl eine Zusammenarbeit beiden Seiten helfen würde. Das kommt einem von diversen aktuellen Konflikten bekannt vor. Leider geht Gold Kingdom And Water Kingdom an diesen Stellen aber nicht sonderlich in die Tiefe. Da ist einiges nicht ganz nachvollziehbar. Mit einer Laufzeit von zwei Stunden ist der Film zudem zu lang, zumindest für das, was er zu erzählen hat.
Visuell ist das Ganze ordentlich geworden. Das Traditionsstudio Madhouse (Goodbye, Don Glees! – Wege einer Freundschaft, Okko und ihre Geisterfreunde) hat stimmungsvolle Hintergründe geschaffen, die auch die Kontraste zwischen den beiden Reichen betonen. Wie schon der Titel Gold Kingdom And Water Kingdom verrät, ist eines der beiden Länder reich an Gold, das andere reich an Wasser. Da trifft ein karger Prunkpalast auf grüne Gärten. Technisch ist das sauber, wenngleich bei einem Kinofilm mehr drin gewesen wäre. Die Designs der Figuren sind ohnehin nur Durchschnitt und entsprechen 08/15-Anime-Designs. Wen das nicht stört, findet hier ein ansprechendes Werk, auch wenn der Film kaum dazu geeignet ist, dass man sich längerfristig an diesen erinnert.
OT: „Kin no kuni mizu no kuni“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Kotono Watanabe
Drehbuch: Fumi Tsubota
Vorlage: Nao Iwamoto
Musik: Evan Call
Animation: Madhouse
Animation Is Film 2022
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