Oklahoma im Jahr 1889. Als Captain Wilson (Ed Begley) den jungen Jed Cooper (Clint Eastwood) aufgreift, ist er sich sicher, dass es sich bei ihm um einen Mörder und Viehdieb handelt. Und darauf steht der Tod durch den Strick, so sehr sich der Fremde auch dagegen wehrt. Erst in letzter Sekunde wird Cooper von einem Marshal gerettet und mittels Gefangenentransport nach Fort Grant gebracht, wo der Richter Adam Fenton (Pat Hingle) das Sagen hat. Dort wird er auch rehabilitiert und lässt sich zudem zum Deputy Marshal ernennen. Auf diese Weise erhält er die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen, um seinerseits Jagd auf die Männer zu machen, die ihn zuvor töten wollten. Doch der Rachefeldzug wird jäh unterbrochen, als Cooper Zeuge wird, wie erneut Selbstjustiz verübt werden soll. Diesmal an einem der Männer von Wilson …
Früher US-Western mit Clint Eastwood
In den 1960ern war Clint Eastwood in Europa durch seine drei Filme mit Sergio Leone zu einem Star geworden. Für eine Handvoll Dollar (1964), Für ein paar Dollar mehr (1965) und Zwei glorreiche Halunken (1966) prägten den damals populär werdenden Italowestern maßgeblich mit und zählen zu den absoluten Klassikern des Genres. In den USA dauerte es jedoch ein wenig länger, bis er wirklich Fuß fassen konnte. Einer der ersten Filme, die er in seiner alten Heimat drehte, war Hängt ihn höher (1968), ein weiterer Western des Schauspielers. Das war zwar sicherlich nicht übermäßig abwechslungsreich, zahlte sich aber aus. Zumindest damals war der Film ein größerer Erfolg, selbst wenn er inzwischen ein wenig in Vergessenheit geraten ist und kaum mit den Werken aus der italienischen Periode mithalten kann.
Dabei ist die Figur, die Eastwood hier spielt, durchaus interessant. Waren seine Charaktere bei Leone vor allem coole und ikonische Revolverhelden, wird Cooper zunächst durch seine Liebe zu den Tieren charakterisiert. Später wird er zwar in der einen oder anderen Actionszene zu sehen sein, ohne aber durch diese definiert zu werden. Tatsächlich hat er sogar mehrfach das Nachsehen oder braucht die Hilfe anderer. Er ist nicht der große Kämpfer, zu dem man bewundern aufblicken würde. Sein Thema ist eher das der Gerechtigkeit. Cooper fordert diese nicht nur für sich selbst ein. Es sind vor allem die späteren Szenen in Hängt ihn höher, wenn sich der Marshal für andere stark macht, die den Inhalt bestimmen. Der Marshall ist ein Kämpfer der Gerechtigkeit mit einem klaren moralischen Kompass, aber ohne die Mittel, diesen auch wirklich umzusetzen.
Die Frage nach Gerechtigkeit
Das Thema ist dabei bis heute aktuell. Während viele Western in erster Linie von einer vergangenen Zeit erzählen, ist die Frage nach Gerechtigkeit eine, die nie überholt sein wird. Natürlich hat sich seit dem späten 19. Jahrhundert einiges getan. Wo Hängt ihn höher von einer Gesellschaft erzählt, die noch auf der Suche nach Gesetzen und Rechtmäßigkeit ist und den Wilden Westen zu zähmen versucht, da ist heute vieles ausformulierter und Regeln unterworfen. Die Willkürlichkeit dieser Regeln ist aber zum Teil geblieben, dazu das Recht des Stärkeren. Was hier noch der Richter ist, der nach Gutdünken Leute hängen kann, das sind heute Polizisten, die in den USA zu oft noch Gewalt anwenden dürfen, ohne je Konsequenzen befürchten zu müssen. Wobei der Film dabei durchaus auch Ambivalenzen und Nuancen sucht. Gerade Fenton überrascht durch sein Bewusstsein für die Verantwortung – und die Belastung, die mit dieser Aufgabe einhergeht.
Anderer Stellen sind dafür fast schon lustig, wenn auch auf eine sehr garstige Weise. Gerade eine spätere Szene, in der eine öffentliche Hängung zu einem Event wird, an dem mit der Schau- und Sensationslust der Menschen Kasse gemacht werden soll, erinnert an den Voyeurismus, der etwa bei True Crime Dokus bedient wird. Während der Film in dieser Hinsicht nach wie vor sehenswert und aktuell ist, sollte man nicht allzu viel im Hinblick auf die Spannung erwarten. Es gibt in Hängt ihn höher vergleichsweise wenige Szenen, in denen etwas passiert. Und selbst die machen nicht mehr sonderlich viel her. Regisseur Ted Post (Rückkehr zum Planet der Affen, Dirty Harry II – Callahan) hat da wenig hinterlassen, das man unbedingt anschauen müsste. Da waren andere Genrevertreter doch deutlich packender. Auch die überzogene Musik ist ein Relikt der damaligen Zeit und passt oft nicht so wirklich zu dem, was tatsächlich zu sehen ist.
OT: „Hang ‚Em High“
Land: USA
Jahr: 1968
Regie: Ted Post
Drehbuch: Leonard Freeman, Mel Goldberg
Musik: Dominic Frontiere
Kamera: Richard Kline, Leonard South
Besetzung: Clint Eastwood, Inger Stevens, Ed Begley, Pat Hingle, Ben Johnson, Charles McGraw, Ruth White, Bruce Dern, Alan Hale Jr., Arlene Golonka
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