Stressige und konfrontative Situationen gehören zum Leben von Sam Nelson (Idris Elba) fest dazu, schließlich arbeitet er als Verhandlungsführer in der Wirtschaft. Als er an Bord des Flugzeugs Kingdom Airlines 29 geht, welches von Dubai nach England fliegt, ahnt er noch nicht, wie gut er diese Fähigkeiten bald gebrauchen kann. Denn nur zwanzig Minuten nach dem Start übernimmt eine Gruppe von Männern und Frauen die Kontrolle über das Flugzeug. Wie sie die Waffen an Bord schmuggeln konnten, ist dabei ebenso ein Rätsel wie das Motiv. Klar ist nur, dass sie nicht mit sich spaßen lassen. Während Nelson und andere Passagiere an Bord nach einem Ausweg aus der Lage suchen, weiß das Bodenpersonal nicht so recht, was es mit der Situation anfangen soll. Schließlich kommen aus dem Flugzeug sehr widersprüchliche Signale …
Geiselnahme an Bord eines Flugzeugs
Auch wenn Flugzeuge oft als das sicherste Verkehrsfahrzeug überhaupt bezeichnet wird, in Filmen sieht man das ein wenig anders. Praktisch jedes Jahr kommen Filme und Serien heraus, bei denen diese zum Schauplatz eines nervenaufreibenden Überlebenskampfes werden. Mal droht das Flugzeug aufgrund eines Unglücks abzustürzen (Plane), in Blood Red Sky werden die Menschen von Vampiren bedroht. Besonders beliebt sind jedoch Szenarien, in denen Terroristen das Leben aller in Gefahr bringen. 7500 und Emergency Declaration fallen einem an der Stelle eventuell ein. Wer Letzteres Szenario mag, der sollte einmal ein Auge auf die Apple TV+ Serie Hijack werfen. Denn auch hier kommen einige Männer und Frauen an Bord, die zur Verfolgung ihrer Ziele zur Not über Leichen gehen.
Die von Jim Field Smith und George Kay erdachte Serie hat dabei ein paar Besonderheiten zu bieten, die sie von anderen thematisch ähnlichen Produktionen unterscheidet. Zum einen ist sie als Echtzeitgeschichte konzipiert. Sieben Stunden soll der Flug dauern, sieben Episoden stehen hierfür zur Verfügung. Natürlich hat es schon andere Filme und Serien gegeben, die so etwas gemacht haben. Hinzu kommt, dass die Folgen nur rund 45 Minuten dauern und keine Stunde, weshalb das alles etwas gemogelt ist. Aber letztendlich ist das ohnehin nur Nebensache. Wichtiger dürfte es den Zuschauern und Zuschauerinnen sein, dass das Ganze auch spannend umgesetzt wurde. Und das trifft auf Hijack ohne Zweifel zu, größere Längen bleiben aus.
Wendungsreich mit vielen Einfällen
Ein Spannungsfaktor ist dabei, dass lange verheimlicht wird, worum es bei dieser Entführung eigentlich geht. Die üblichen Klischees wie ein islamistischer Anschlag fallen weg, es werden auch keine Forderungen gestellt. Was also wollen die Männer und Frauen? Ein zweiter Spannungsfaktor ist, dass die Menschen an Bord sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben wollen. Dabei beeindruckt die Bandbreite an Reaktionen. Während manche auf pure Gewalt setzen, stacheln andere eher auf oder wollen kein Risiko eingehen. Spaßig sind zudem diverse Anläufe, eine Nachricht an das Bodenpersonal zu schicken, ohne dass es die Geiselnehmertruppe merkt. Hijack zeigt sich da an mehreren Stellen doch ziemlich einfallsreich. Gleiches gilt für die Wendungen, die sich im weiteren Verlauf ergeben. Eine der besten Szenen ist die, wenn auf einmal eine Figur die Situation auf den Kopf stellt, von der man das nie erwartet hätte.
Was man auch nicht erwarten sollte, ist Glaubwürdigkeit. So verhalten sich die Figuren zum Teil recht willkürlich – selbst innerhalb eines Rahmens, der einen schnell irrational werden lässt. Manche Sachen sind auch umständlich, wurden komplizierter gemacht, als sie es sind. Das betrifft beispielsweise diverse Handlungsstränge am Boden, die parallel erzählt werden und zum Teil überflüssig sind. Selbst beim Ende darf man das eine oder andere Fragezeichen setzen. Wen das nicht weiter stört, der wird bei Hijack aber gut unterhalten. Das geschickte Setzen von Cliffhangern und die sich ständig wechselnde Gruppendynamik führt dazu, dass die Neugierde groß ist und man hier bis zum Ende dranbleibt. Die schauspielerischen Leistungen sind solide bis gut, selbst wenn die Figurenzeichnung nicht die spannendsten Charaktere hervorgebracht. Angesichts der zahlreichen Leute, die hier mitmischen, und des sich daraus ergebenden Gewusels stört das aber nicht weiter.
OT: „Hijack“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Jim Field Smith, Mo Ali
Drehbuch: George Kay, Adam Gyngell, Fred Fernandez Armesto, Kam Oderdra, Anna-Maria Ssemuyaba, Catherine Moulton
Idee: Jim Field Smith, George Kay
Musik: Anne Nikitin
Kamera: Ed Moore
Besetzung: Idris Elba, Archie Panjabi, Christine Adams, Max Beesley, Eve Myles, Neil Maskell, Jasper Britton, Harry Michel, Aimée Kelly, Mohamed Elsandel, Ben Miles
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