Eigentlich war der weitere Lebensweg von Hanna Gruber (Fanny Krausz) bereits fest ausgemacht. Sie wollte bei der Kaffeebar von Alex (Matthias Gärtner) einsteigen, dem Mann ihrer Träume. Stattdessen hat sie auf einmal einen Bauernhof, zumindest wenn es nach dem letzten Willen ihrer verstorbenen Großmutter geht. Die Sache hat nur einen Haken. Wenn sie das Erbe antreten möchte, muss sie den Hof vier Wochen lang mit ihrem Cousin Max Bergmann (Daniel Gawlowski) bewirtschaften und während der Zeit auch dort leben. Für die Münchnerin ist das eine ziemliche Herausforderung, ist sie doch eigentlich das Leben in der Stadt gewohnt. Außerdem bedeutet das für sie, dass sie sich mit der Familie und deren Vergangenheit auseinandersetzen muss …
Das neue Leben in der Heimat
Freitagabend steht im Ersten bekanntlich eine eher leichte Unterhaltung auf dem Programm. Da werden vor allem Komödien ausgepackt, die das Publikum lockerleicht ins Wochenende verhelfen sollen. Auffallend ist dabei, dass zuletzt viele Filme davon handelten, wie eine Frau sich behaupten und einen Platz im Leben finden muss. In Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim emanzipiert sich die Protagonistin gegenüber der dominanten Mutter, wenn sie ihrer Liebe zum Singen nachgehen will. Die Woche davor landete in Landfrauen: Wir können auch anders! eine Pflegerin in der Krise zufällig in einer ländlichen Gegend und stellt dabei fest: Irgendwie ist das nicht schlecht dort. Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück, das bereits einige Jahre zuvor auf diesem Sendeplatz ausgestrahlt wurde, erzählt eine ganz ähnliche Geschichte.
Erneut geht es um einen Stadtmenschen, der mehr oder weniger zu seinem ländlichen Glück gezwungen wird. Der Unterschied: Wo die Protagonistin des obigen Films zunächst überhaupt keinen Bezug zu der Gegend hat, da hat die von Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück zumindest einen familiären. Sie stammt selbst von dort, mehrere Familienmitglieder leben noch immer dort. Wo es üblicherweise viele Culture-Clash-Elemente eingebaut werden, um den Kontrast zu veranschaulichen, da fällt das hier weg. Klar tut sich Hanna anfangs etwas schwer mit allem. Später darf sie Alex auch daran erinnern, dass das wenig mit dem zu tun hat, was die beiden in München haben. Auf Humor wird jedoch verzichtet. Zwar wird der Film gern als Liebeskomödie verkauft. Aber wie so oft bei angeblichen Komödien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist das absoluter Quatsch.
Sind wir beim Herzkino?
Stattdessen ist Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück ein Film, den man im Rahmen des Herzkinos erwarten würde. Da gibt es eine große Liebe, die sich als die falsche herausstellt. Dafür taucht eine andere auf, die nie im Leben jemand erwartet hätte – außer dem Publikum natürlich, das solche Situationen schon zu Dutzenden gesehen hat. Und auch die Sache mit dem Familiengeheimnis, das irgendwann ausgebuddelt wird, könnte von Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström stammen. Wobei sich Regisseur Thomas Kronthaler (Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf) immerhin bei der Inszenierung zurückhielt. Da wird nicht auch noch der große Holzhammer ausgepackt, die Zuschauer und Zuschauerinnen werden von einer schrecklich manipulativen Musik verschont.
Das macht das Drama deutlich erträglicher als diverse andere ähnlich gelagerte Filme. Schön ist zudem der lokale Aspekt. Wo beim Herzkino die Schauspieler und Schauspielerinnen ständig so tun müssen, als stammten sie aus England, Schweden oder anderen Ländern, da wird hier Mundart gesprochen. Man nimmt es den Leuten besser ab, dass sie wirklich aus der gezeigten Gegend kommen. Schauspielerisch ist das ebenfalls alles solide. Hätte es eine bessere Geschichte gegeben oder wenigstens eine, die durchschnittlich ist, wäre das Potenzial für mehr drin gewesen. So ist Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück ein eher mäßiger Titel, über den man sich zwar nicht aufregen muss, der aber auch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
OT: „Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Thomas Kronthaler
Drehbuch: Angelika Schwarzhuber, Christian Lex
Musik: Martin Unterberger
Kamera: Christof Oefelein
Besetzung: Fanny Krausz, Daniel Gawlowski, Carin C. Tietze, Heio von Stetten, Helena Schönfelder, Matthias Gärtner, Xenia Tiling, Doris Buchrucker, Bettina Redlich, Walter Schuster
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