
Für Sara Forsberg (Julia Dietze) bricht eine Welt zusammen, als ihr Partner Alex Vikander (Florian Maria Sumerauer) vor ihren Augen von einem Auto überfahren wird und seinen Verletzungen erliegt. Zehn Jahre später hat sie sich zusammen mit Alex’ Sohn Flynn (Jonathan Tittel) ein schönes Leben aufgebaut, als sie der nächste Schicksalsschlag ereilt: Sie muss ihre Glashütte schließen. Hilfe bekommt sie ausgerechnet von Jean Vikander (Jean-Yves Berteloot), Besitzer der führenden Glasmanufaktur Schwedens und Vater von Alexander. Dabei ahnen weder Jean noch seine Frau Lilian (Sabine Bach) und Sohn Stellan (Michael Raphael Klein), dass Sara seinerzeit mit Alex zusammen war. Denn der war eigentlich mit einer anderen verlobt …
Von Liebe und Schicksalsschlägen
Bei Inga Lindström geht es natürlich in erster Linie um Liebe und andere große Gefühle, schließlich gehören die Geschichten der pseudoschwedischen Autorin zu den Dauerbrennern vom Herzkino. Und bei denen wird vor allem ein romantisch veranlagtes Publikum angesprochen. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht zwischendurch auch mal richtig hässlich und tragisch werden darf. Denn auch das ist ein fester Bestandteil der sonntäglichen ZDF-Programmschiene. Schicksalsschläge sind dort kein Ausnahmezustand, sondern Teil des Alltags. Bei Feuer und Glas wird dann auch nicht lang gefackelt. Noch bevor wir wissen, wer diese Leute eigentlich sind, ist einer von ihnen tot. Der Film beginnt mit dem Unfall, bevor es einen Sprung zehn Jahre in die Zukunft gibt.
Nun könnte man vermuten, dass der Film von der anschließenden Trauerarbeit erzählt. Davon, wie die Protagonistin mit dem Tod fertig werden muss. So richtig interessiert das aber niemanden. In Inga Lindström: Feuer und Glas wird das lediglich genutzt, um eine Art Geheimnis zu etablieren. Das Publikum weiß, dass Sara die Geliebte des Verstorbenen war, dessen Angehörigen aber nicht. Dass die Glasspezialistin ausgerechnet von dem Vater von Alex engagiert wird, ist eine dieser typischen Drehbuchkonstruktionen, die sich nicht im Geringsten um Glaubwürdigkeit scheren. Aber damit ist der Film nicht allein. Ein Großteil dieser Art Werke erzählt den größten Blödsinn, da es hier eben nicht um die reale Welt geht, sondern Fantasien.
Unsinnig und manipulativ
Aus diesem Grund darf sich Sara dann auch in den Bruder des Verstorbenen verlieben. Dass das ein wenig fragwürdig ist, weiß Regisseur und Co-Autor Oliver Dieckmann (Fliehende Pferde in Sörmland) vermutlich schon. Das wird aber gerechtfertigt, indem der Tote nachträglich mit Dreck beworfen und als Lügner dargestellt wird, der sich als Stellan ausgab. Auch das ist ziemlicher Unfug, dürfte die Zielgruppe aber nicht weiter stören. Diese will nur das Gefühl haben, dass am Ende immer alles gut ausgeht und die „wahre“ Liebe siegt. Beides geschieht in Inga Lindström: Feuer und Glas. Zumindest wenn man das alles ein wenig großzügiger sieht und nicht weiter darüber nachdenkt.
Während der Film inhaltlich ein Totalausfall ist, bringt er doch diverse Stärken mit. So sind die Landschaftsaufnahmen wie immer ganz schön geworden. Es gibt attraktive Menschen, von denen das Publikum selbst träumen darf. Reizvoll sind zudem die Bilder aus der Glasmanufaktur, die inmitten des Wolkenschlosses für ein paar geerdete Töne sorgen. Gut ist Inga Lindström: Feuer und Glas deswegen nicht. Er ist ja nicht einmal Durchschnitt, da das wie immer gnadenlos manipulative Hochglanz-Wegwerfware ist. Aber das muss einen nicht zwangsläufig stören, wie die Langlebigkeit der Reihe beweist. Mit Die Süße des Lebens wurde dieses Jahr bereits der 99. Teil ausgestrahlt. Ein Ende der idyllischen Romanzen ist also nicht abzusehen.
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