Für ihre Patienten und Patientinnen würde Laura (Bettina Burchard) alles tun. Doch irgendwann wird es selbst der engagierten Kölner Pflegerin zu viel, sie braucht dringend eine Auszeit nach der Dauerbelastung. Als sie aufgrund einer Autopanne im idyllischen Blumberg landet, scheint sie zunächst genau das zu finden. Aber schon bald wird mehr daraus. Nicht nur dass sie den attraktiven Bauer Paul (Max Bretschneider) kennenlernt und es zwischen ihnen funkt. Sie findet zudem Gefallen an dem Landleben, selbst wenn dieses mit viel Stress und Arbeit verbunden ist. So steht der Hof von Pauls Vater Arthur (Martin Lindow) vor dem Aus. Dafür findet die Großstädterin bei den Landfrauen Anschluss und Unterstützung und muss sich irgendwann fragen: Will ich eigentlich noch zurück?
Die Landwirtschaft im Wandel
Der Freitagabend steht im Ersten traditionell im Zeichen leichter Unterhaltung. Oft sind dann Komödien angesagt, die das Publikum beschwingt ins Wochenende befördern sollen. Dann und wann werden aber auch Dramen ausgestrahlt, bei Käthe und ich beispielsweise werden diverse Schicksalsschläge und Traumata aufgearbeitet. Mit Landfrauen: Wir können auch anders! kommt nun ein Titel, der irgendwo in der Mitte angesiedelt ist. Offiziell wird der Film zwar als Komödie bezeichnet. Aber das hat erfahrungsgemäß bei Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nicht viel zu bedeuten. Tatsächlich gibt es hier auch nicht wirklich etwas zu lachen. Vielmehr wird eine Mischung aus hübscher Unterhaltung und ernsten Themen gesucht.
Beispielsweise thematisiert der Film den Wandel in der Landwirtschaft, der seit Jahren schon im Gange ist. Traditionelle Höfe sterben aus, weil sie nicht gegen die Großkonzerne ankommen und unter großem finanziellem Druck stehen. Ein weiteres Problem sind die Regularien. Heute gibt es deutlich mehr Regeln, die einzuhalten sind, gerade innerhalb eines europäischen Kontextes. Auch das kann den Bauern und Bäuerinnen zu schaffen machen. Allerdings sollte man nicht erwarten, dass Landfrauen: Wir können auch anders! an der Stelle wirklich in die Tiefe geht. Es wird auch nie so dramatisch, wie es beispielsweise Das Land meines Vaters getan hat. Dort versucht eine Familie diesen Wandel durch Expansion mitzugehen und gerät dabei in eine gefährliche Schuldenspirale, aus der sie allein nicht mehr herauskommt.
Optimistisch und versöhnlich
Bei Regisseurin Britta Keils (Ein Sommer in der Bretagne) ist der Ton da deutlich optimistischer und auch versöhnlicher. Da wird dann irgendwann Gemüseanbau und Bio als Lösung auf die Probleme angepriesen, ohne sich näher damit auseinandersetzen zu wollen. Da gibt es dann nur Schlagwörter statt wirklicher Analyse. Auch bei der sich anbahnenden Beziehung von Laura und Paul bleibt man lieber bei der Oberfläche. Landfrauen: Wir können auch anders! wird zwar nie so schmalzig wie die Herzkino-Romanzen, die ebenfalls vor idyllischer Landschaft ein neues Glück entdecken. Aber man sollte nicht erwarten, dass richtig viel Arbeit in diesen Aspekt investiert wurde. Am Freitagabend darf das alles etwas einfacher ausfallen.
Wem der Sinn nach solchen Filmen steht, macht hiermit nichts verkehrt. Im Gegensatz zu Daheim in den Bergen, das inmitten der Provinz eine Katastrophe nach der anderen aus dem Hut zieht, ist Landfrauen: Wir können auch anders! von vornherein als Entspannung angelegt. Hier soll man sich wohlfühlen und trotz mehrerer Herausforderungen und Schwierigkeiten zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das funktioniert und enthält zudem ganz nette Beispiele weiblicher Solidarität. Auch das ist sympathisch, wenngleich nicht übermäßig tiefsinnig. Ob aus dem Ausflug aufs Land eine ganze Filmreihe wird, ist übrigens bislang nicht klar. Die ARD-Produktion bringt aber zumindest das Potenzial für ein serielles Erzählen mit.
OT: „Landfrauen: Wir können auch anders!“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Britta Keils
Drehbuch: Michael Gebhart, Andreas Brandler
Musik: Peter Wischermann, Oliver Schmidt
Kamera: Florian Licht
Besetzung: Bettina Burchard, Max Bretschneider, Martin Lindow, Yasmina Djaballah, Ines Marie Westernströer, Maike Johanna Reuter, Nadja Zwanziger, Guido Broscheit
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