Als die Zeit für den alten Hüter des Waldes gekommen ist, sich von seinen Aufgaben zurückzuziehen, staunen die anderen nicht schlecht, wen die Waldgeister für die Nachfolge ausgesucht haben. Ausgerechnet die junge Mavka soll nun über das Wohl der tief versteckt im Wald lebenden Wesen wachen. Und das bedeutet vor allem: keinen Kontakt mit den Menschen! Denn damit hat man bislang nur schlechte Erfahrungen gesammelt. Dabei ahnt niemand, dass die sanfte Mavka eine ganz andere Einstellung dazu hat. Tatsächlich ist sie dem Menschen Lukas bereits über den Weg gelaufen und hat Gefühle für diesen entwickelt, in der festen Überzeugung, dass nicht alle von ihnen schlecht sind. Nur ist da auch noch Kilina, die dazu entschlossen ist, die magische Quelle des Lebens zu finden und für sich selbst zu nutzen …
Klassischer Animationsfilm aus der Ukraine
Wenn zuletzt Filme aus der Ukraine ihren Weg zu uns fanden, dann handelte es sich überwiegend um ernste Geschichten. Selbst wenn diese sich nicht auf die eine oder andere Weise mit dem russischen Angriffskrieg befassten, ging es überwiegend düster zu. Dabei hat das osteuropäische Land auch eine lebendige Animationsszene. Leider kommen nur wenige Werke von dort bis zu uns. Vor Jahren war da mal The Dragon Spell, das auf Festivals lief. Clara und der magische Drache kam Ende 2020 sogar ins Kino, auch wenn das Animationsabenteuer dort eher unterging. Eben dort ist nun auch Mavka – Hüterin des Waldes zu sehen, ein weiteres Werk aus diesem Bereich, das sich Hoffnungen darauf macht, ein größeres Publikum bei uns anzusprechen.
Ob der Zeitpunkt dafür gut gewählt, darüber kann man sich streiten. Nachdem es die letzten Monate recht mau aussah, was Animationsfilme auf der großen Leinwand angeht, werden jetzt in kurzer Folge eine Reihe von Großproduktionen veröffentlicht. Da droht, ein kleinerer Titel wie Mavka – Hüterin des Waldes im Getöse unterzugehen. Dabei hat er durchaus etwas zu bieten, ist mehr als nur eine gute Geste gegenüber der Ukraine. Hier werden so viele universelle Qualitäten bewiesen, dass zumindest eine etwas jüngere Zielgruppe auf ihre Kosten kommen sollte. Schließlich wird hier ein ganz klassisches Abenteuer erzählt, mit vielen Elementen, wie man sie aus Märchen oder anderen Animationsfilmen kennt. Tatsächlich hat das Werk auch eine bekannte Vorlage: das bereits 1918 veröffentlichte Theaterstück Waldlied von Lessja Ukrajinka.
Bekanntes mit wichtiger Aussage
Aber selbst wer dieses nicht kennt – was hierzulande die meisten sein dürften –, wird keine größeren Schwierigkeiten haben, den Ablauf der Geschichte vorhersagen zu können. Da geht es mal wieder um einen Konflikt zwischen der Welt der Menschen und der Natur. Der Vergleich zu Prinzessin Mononoke liegt auf der Hand, die Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren weckt zudem Assoziationen zu Arielle, die Meerjungfrau. Reihenweise Déjà-vus sind die Folge, was auch deshalb so auffällt, weil dem Film jegliche Nuancen abgehen. Kilina ist geradezu eine Karikatur eines Bösewichts, wenn sie die Quelle will, um immer jung und schön zu bleiben. Die beiden Hauptfiguren wiederum sind ziemlich blass und hätten mehr Ecken und Kanten vertragen können.
Die grundsätzliche Aussage, dass die Menschen und die Natur in Harmonie leben sollen, ist aber natürlich nicht verkehrt, selbst in der hundertsten Wiederholung. Vor allem aber punktet Mavka – Hüterin des Waldes mit der Optik. Klar, man darf bei einer ukrainischen Produktion nicht die teure Klasse der großen US-Studios erwarten. Die menschlichen Figuren sind zudem auch visuell nicht sehr spannend. Dafür ist der Wald selbst aber wunderbar geworden, auch viele der dort herumwuselnden Wesen können sich gut sehen lassen. Wer für den Nachwuchs noch ein hübsches Animationsabenteuer sucht, welches zudem einen noch eine wichtige Lektion auf Lager hat, der darf hier ruhig einmal einen Blick riskieren.
OT: „Mavka. Lisova pisnya“
Land: Ukraine
Jahr: 2023
Regie: Oleg Malamuzh, Oleksandra Ruban
Drehbuch: Yaroslav Voytseshek
Vorlage: Lessja Ukrajinka
Musik: Dario Vero
Animation: Animagrad
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