Eigentlich wollte der Anwalt Markus (Oliver Wnuk) nur seine neue Freundin Lena (Birte Hanusrichter) auf dem Campingplatz überraschen, wo sie zusammen mit ihrer Familie lebt. Dabei scheitert er jedoch schon am Campingplatz-Pächter Hartmut (Henning Baum), der dem Fremden klarmacht, dass er unerwünscht ist. Während die beiden sich am Eingang einen verbalen Schlagabtausch liefern, ahnen sie nicht, in welcher Beziehung sie zueinander stehen, ist Hartmut doch der Vater von Lena. Und das ist nur der erste von vielen Konflikten, die beide miteinander haben werden, treffen doch zwei Welten aufeinander. Lediglich Bejay (Nilo Thomas), der Sohn von Lenas Schwester Carmen (Sina Ebell), zeigt sich hilfsbereit. Der Rest trauert hingegen Lenas Exfreund Andi (Tim Kalkhof) hinterher, der selbst auf dem Campingplatz arbeitet …
Turbulente Begegnung mit der Familie
Es gehört dazu, dass man in einer Beziehung gleichzeitig auch immer die Familie des Partners oder der Partnerin annehmen muss. Und wie wir alle wissen: Das ist nicht immer einfach. Die Macken der eigenen Familie zu akzeptieren, kann schon schwierig genug sein. Die einer anderen noch obendrauf zu bekommen, das bringt das Potenzial für jede Menge Reibungen mit. Kein Wunder also, dass es viele Filme gibt, bei denen die Hauptfigur an den Eltern, Geschwistern oder anderen Angehörigen verzweifelt. Gerade startete etwa im Kino Und dann kam Dad über eine turbulente Familienzusammenführung. Andere prominent besetzte Hollywood-Beispiele sind Meine Braut, ihr Vater und ich oder Das Schwiegermonster, bei denen es jeweils ordentlich knallt. Das Grundprinzip ist aber so universell, dass man es auch problemlos in anderen Ländern anwenden kann – siehe der deutsche Fernsehfilm Mein Schwiegervater, der Camper.
Dass es hier ganz besonders chaotisch wird, verrät der Film gleich zu Beginn. So sehen wir darin, wie die beiden Kontrahenten in einem kleinen Flugzeug sitzen, wo offensichtlich gerade alles richtig schiefzugehen droht. Wer die Menschen sind und was sie in die Maschine verschlagen hat, ist zunächst unklar. Aber das soll so sein: Mein Schwiegervater, der Camper ist eine dieser Komödien, die mit einem kurzen Ausblick auf eine besonders krasse Situation beginnen, nur um dann in der Zeit zurückzuspringen und zu verraten, wie es zu der besagten Situation kam. Originell ist ein solcher Einstieg nicht, er funktioniert aber, meistens zumindest. Das Publikum soll auf diese Weise neugierig gemacht werden. Man will ja schließlich wissen, was da alles geschehen ist, um in einer solchen Ausnahmesituation zu landen.
Einfallslose Witze
Nur ist das Ganze kein Selbstläufer. Sich einfach nur auf das Ende zu verlassen, ist zu wenig. Auch auf dem Weg muss schon etwas geboten werden. Und eben an dieser Ausgabe scheitert Mein Schwiegervater, der Camper. Dabei hat sich der im Komödienfach erfahrene Regisseur und Drehbuchautor Holger Haase (Da geht noch was, Familienerbe) durchaus daran versucht, die Zuschauer und Zuschauerinnen mit lustigen Situationen bei Laune zu halten. Dafür setzt er auf maximalen Kontrast, wenn der bärbeißig-grobschlächtige Henning Baum auf einen Oliver Wnuk stößt, der den wortgewandten Feingeist gibt. Man könnte auch Culture Clash dazu sagen, wenn man möchte. Der Rest der Figuren wird hingegen ignoriert. Die wenigsten haben hier eine wirkliche Persönlichkeit, entsprechen allenfalls Stereotypen.
Die Folge: Noch bevor die Geschichte wirklich losgeht, hat sich schon Langeweile breitgemacht. Diese wird in den anderthalb Stunden auch nicht nennenswert weniger werden. Die meisten Witze kündigen sich schon frühzeitig an, sind vorbei, noch bevor sie angefangen haben. Sie sind zudem völlig einfallslos. Zwar muss man Mein Schwiegervater, der Camper zugestehen, dass die Witze tatsächlich als solche zu erkennen sind, was beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine Selbstverständlichkeit ist. Siehe Landfrauen: Wir können auch anders! als aktuelles Beispiel, wo es eine Pflegerin aus der Stadt in die Provinz verschlägt. Das macht das Ergebnis aber nicht besser. Ein wenig wird diese humoristische Tristesse durch das engagierte Ensemble sowie das stimmungsvolle Setting aufgewertet. Eigentlich sind Campingplätze ein sehr dankbarer Schauplatz für Komödien. Umso ernüchternder ist, wie wenig aus all dem herausgeholt wurde.
OT: „Mein Schwiegervater, der Camper“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Holger Haase
Drehbuch: Holger Haase, Andi Rogenhagen, Frederik Hunschede
Musik: Andy Groll
Kamera: Uwe Schäfer
Besetzung: Oliver Wnuk, Henning Baum, Birte Hanusrichter, Wolfgang Michael, Sina Ebell, Inga Dietrich, Nilo Thomas, Carsten Caniglia
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