Das Leben auf der Erde ist nicht mehr das, was es mal war. Der Planet ist zu einem Großteil ausgedörrt, Süßwasser ist zu einer absoluten Mangelware geworden. Manche machen sich diesen Notstand zunutze, um illegal damit zu handeln, trotz der hohen Strafen, die auf dieses Verbrechen stehen. Aber vielleicht gibt es ja doch noch Wasser da draußen? Davon ist zumindest Noria (Saga Sarkola) überzeugt, die neu ernannte junge Teemeisterin ihres Dorfes. Genauer soll es ihrem verstorbenen Vater zufolge einen Ort geben, an dem ein großes Vorkommen von Trinkwasser auf seine Entdeckung wartet. Sie muss nur einen Weg finden, an diesen Ort zu gelangen. Und dafür sorgen, dass niemand davon erfährt, nur ihrer besten Freundin Sanja (Mimosa Willamo) vertraut sie sich an. Aber da ist auch Taro (Lauri Tilkanen), für den sie zunehmend Gefühle entwickelt …
Das trockene Ende der Welt
In Deutschland wie auch in anderen Ländern wird die Debatte erbittert geführt: Wie lässt sich der Klimawandel und die damit verbundenen Katastrophen noch aufhalten? Gar nicht, lautet das ernüchternde Urteil zahlreicher Filmschaffender. Zumindest im Science-Fiction-Genre wimmelt es nur so von Beispielen, in denen die Erde in einer nicht allzu fernen Zukunft quasi unbewohnbar geworden ist. Die Art der Katastrophe kann sich dabei unterscheiden. In Black Knight machte beispielsweise die Luftverschmutzung ein Leben im Freien unmöglich. Vesper Chronicles zeigte eine Welt der extremen Klassentrennung, wenn einige wenige Privilegierte in Zitadellen leben, während dem Rest nur der Abfall bleibt. In Memory of Water ist es nun ein außerordentlicher Wassermangel, der der gesamten Menschheit zu schaffen macht.
Dass es dazu kommt, ist kein besonders weit hergeholtes Horrorszenario. Schon jetzt wird an vielen Orten auf der Welt über Wassermangel geklagt. Selbst in Europa werden die Sorgen größer, ist von notwendigen Rationierungen die Rede. Für Emmi Itäranta ist das nichts Neues. Die finnische Autorin hat schon in dem 2014 veröffentlichten Roman Der Geschmack von Wasser ein solches Szenario beschrieben. Dieser wurde dann acht Jahre später in der europäischen Coproduktion Memory of Water auf die Leinwand geholt. Dass eine solche nicht über das größte Budget verfügt, ist klar. Regisseurin Saara Saarela und ihr Team ließen sich davon aber nicht entmutigen und machten das Beste aus der Situation. Gemeinsam entwerfen sie eine Erde, deren verdorrte Einöde irgendwo zwischen grau und farblos angesiedelt ist.
Atmosphärisch, aber etwas unbefriedigend
Atmosphärisch kann man dem Film auch nicht viel vorwerfen. Es gelingt Saarela gut, mit minimalen Mitteln, einiges aus dem Szenario herauszuholen. Inhaltlich ist das Ergebnis jedoch weniger beeindruckend. So hat man bei Memory of Water immer das Gefühl, dass da gerade die Bühne für ein großes Abenteuer vorbereitet wird. Doch dieses kommt am Ende nie. Wie eine Pilotfolge, die für eine Serie gedreht wurde, die dann jedoch vor der eigentlichen Serie wieder eingestellt wurde. Später nimmt die Intensität zwar zu, wenn die Handlung einen Gang höher schaltet. Aber es bleibt immer ein wenig unbefriedigend. Gleiches gilt für eine spätere Wendung, die nun wirklich nicht die originellste ist und einfach nicht die Wirkung erzielt, die offensichtlich beabsichtigt war.
Schlecht ist der Film damit nicht. Innerhalb der Flut an Science-Fiction-Titeln, die eine düstere Zukunftsvision unserer Erde und der Menschheit entwerfen, gehört dieser hier sogar zu den besseren. Das verdankt er einerseits der besagten bedrückenden Atmosphäre. Aber auch das Motiv einer Teemeisterin, die sich auf eine Wassersuche begibt, ist ungewöhnlich genug, um einen Blick auf Memory of Water werfen zu können. Saarela beweist, dass es in dem Genre keine Effektschlachten braucht, um interessante Welten entwerfen zu können. Zumindest eine Weile folgt man fasziniert der jungen Protagonistin, die nicht nur ein Geheimnis lüften, sondern sich auch in einem feindlichen Umfeld behaupten muss.
OT: „Veden vartija“
Land: Finnland, Deutschland, Norwegen, Estland
Jahr: 2022
Regie: Saara Saarela
Drehbuch: Ilja Rautsi
Vorlage: Emmi Itäranta
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Kjell Lagerroos
Besetzung: Saga Sarkola, Mimosa Willamo, Lauri Tilkanen, Pekka Strang
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