Montag. 25. Oktober. Das muss gestern ein anstrengender Tag gewesen denn, denn in dem chaotischen, kleinen PR-Büro mit Blick auf die Stadt erwachen nach und nach die Mitarbeiter. Moment. Wenn heute Montag ist, haben sie dann am Sonntag auch gearbeitet? Was ist denn passiert? BAM! Eine Taube knallt gegen das Fenster. Yoshikawa (Wan Marui) liest eine Mail. Ein Projekt muss bald fertig werden. Der Chef (Makita Sports) betritt gut gelaunt das Büro und wundert sich über das Bild der verschlafenen Kollegen, das sich ihm bietet.
Wöchentlich grüßt die Taube, die gegen das Fenster fliegt …
In manchen Timeloop-Filmen, etwa in Und täglich grüßt das Murmeltier mit Bill Murray, folgen wir zunächst der Hauptfigur, die in einer Zeitschleife gefangen ist und eine Möglichkeit sucht, diese zu durchbrechen. Ein erster interessanter Punkt an diesem Werk von Regisseur Ryo Takebayashi ist, dass Yoshikawa, die Hauptfigur, von zwei Kollegen im Büro angesprochen wird, die ihr weiß machen wollen, dass sie sich gerade in einer Zeitschleife befinden. Hier wird die Frage an uns weitergegeben: Was müssen die beiden Kollegen machen, damit wir ihnen glauben würden? Ein weiterer Punkt, der eine leichte Neuerung darstellt, im Gegensatz zu bekannten Genrevertretern liegt darin, dass wir es nicht mit einem einzelnen Tag zu tun haben, der sich wiederholt – es ist sogar eine ganze Woche.
Das Ereignis mit der Taube bietet den Figuren die Möglichkeit den Bann des Vergessens, dem auch Yoshikawa zunächst erlegen ist, nach den Wiederholungen zu brechen. Hierzu erfinden sie eine Art Handzeichen. Die Taube könnte eine Allegorie für den Tod oder auch das Leben sein, für das unerwartete, einschneidende Ereignis, das die Figuren zwingt aus dem Alltag auszubrechen, um zum Beispiel neue Freundschaften zu schließen oder endliche ihre Träume zu verwirklichen.
Von Zeitschleifen
Die Idee, dass eine der Figuren (Yûgo Mikawa) erzählt, dass sie Time Loop Movies studiert hat, um eine Lösung zu finden, öffnet eine schöne Metaebene beziehungsweise eine unterhaltsame Selbstreferentialität an dieser Stelle und zeigt auch eine Liebe für dieses Genre. So werden etwa Happy Deathday, All you need is Kill und Und täglich grüßt das Murmeltier referenziert. Das Spannende hierbei ist zudem, dass sie den Chef damit als eigentliche Hauptfigur dieses Loops etablieren, was auch Yoshikawa zu einer Nebenfigur machen würde. Eine Abkehr der Genrekonventionen liegt hier demnach auch darin, dass die Hauptfigur des Loops nicht derjenige ist, der dieses Zeitphänomen als erster bemerkt.
Ein Aspekt solcher Time Loop Filme ist ja, dass sie durch die Wiederholungen lustige, skurrile oder generell unerwartete Momente hervorbringen, die die Figuren an ihre Grenzen bringen können. In diesem Werk gab es einige solcher Momente, die man vielleicht noch hätte ausschöpfen können. Wie sehen zum Beispiel die Geschichten hinter den Menschen aus, die sie vom Bürofenster aus beobachten können? Auch der Lieferant, der immer fälschlicherweise in ihrer Abteilung erscheint – ironischerweise scheint er ein Navigationsgerät zu liefern –, hätte vielleicht noch mehr in die Geschichte mit einbezogen werden können.
Sound und Figuren
Teilweise unerwartete Hintergrundsongs, teilweise comichafte Soundeffekte, etwa das sich überlagernde Uhrenticken oder wenn Yoshikawa ihren Kopf auf den Tisch klopft, erzeugen immer wieder kalkulierte Brüche in der Stimmung, ohne dabei unnatürlich zu wirken oder den Fluss des Films zu stören.
Der Regisseur findet authentische Ideen, um den Figuren eine Persönlichkeit anzudichten. Es ist auch erfrischend, dass nach einem lustigen Anfang, wo man noch das Gefühl hat, es mit einem eher leichten Film zu tun zu haben, gegen Ende hin mehr emotionale Tiefe in die Handlung gebracht wird. So erhalten ein paar der Figuren zum Ende hin noch etwas mehr Tiefe und Kontur, sodass man wirklich mitfiebern kann, wie es für sie weitergeht.
Zeitschleife als Teambuilding-Maßnahme
Der Film hat interessante Subtexte. Zum Beispiel wird der Weg aus dieser Zeitschleife ebenfalls wie ein Projekt organisiert. Die Figuren müssen sich Skills wie Design aneignen, sich gegenseitig helfen, um in ihrem Plan fortschreiten zu können. Sprich ihr Weg aus der Schleife ist bereits eine Art Abbild des Alltags, in den sie eigentlich zurückzuwollen; die Routine als Gegenmittel für die Routine. Die Kommunikation ist auch ein wichtiger Punkt: Wie können sie die anderen Mitarbeiter erreichen, wie überzeugen von ihren Ideen? Es ist ja sehr ähnlich bei anderen Arbeitsprojekten, wo die Mitarbeiter einen potenziellen Kunden auch erstmal von ihren Ideen überzeugen müssen.
Aber es ist auch mehr als das. Hier geht es auch darum, was es bedeutet einen Traum zu haben, was man vielleicht bereit ist, dafür zu opfern – oder auch nicht. Es geht darum, dass es wichtig ist, Entscheidungen im Leben zu treffen. Yoshikawa hat berufliche Ambitionen, aber auch ihr derzeitiger Chef hat Träume. Obwohl das generell funktioniert, ist man an dieser Stelle etwas lasch beziehungsweise bleibt eher oberflächlich – bis auf den Traum des Chefs.
OT: „MONDAYS / Kono taimurupu, joshi ni kizukasenaito owaranai“
Jahr: 2022
Land: Japan
Regie: Ryo Takebayashi
Drehbuch: Saeri Natsuo, Ryo Takebayashi
Musik: Takao Ogi
Kamera: Tatsuyuki Kozen
Besetzung: Ryô Ikeda, Wan Marui, Yûgo Mikawa, Koki Osamura, Momoi Shimada, Harumi Shuhama, Makita Sports, Haruki Takano, Kotaro Yagi
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