Es ist eine unheimliche Entdeckung, welche die Jugendlichen da während ihrer Konfirmandenfreizeit machen. So finden sie in einem Erdkeller im Wald zwei Skelette. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um die Überreste der Jugendlichen Johan und Petter handelt, die 30 Jahre zuvor plötzlich spurlos verschwunden waren. Und noch jemand wird seither vermisst: Esther, die Tochter von Pfarrer Arne (Henrik Norlén) und Iris (Charlotta Jonsson). Kommissar Alexander Forsman (Nicolai Cleve Broch) und sein Kollege Welpe (Julius Fleischanderl) nehmen daraufhin die Ermittlungen auf und stellen überrascht fest, dass Staatsanwältin Nora Linde (Alexandra Rapaport) und ihr heutiger Ex-Mann Henrik (Jonas Malmsjö) mehr über den Fall wissen. Schließlich leiteten sie seinerzeit eben jene Konfirmandenfreizeit, bei der die Jugendlichen verschwanden …
Mal wieder eine vermisste Frau
Langsam neigen wir uns bei Mord im Mittsommer dem Ende zu. Nachdem das ZDF aus nicht ganz nachzuvollziehenden Gründen entschieden hat, die achte und neunte Staffel zusammen auszustrahlen und so zu tun, als wäre es nur eine Staffel, gab es dieses Mal zwar richtig viel Stoff. Gleich sechs Filme werden an aufeinanderfolgenden Wochenenden ausgestrahlt, das bedeutet insgesamt weit über 500 Minuten Rätselmaterial. Doch auch das dickste Polster ist irgendwann aufgebraucht. Nachdem letzte Woche mit Nadia die zweite Trilogie begonnen wurde, gibt es dieses Mal Esther im Angebot, der fünfte der sechs Filme. Mit Max steht dann nur noch ein Teil aus, bevor die nächste längere Pause ansteht.
Die in Staffel sieben mit Vicky gestartete Tradition, dass jeder Teil den Namen einer Person im Titel trägt, wird dabei fortgesetzt. Und auch sonst darf man hier das eine oder andere Déjà-vu-Erlebnis haben. Wie schon in Angelica und Lili die die Frau im Titel vermisst, niemand weiß, ob sie noch lebt. Sonderlich originell ist das Szenario also nicht, die Filme treten da schon ziemlich auf der Stelle. Während die besagten Titel das jedoch durch Thrillerelemente ausgleichen konnten, verzichtet man hier darauf. Mord im Mittsommer: Esther muss als klassischer Krimi überzeugen. Dabei stehen im Mittelpunkt zwei Fragen. Wie sind die beiden Jugendlichen damals zu Tode gekommen, Unfall oder Mord? Und was ist mit der Titelfigur geschehen, von der seither niemand mehr etwas gehört hat?
Drama, wohin man auch blickt
Zu rätseln gibt es also einiges, die Spurensuche führt weit in die Vergangenheit zurück. Und doch ist die Spannungskurve eher niedriger angelegt. Das liegt nicht nur an dem Fehlen jeglicher brenzligen Momente, der Film ist ein recht ruhiger Genrevertreter. Es liegt vor allem daran, dass das Drehbuchduo Sara Heldt und Johan Widerberg einen enorm hohen Wert auf Drama liegt. Beispielsweise wird völlig unnötig ein Konflikt zwischen Nora und Henrik eingebaut, rückwirkend auf die gemeinsame Zeit vor 30 Jahren. Überhaupt ist es mal wieder richtig plump, wie Mord im Mittsommer: Esther die Staatsanwältin in die Ermittlung integrieren möchte. Dass Hauptfiguren einen persönlichen Bezug zum Fall haben, ist oft ein recht billiger Kniff. Während diese willkürlichen Konstruktionen bei den Friesland-Krimis aber wenigstens noch mit dem gebührenden Humor einhergehen, nimmt man sich hier richtig ernst.
Und weil das mit der Vorgeschichte noch nicht reicht, wird auch noch die Liebesgeschichte von Alexander und Nora vorangetrieben, die lange nicht ganz ausformuliert war. Spannend ist das nicht. Es geht zudem damit einher, dass Vicky, die Frau von Alexander, inzwischen völlig aus der Reihe geschrieben wurde – eine unglaubliche Verschwendung, wenn man bedenkt, wie lange die Rückkehr vorbereitet wurde. Und das sind nur zwei Beispiele, auch an anderen Stellen wird es in Mord im Mittsommer: Esther so übertrieben dramatisch, als wollte man den Seifenoper-Krimis von Dan Sommerdahl Konkurrenz machen. Das ist schade. Staffel acht zeigte, wie das deutlich besser geht, von dem Reiz der Reihe ist nicht viel geblieben.
OT: „Morden i Sandhamn: Esther“
Land: Schweden, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Mattias Ohlsson
Drehbuch: Sara Heldt, Johan Widerberg
Vorlage: Viveca Sten
Musik: Fredrik Emilson
Kamera: Trolle Davidson
Besetzung: Alexandra Rapaport, Nicolai Cleve Broch, Gustaf Hammarsten, Jonas Malmsjö, Henrik Norlén, Julius Fleischanderl, Charlotta Jonsson, Yasmine Garbi, Fabian Penje, Elsa Öhrn, Anna Sise, Michaela Thorsen
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