Was wäre, wenn sich Elemente wie Menschen verhalten würden, Gefühle haben und in Städten leben? Von einem solchen Szenario erzählt der neue Pixar Film Elemental. Im Mittelpunkt steht Ember Lumen, die Tochter von Feuer-Elementen, die eingewandert sind und nun in zweiter Generation in der Stadt leben. Ember lernt dabei eines Tages unter unglücklichen Umständen Wade Ripple kennen, der als Wasserwesen anfangs auf wenig Gegenliebe stößt. Und doch ist er von großer Bedeutung, um den Familienladen der Lumens zu retten. Zum Kinostart am 22. Juni 2023 haben wir uns mit Regisseur Peter Sohn und Produzentin Denise Ream unterhalten. Im Interview sprechen wir über die Entwicklung des Films und was wir daraus mitnehmen können.
Könntet ihr uns etwas über die Entstehung von Elemental verraten? Wie kam es zu der Idee?
Peter Sohn: Da gab es ganz viele Einflüsse, die teilweise weit vor dem Film waren. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie ich als Kind in der Schule das Periodensystem gesehen habe und das für mich wie ein Apartmentkomplex aussah. Ich habe mich darüber lustig gemacht, bin aber schnell an meine Grenzen gestoßen. Wie willst du Witze über Chrom machen? Also habe ich das alles etwas vereinfacht und leichter zugänglich gemacht. Unter Feuer, Wasser, Erde und Wind kannst du dir leichter etwas vorstellen.
Und warum lässt du Feuer und Wasser aufeinandertreffen?
Peter Sohn: Die Inspiration dafür kommt von meiner eigenen Ehe. Ich selbst bin koreanischer Abstammung, habe aber jemanden geheiratet, der nicht aus diesem Kulturkreis kommt. Das brachte diese Culture-Clash-Aspekte mit sich.
Feuer, Wasser usw. sind nicht nur Elemente in dem Film, sondern zugleich auch immer eine Charakterisierung eurer Figuren. Wenn ihr ein Element aussuchen müsstet, das euch am besten beschreibt, welches wäre das?
Peter Sohn: Um ganz ehrlich zu sein, Oliver, ich bin eine Heulsuse. Ich wäre also mit Sicherheit Wasser.
Denise Ream: Ich würde auch von mir sagen, dass ich eine Heulsuse bin. Gleichzeitig habe ich ein feuriges Temperament. Ich wäre also halb und halb.
Im Film geht es jedoch nicht nur um Elemente. Ihr sprecht auch eine Reihe von weiteren Themen an. Was hofft ihr, was das Publikum als Hauptaussage davon mitnimmt?
Peter Sohn: Das Herz des Films war immer, unseren Eltern zu danken oder auch Menschen, die etwas für dich geopfert oder riskiert haben. Ich war einmal bei einer Veranstaltung, wo auch meine Eltern waren. Als ich sie im Publikum gesehen habe, wurde mir das erste Mal bewusst, wie alt sie geworden sind und wie viel sie für uns getan haben. Ich habe ihnen damals gedankt für all das, was sie für meinen Bruder und mich geopfert haben. Als die Leute bei Pixar davon hörten, sagten sie mir: „Peter, das muss dein nächster Film werden.“ Wenn jemand aus dem Film geht und eine solche mitfühlende Verbindung mitnimmt, würde mir das die Welt bedeuten.
Von der ersten Idee zum fertigen Film, wie lange hat es gedauert?
Denise Ream: Lange. Wir haben bestimmt sieben Jahre daran gearbeitet, um diese ganzen Themen auch wirklich miteinander zu verbinden. Eben weil wir so viel ansprechen, war es uns wichtig, dass wir ein richtig solides Fundament haben, bevor wir mit der Produktion beginnen. Wir haben auch ziemlich lang gebraucht, bis wir die Figuren visuell so hatten, wie wir sie wollten. Begonnen haben wir mit Feuer, weil der Film letztendlich die Geschichte von Ember ist. Wir wussten, dass das nicht einfach werden würde. Überrascht hat uns aber, dass Wasser deutlich schwieriger war, weil dadurch die gesamte Umgebung entweder gebrochen oder reflektiert wird. Das mussten wir erst einmal hinbekommen. Und ganz ehrlich: Es war schon eine Herausforderung, dass Wade gut aussieht.
Wir leben heute in einer Welt, die zunehmend geteilt ist und in der es große Gräben gibt. In eurem Film geht es auch maßgeblich darum, offen zu sein für Menschen, die anders sind als man selbst. Würdet ihr sagen, dass es in einer solchen fragmentierten Welt ratsamer ist, Leute zu suchen, die einem ähneln und damit Halt geben, oder Leute, die ganz anders sind und dir neue Wege aufzeigen?
Peter Sohn: Das ist eine wirklich interessante Frage. Sehr viel in dem Film handelt von Mitgefühl und davon verwundbar zu sein und sich zu öffnen. Ich denke, man sollte einfach offen durchs Leben gehen und das annehmen, was man vorfindet. Sich in andere hineinversetzen zu können, ist eine so schöne Sache und kann dein Leben bereichern.
Seit deinem ersten Film Arlo & Spot sind bald acht Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich wahnsinnig viel verändert, sowohl in der Welt da draußen wie auch im Bezug auf Kinos. Wie wird es eurer Meinung nach weitergehen mit Animationsfilmen im Kino?
Peter Sohn: Was ich an Filmen immer besonders geliebt habe, war das gemeinschaftliche Erleben und die Verbindung, die man zu dem aufbaut, was da auf der Leinwand geschieht. Ich glaube fest daran, dass ein Publikum, das gemeinsam lacht oder etwas fühlt, eine Chemie entwickelt. Das macht etwas mit den Menschen, die sich den Saal teilen, egal ob sie nun ein Fantasyabenteuer anschauen oder ein realistisches Drama. Und ich hoffe, dass wir diese Verbindung auch in Zukunft noch haben werden. Aber auch, dass die Menschen weiterhin das Medium Film vorantreiben, egal ob animiert oder als Spielfilm, und wir noch mehr Blickwinkel zu sehen bekommen.
Denise Ream: Es macht mir auf jeden Fall Mut, dass die Menschen wieder ins Kino gehen und ich drücke die Daumen, dass es so weiter geht.
Vielen Dank für das Gespräch!
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