Als Tochter eines bekannten Schauspielers hat Jennifer Corvino (Jennifer Connelly) schon viel von der High Society gesehen, doch eigentlich interessiert sie sich nicht so sehr für das Glamour-Leben. Während ihr Vater an einem neuen Projekt auf den Philippinen arbeitet, reist sie in die Schweiz, wo sie Schülerin an dem renommierten Mädcheninternat „Richard Wagner“ wird. Die Begrüßung fällt knapp und brüsk aus, sowie mit einer Einführung in das strenge Regelkontingent in der Schule. Von ihrer Zimmergenossin Sophie (Federica Mastroianni) wird sie jedoch herzlich aufgenommen, bekommt dabei aber auch einen Einblick in den Grund, warum die Leitung gerade besonders streng zugange ist. Ein Mörder treibt nämlich sein Unwesen und es sind schon ein paar junge Mädchen auf seine Rechnung gegangen, ohne dass sie Polizei eine vielversprechende Spur hätte.
Nach diesen Geschichten und der langen Reise wundert es Jennifer nicht, dass sie gleich in der ersten Nacht sehr unruhig schläft und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder schlafwandelt. Als sie verwirrt in einem Waldstück aufwacht, wird sie von einem freundlichen Schimpansen in das Haus des Entomologen John McGregor (Donald Pleasence) geführt, der wegen seiner Passion für Insekten zu einem Außenseiter in der Dorfgemeinde geworden ist, aber auch eine außerordentliche Hilfe für die Polizei. Ihm fällt sogleich das Interesse seines Gastes für sein Forschungsgebiet auf und wie die Insekten auf Jennifer reagieren, je nach dem, in welcher Stimmung sie gerade ist.
Romantik und der Krieg
Nachdem er mit Tenebre – Der kalte Hauch des Todes an den italienischen giallo, die Mischung aus Horror und Thriller, angeknüpft hatte, wandte sich Regisseur Dario Argento in seinem nächsten Projekt einer sehr speziellen Herangehensweise an diesen Genrehybriden zu. Die Idee zu Phenomena entstand dabei in erster Linie durch die Beschäftigung mit der Epoche der Romantik, insbesondere der Verbindung von Natur und Mensch wie sie in der Kunst und Literatur dieser Zeit eine Rolle spielt. Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit vielen anderen Werken des Filmemachers wurde Phenomena besonders bei der Kritik immer wieder verrissen, obwohl es eines der besten Werke Argentos ist.
Natürlich hat auch Phenomena einige Probleme, in puncto Schauspiel beispielsweise oder bei den Themen der Geschichte an sich, doch allein in technischer und visueller Hinsicht ist dies ein Film, der die Entwicklung Argentos als Künstler zeigt. Weniger das Urbane, wie noch in Tenebre, steht im Fokus der Handlung, sondern mehr die Weite der Berge, die Felder und die Wiesen, die immer wieder im Bild gezeigt werden und eine herrliche Kulisse ergeben. Ausgehend von dem Statement, dass er sich von den Themen der Romantik hat inspirieren lassen, ergibt sich eine faszinierende Sichtweise, in der eine Figur im Mittelpunkt steht, die nach dieser fundamentalen Verbindung sucht, nämlich der zur Natur, und dieser näher kommt. Die Pracht der Natur steht wiederholt im Kontrast zu der Welt der Menschen, den Bauwerken und der Technik, welche sie nur immer weiter auseinanderbringt, wie es bei Jennifers Eltern der Fall war. Dies mag nicht unbedingt ein besonders tiefgründiges Thema sein, doch es ist konsequent in der Geschichte implementiert, wie auch den Bildern, die eigentlich am besten noch auf einer großen Kinoleinwand zur Geltung kommen.
Das große Spektakel
Dieses Thema findet sich auch in den Mordszenen wieder, die Argento, wie in all seinen Werken, als Mini-Opern inszeniert. Schon die Eröffnungssequenz für sich genommen ist eine Meisterleistung, wenn es darum geht, eine Atmosphäre aufzubauen, eine Bilddramaturgie zu komponieren und zugleich Musik und Sound abzustimmen, sodass sie das Gesehene perfekt ergänzen. In diesem Zusammenhang sei besonders der Beitrag der Band Goblin zu nennen, die nach Suspiria in Phenomena ihre beste Kollaboration mit Argento vorlegt.
Entsprechend theatralisch und immer am Rande der Künstlichkeit fällt auch das Schauspiel aus. Im Gegensatz zu manch anderen Genvertretern mag es manchen Zuschauer negativ auffallen, doch in einem ohnehin schon überhöhten Narrativ passt es ins Gesamtbild, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass Jennifer Connelly in einer ihrer ersten Rollen bisweilen etwas überfordert wirkt, was nicht sonderlich wundert, wenn man bedenkt, was ihr hier zugemutet wird.
OT: „Phenomena“
Land: Italien
Jahr: 1985
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento, Franco Ferrini
Musik: Simon Boswell, Goblin
Kamera: Romano Albani
Besetzung: Jennifer Connelly, Daria Nicolodi, Patrick Bauchau, Donald Pleasence, Federica Mastroianni
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)