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Polizeiruf 110: Paranoia

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„Polizeiruf 110: Paranoia“ // Deutschland-Start: 11. Juni 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Es schien ein Einsatz wie jeder andere zu sein, als die Rettungssanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma) und ihr Kollege Carlo Melchior (Timocin Ziegler) zu einem Einsatzort gerufen werden. Eine Frau soll schwer verletzt worden sein. Die zwei kommen noch rechtzeitig, versorgen die Frau, bevor sie sie ins Krankenhaus bringen. Zu ihrer großen Überraschung muss Sarah jedoch feststellen, dass die Patientin dort nie eingewiesen wurde. Niemand will sich an sie erinnern. Als auch noch Carlo tot aufgefunden wird, vermutet Sarah eine ganz große Geschichte. Doch hat sie damit recht? Für das Polizeiduo Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger) und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) beginnt der knifflige Versuch herauszufinden, was in dieser Nacht wirklich geschehen ist …

Abschied von der Kommissarin

Es ist ein wenig das Schicksal von Polizeiruf 110, dass die Filme immer nur die zweite Geige hinter dem Platzhirsch Tatort spielen werden. Ursprünglich als DDR-Gegenstück zum westdeutschen Publikumsliebling konzipiert, werden zwar nach wie vor fleißig neue Teile der inzwischen von der ARD übernommenen Krimireihe produziert. Die bekommen aber meist weniger Aufmerksamkeit. Zuletzt stand sie aber doch immer mal wieder in den Nachrichten, weil eine Reihe von bewährten Darstellern gegangen sind. So schied Charly Hübner letztes Jahr mit Keiner von uns nach 24 Filmen aus. Auf immerhin 13 Teile brachte es Lucas Gregorowicz, der vor einigen Monaten Abgrund seine Abschiedsvorstellung gab. Nun wirft auch Verena Altenberger das Handtuch, Paranoia ist ihr letztes Mal als Kommissarin Eyckhoff.

Klar, der Abschied fällt hier allein schon wegen der geringeren Filmanzahl etwas leichter. Schließlich lief es der bayerische Ableger der Krimireihe erst seit 2019, Polizeiruf 110: Paranoia ist gerade mal der sechste Auftritt der Polizistin. Dennoch, diese hatte ihre Fans. Vor allem von Feuilletons wurden die Filme gefeiert. Dieser Ansicht musste man sich jedoch nicht zwangsläufig anschließen. Zwar ist das Charisma der Schauspielerin unbestritten. Die Teile waren aber schon oft extrem konstruiert, gerade bei den Dialogen brauchte man oft eine höhere Toleranzschwelle. Da durfte man letztes Mal bei Das Licht, das die Toten sehen schon richtig dankbar sein, wo man einfach nichts sagte. Das ist immer noch Texten vorzuziehen, die so tun, als wären sie intelligent.

Anfangs spannend, später ziellos

Das Szenario des Abschlussfilms ist dabei schon interessant. Wenn eine Patientin spurlos verschwindet und man so tut, als habe es sie nie gegeben, wird man schnell hellhörig. Hinzu kommt, dass wir bei Polizeiruf 110: Paranoia als Publikum einer Frau ausgeliefert sind, bei der nie klar ist, ob sie noch ganz zurechnungsfähig ist. Dass Sarah offensichtlich psychisch labil ist, wird früh klargemacht. Daraus ergibt sich eine Situation, die gerade in Thrillern immer wieder gern genutzt wird: Die Hauptfigur ist keine zuverlässige Zeugin. Man weiß also nie, ob das, was sie wahrgenommen und uns gezeigt hat, auch der Realität entspricht. Vielleicht nicht. Aber was wenn doch? Nur weil jemand paranoid ist, heißt das schließlich nicht, dass man nicht wirklich verfolgt wird.

Später verrennt man sich aber mal wieder in die verschiedensten Richtungen. Das soll mal schockierend sein, dann wieder lustig – eine eigenwillige Vision im Angesicht des Todes wird zu einem verblüffenden Fremdkörper. Da werden wirre Haken geschlagen, was dann wohl komplex hätte sein sollen. Die Auflösung ist dafür umso langweiliger. Da wird dann wieder ein Thema ausgepackt wird, das nun wirklich nicht mehr die Brisanz hat, die offensichtlich anvisiert wurde. Dafür gab es einfach zu viele Filme, die das in den letzten Jahren anhand realer Beispiele schon deutlich packender besprochen haben. Erneut ist das Feuilleton dabei ganz ergriffen. Man darf bei Polizeiruf 110: Paranoia aber auch mit den Achseln zucken und zum Tagesgeschäft übergehen.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Paranoia“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Tobias Ineichen
Drehbuch: Martin Maurer, Claus Cornelius Fischer
Musik: Marius Ruhland
Kamera: Michael Saxer
Besetzung: Verena Altenberger, Stephan Zinner, Marta Kizyma, Timocin Ziegler, Sebastian Kempf, Maria Lüthi, Aslan Aslan

Bilder

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Polizeiruf 110: Paranoia
fazit
Zum Abschied von Kommissarin Eyckhoff gibt es einen besonders rätselhaften Fall, wenn eine psychisch labile Rettungssanitäterin eine schwer verletzte Frau ins Krankenhaus gebracht haben will, an die sich aber niemand mehr erinnert. Nach einem vielversprechenden Einstieg bleibt bei „Polizeiruf 110: Paranoia“ aber nur erneut ein durchschnittlicher TV-Krimi übrig, der ganz viel will, aber zu wenig liefert – vor allem bei der langweiligen Auflösung.
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