Bei Projekt Silence handelt es sich um militärisches Anti-Terrorprojekt, in dessen Zentrum technologische Super-Hunde stehen. Als eines Tages eine Überfahrt von einer Handvoll Bestien in eine neue Militäranlage geplant ist, kommt plötzlich alles anders. Die Hunde brechen aus, sind per Transmitter zuerst aber noch auf friedlich gestellt. Alsbald diese Schutzmaßnahme ausfällt, ist der Tod, den diese Kreaturen nach sich ziehen, nicht mehr weit entfernt. Für die unschuldigen Zivilisten, die im unmittelbaren Umfeld auf einer Brücke feststecken und kaum eine Möglichkeit haben zu fliehen, beginnt ein harter Überlebenskampf.
Die Erwartung von purer Gewalt
Da Project Silence auf dem diesjährigen Filmfestspielen von Cannes in der Mitternachtsvorstellung läuft, liegt die Annahme nicht weit, dass Filme in dieser Schiene gewalttätiger sind als das restliche Programm. Knapp verfehlt ist auch vorbei: Tatsächlich lässt sich dies von dem Film nicht sagen, obgleich er Action, Thriller und Science-Fiction zusammenführt und darüber hinaus jede Menge Horror-Potential aufweist. Immerhin handelt es sich um abgerichtete und durch und durch ungezügelte Cyborg-Hunde, mit dem Auftrag, ihre Opfer regelrecht zu zerfleischen. Da man dies an keiner Stelle explizit zu sehen bekommt, steht schon die Frage im Raum: Was ist da schiefgelaufen?
Action statt Horror
Die Antwort auf diese Frage lässt nicht lange auf sich warten. Project Silence geht viel lieber in die Action-Unterhaltungsrichtung, was sich schon alleine beim ersten Drittel zeigt. Eine ganze Brücke geht hier zu Bruch, was sich bildlich gigantisch anfühlt. Der Soundtrack, der fast schon das Trommelfell zum Platzen bringt, erledigt den Rest. Tatsächlich kann man bis zu diesem Punkt noch sagen, dass die südkoreanische Produktion sich nicht lumpen lässt und mit einer energetischen Atmosphäre aufwarten kann, die ihresgleichen sucht. Filme wie Final Destination 5 oder 2012 können mit ihren Brückenszenen dagegen komplett einpacken.
Schlauer Mensch, dummes Tier
Setzt sich daraufhin aber die Geschichte mit den ausgebrochenen Hunden ein, ist schnell Schicht im Schacht. Viel zu sehr hält sich der Film nun mit den Menschen auf und wie diese versuchen, einander zu retten. Ein Plan nach dem nächsten wird dabei geschmiedet und zuweilen auch erfolgreich in die Tat umgesetzt. Dass die Hunde auf jeden Trick hereinfallen, zieht den Thriller jedoch immer wieder herunter. Ganz zu schweigen davon, dass der perfekte Geruchssinn dieser Tiere komplett unter den Teppich gekehrt wird und die ganze Situation, die sich erstreckt, wohl total anders ausgegangen wäre, hätte man ein wenig mehr Realismus einfließen lassen.
Laute Theatralik
Um alles ein wenig zu relativieren, muss aber dazu gesagt werden, dass die Zielgruppe schon eindeutig ausfällt. Kinogänger, die auf Resident Evil abfahren (das ist nur ein Beispiel unter vielen), werden mit dem Kampf zwischen Mensch und Bestie sicherlich ihren Spaß haben. Die Produktion fällt damit eindeutig in die Kategorie Kopf aus, Film ab.
Dies merkt man nicht zuletzt auch daran, dass sich Project Silence nicht wirklich für technologische Funktionsweisen und Hintergründe interessiert und schon gar nicht für ideologische Faktoren, die man hätte einfließen lassen können (Stichwort Boston Dynamics). In der Gesamtheit gibt es daher nur den spektakulären Brückenzerfall, der im Kopf bleibt, alles andere ist dunkler Nebel. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Film die ganze Zeit bei Nacht spielt und der umgebende Nebel jegliche Option von bildlicher Spielerei nimmt.
OT: „탈출: Project Silence“
Land: Südkorea
Jahr: 2023
Regie: Tae-gon Kim
Drehbuch: Tae-gon Kim
Musik: Hyun-jung Shim
Kamera: Kyung-pyo Hong
Besetzung: Sun-kyun Lee, Ji-hoon Ju, Ju-hyun Park
Cannes 2023
Sitges 2023
Fantasy Filmfest 2024
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