Die 16-jährige Ruby Gillman führt ein ganz normales Leben mit ihrer Familie. Zumindest versucht sie das. Wäre da nur nicht ihre große Schüchternheit, mit Zahlen kann sie einfach besser als mit Menschen. Einsam ist sie jedoch nicht. So sind da nicht nur ihre Eltern und der jüngere Bruder, sondern auch ihr Freundeskreis, der sie bei allem unterstützt. Vor allem aber ist da Connor, dem sie Nachhilfeunterricht gibt und für den sie seit einer Weile schon Gefühle hat, die sie ihm bislang noch nicht mitteilen konnte. Als sie gerade dabei ist, ihren ganzen Mut zusammenzukratzen und ihn zum Abschlussball einzuladen, fällt Connor jedoch ins Wasser. Nur was jetzt? Obwohl ihre Eltern ihr wieder und wieder gesagt haben, sie solle sich vom Meer fernhalten, springt sie ihm hinterher. Zu ihrem großen Schock verwandelt sie sich dabei in einen riesigen Kraken. Und das ist nicht die einzige unerwartete Entdeckung, die sie in Folge macht …
Enttäuschender Sprung ins Wasser
Momentan haben es Animationsfilme im Kino alles andere als leicht. Viele der Titel, die seit Corona veröffentlicht wurden, enttäuschten. Vor allem der Absturz von Disney und Pixar macht betroffen und lässt einen nichts Gutes für die Zukunft dieser Darstellungsform ahnen. Wobei es natürlich auch Erfolgsgeschichten gibt. Neben Illumination, die mit bekannten Franchises nach wie vor Traumzahlen erreichen, war auch DreamWorks Animation letztes Jahr eine freudige Überraschung. Die Gangster Gang spielte rund das Dreifache des Budgets ein. Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch wurde sogar zu einem Phänomen, das sich monatelang in den Charts hielt – selbst als der Film bereits fürs Heimkino erhältlich war. Entsprechend neugierig durfte man sein, wie sich Ruby taucht ab schlagen würde, der nächste Streich des US-amerikanischen Animationsstudios.
Die ersten Prognosen sind dabei verheerend. Wenn sich diese bewahrheiten, wird der Film eines der schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte von DreamWorks Animation einfahren. Und auch wenn Qualität und kommerzieller Erfolg zwei völlig unterschiedliche Dinge sind, das eine nicht zwangsweise mit dem anderen zusammenhängt, muss man in dem Fall sagen: Ganz unverdient wäre der Flop nicht. Richtig schlecht ist Ruby taucht ab dabei sicher nicht, wohl aber eine ziemliche Enttäuschung nach den beiden letzten Werken des Studios. Sowohl die diebischen Tiere wie auch das durchgeknallte Märchenabenteuer hatten da einfach deutlich mehr zu bieten, visuell wie inhaltlich. Wenn dann auch noch ein großer Name fehlt, mit dem man das verkaufen kann, darf man sich über Desinteresse nicht wundern.
Ohne Inspiration und Ambition
Dabei ist die Geschichte schon ziemlich universell. Das Motiv, dass Jugendliche sich in ein Tier verwandeln, hat es immer mal wieder gegeben. Meistens ist das mit Coming-of-Age-Elementen verbunden. An der Stelle bietet sich der Vergleich zu Rot besonders an, wo sich ebenfalls eine Teenagerin in einer emotional angespannten Situation verwandelt. Das, was dort der Rote Panda war, ist hier der Krake. In beiden Fällen wusste zudem die Familie, was Sache ist, da es sich jeweils um eine überlieferte Gabe handelte. Doch wo der obige Film diese Wandlung sowohl als Metapher für die Geschlechtsreife wie auch als Geschichte um Einwanderfamilien und Generationenkonflikte nutze, da fehlen bei Ruby taucht ab vergleichbare erzählerische Ambitionen. Zwar wird das Thema (Selbst-)Akzeptanz angesprochen. Das bleibt aber ziemlich an der Oberfläche.
Auch beim Humor hätte man gern etwas mehr wagen und versuchen dürfen. Die Witze sind zum größten Teil schon recht einfallslos. Immerhin, bei der Optik sammelt man ein paar Pluspunkte. Zwar sind die Szenen unter Wasser recht detailarm, weshalb der Film zuweilen etwas billig aussieht. Dafür punktet der Animationsfilm, der beim renommierten Annecy Filmfestival 2023 Weltpremiere hatte, bei den Designs. Da sind schon einige originellere dabei. Doch auch wenn Ruby taucht ab hin und wieder etwas anzubieten hat: In der Summe ist das ziemlich ernüchternd, erinnert mehr an frühere Zeiten bei DreamWorks Animation, in denen das Studio für uninspirierte Fließbandarbeit bekannt war. Das reicht in einem derart schwierigen Umfeld kaum aus, gerade auch zu einer Phase, wo praktisch jede Woche eine Großproduktion ins Kino kommt – und viele davon baden gehen.
OT: „Ruby Gillman, Teenage Kraken“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Kirk DeMicco, Faryn Pearl
Drehbuch: Pam Brady, Brian C. Brown, Elliott DiGuiseppi
Musik: Stephanie Economou
Animation: DreamWorks Animation
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)