Als die Rechtsanwältin Judy (Michelle Monaghan) mit ihrem Sohn Alex (Gabriel Bateman) nach Los Angeles zieht, um wieder näher an seinem Vater Matthew (Peter Krause) zu wohnen, bedeutet dies für sie auch eine berufliche Veränderung. So nimmt sie sich bei ihrem neuen Chef Ray (Alfred Molina) der Fälle an, die sich um das Thema Einwanderung und Asyl drehen. Einer davon betrifft Asefa (Leem Lubany), eine afghanische Lehrerin, die in ihrer Heimat verfolgt und misshandelt wurde. Wenn sie zurückkehrt, droht ihr der Tod, so viel steht fest. Aber reicht das aus, um auch wirklich Asyl zu bekommen? Je mehr sich Judy mit der Geschichte beschäftigt und sieht, wie mit der Einwanderin umgegangen wird, umso mehr muss sie erkennen, dass das gesamte System verändert werden müsste …
Asylsuchende als Menschen zweiter Klasse
Auch wenn das Thema zwischenzeitlich durch andere überlagert wurde, so ist doch der Komplex Einwanderung nach wie vor eines, das starke Gefühle hervorruft. Während es die einen als moralische Verpflichtung ansehen, Menschen zu helfen, denen es schlechter geht, ist für andere der Fall klar: nicht mein Problem. Immigrierte Personen eignen sich zudem prima, um Stimmung zu erzeugen und politisches Kapital daraus zu ziehen. Allein deshalb schon ist es lobenswert, dass es Saint Judy – Ein Funken Gerechtigkeit gibt, das sich für einen menschenwürdigen Umgang mit Immigranten und Immigrantinnen einsetzt. Das betrifft nicht nur die Frage, ob diese Menschen bleiben dürfen oder nicht, sondern auch wie sie in der Zeit, in der sie auf das Ergebnis ihres Asylantrags warten, behandelt werden.
Tatsächlich ist Saint Judy – Ein Funken Gerechtigkeit ein Film, der gleich in mehrfacher Hinsicht größeres Schockpotenzial hat. Zwar werden hier keine Kinder in Käfige gesperrt, wie man es eine Zeit lang in den USA hören musste. Wenn Asefa aber quasi auf Drogen gesetzt wird, um sie ruhig zu stellen, dann ist auch das eine menschenunwürdige Angelegenheit. Der erste Schritt von der Titelheldin ist es daher, ihre Klientin wieder ansprechbar zu machen. Erst danach kann überhaupt untersucht werden, was ihre Geschichte ist. Ein bisschen ähnelt das Ergebnis einer Kriminalgeschichte, bei der die Hauptfigur auf Spurensuche geht und die Vergangenheit rekonstruieren muss. Später wird das Drama dann zu einem Gerichtsfilm, bei dem Judy und die gegenseitig viel diskutieren dürfen.
Mehr Pathos als Auseinandersetzung
Zu viel sollte man von diesem Part aber nicht erwarten. Zwar liegt eine interessante Frage zugrunde: Können Frauen, obwohl sie keine Minderheit sind, trotzdem als verfolgte Bevölkerungsgruppe angesehen werden? Nur, so ganz konsequent wird der Gedanke nicht verfolgt. Der Film schwankt immer mal wieder, ob Asefa aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wird oder wegen ihrer Überzeugungen. Saint Judy – Ein Funken Gerechtigkeit schlingert da ziemlich herum, sowohl bei der Argumentation wie auch den Figuren. Das Ende fällt zudem ziemlich abrupt aus, da wird dann eine historische Dimension heraufbeschworen, die der Film selbst gar nicht richtig erarbeiten will. Statt wirklicher Auseinandersetzungen gibt es eine dickere Portion Pathos, wird gern auch mal reißerisch.
Auch wenn das Thema durchaus interessant und wichtig ist, am Ende ist der Film unbefriedigend, verlässt sich zu sehr auf seine gesellschaftliche Relevanz, anstatt an Details arbeiten. Schauspielerisch ist das solide, aber auch nicht wirklich mehr als das. Wobei die Figuren auch nicht wirklich dankbar sind. Judy selbst soll natürlich die Heldin sein, ist als Charakter aber sehr eintönig und ohne nennenswerte Widerhaken. Saint Judy – Ein Funken Gerechtigkeit hat letztendlich nicht wirklich viel zu erzählen, gerade als narratives Werk ist das ziemlich dünn. Trotz der Relevanz und bedauerlichen Aktualität, gesehen haben muss man dieses Drama nicht gerade.
OT: „Saint Judy“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Sean Hanish
Drehbuch: Dmitry Portnoy
Kamera: Richard Wong
Besetzung: Michelle Monaghan, Leem Lubany, Common, Peter Krause, Alfred Molina, Alfre Woodard
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