Was hatte sich Marie (Katharina Marie Schubert) nicht darauf gefreut, gemeinsam mit ihrem Frauenchor nach Japan zu reisen und dort aufzutreten! Nichts und niemand soll sie davon abhalten, nicht einmal ihre Mutter Gisela (Victoria Trauttmansdorff), die von ihr verlangt, den Laden zu führen, während sie selbst in Kur ist. Als Gisela jedoch kurze Zeit später ins Koma fällt, bleibt ihr letztendlich nichts anderes übrig. Während der Koffer bereits auf dem Weg nach Tokio ist, kehrt sie schweren Herzens noch einmal um. Aber es kommt noch schlimmer: Als sie später mit dem japanischen Geschäftsmann Tanaka (Ill-Young Kim) ihren Kummer ertränken will, lässt der sie mit einer gesalzenen Rechnung sitzen. Zu ihrem Glück lernt sie aber auch die Kellnerin Krystina (Janina Elkin) kennen, die ihr in der Not zur Seite steht …
Komödie für den Freitagabend
Freitagabend, da ist im Ersten traditionell filmische Unterhaltung angesagt. Dann und wann stehen zwar auch Dramen im Programm, meistens wird aber Komödien der Vortritt gelassen. Oder zumindest Filmen, die Komödien sein sollen. Vergangene Woche konnte man sich da bei Landfrauen: Wir können auch anders! nicht ganz sicher sein. Vereinzelt gab es zwar mal etwas humorvollere Passagen. So richtig konsequent war das aber nicht. Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim ist da schon deutlich zielgerichteter. Auch wenn das nicht immer so lustig ist, wie es vermutlich gedacht war, ist doch zumindest die Absicht klar zu erkennen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine der „reinsten“ Komödien, die dieses Jahr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen waren.
Das ist zum Teil dem Ensemble zu verdanken. Victoria Trauttmansdorff (Das Schwarze Quadrat) hat einige gute Szenen als herrische Mutter, die über ihre Tochter bestimmen will, selbst wenn sie einen Großteil des Films nur im Bett liegt. Aber da ist ja auch noch Katharina Marie Schubert. Nachdem diese mit dem Drama Das Mädchen mit den goldenen Händen ein sehr sehenswertes Debüt als Regisseurin und Autorin vorgelegt hat, verlässt sie sich in Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim wieder auf ihre darstellerischen Talente. Und eben ihre komödiantischen Talente. Wenn sie als verhinderte Sängerin von einer chaotischen Situation in die nächste stolpert, ist das durchaus amüsant. Von denen gibt es so einige, Marie hat ein bemerkenswertes Pech, bei allem, was sie angeht.
Amüsante Eskalation
Der beste Einfall ist noch, der sich um Tanaka dreht. Zunächst sieht es lediglich danach aus, als habe der die Protagonistin mit der Rechnung sitzen lassen. Daraus erspinnt sich eine Verfolgungsjagd, die zunehmend eskaliert. Während es dabei zu einigen witzigen Szenen kommt, wird aus dem Thema des Culture Clash in Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim recht wenig herausgeholt. Für einen Film, der derart stark auf die Begegnung zwischen deutscher Provinz und japanischer Kultur setzt, ist das Ergebnis mager. Da war vor einigen Jahren Sushi in Suhl der deutlich ergiebigere Film, als es um die Eröffnung eines Sushi-Restaurants in einer DDR-Kleinstadt ging. Hier wird zwar zwischendurch mal auf Japanisch gesprochen, auch Karaoke kommt vor. Das war es aber auch schon, ansonsten spielt das fernöstliche Land keine Rolle.
Insgesamt ist Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim dann auch ein Film, bei dem man immer das Gefühl hat, dass er gleich sehr viel besser wird – ohne dass es je dazu kommt. Regisseur Wolfgang Murnberger (Schönes Schlamassel) lässt zwar Ereignisse überschlagen, kommt dabei aber nie so richtig vom Fleck. Das heißt nicht, dass das Ergebnis schlecht ist. Der Eröffnungsfilm vom Festival des deutschen Films 2022 ist schon ganz nett und dafür geeignet, einen gemütlichen Abend auf dem Sofa zu verbringen. Wer keine größeren Ambitionen als das hat, kann es hiermit versuchen. Sympathisch genug ist das. Nur eben auch schnell wieder vergessen.
OT: „Sayonara Loreley – Wiedersehen in Rüdesheim“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Stephan Falk, Anke Sevenich
Musik: Roman Kariolou
Kamera: Peter von Haller
Besetzung: Katharina Marie Schubert, Janina Elkin, Ill-Young Kim, Victoria Trauttmansdorff, Robert Seeliger, Ivan Shvedoff, Ramona Kunze-Libnow
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