Schindlers Liste
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Schindlers Liste

Schindlers Liste
„Schindlers Liste“ // Deutschland-Start: 3. März 1994 (Kino) // 21. Oktober 2004 (DVD)

Inhalt / Kritik

Krakau, 1939. Für Politik interessiert sich der Geschäftsmann Oskar Schindler (Liam Neeson) weniger. Sein Interesse gilt allein der Profitabilität seiner geplanten Fabrik, in der er Geschirr für deutsche Feldküchen herstellen möchte. Zu dem Zweck stellt er sich mit den Deutschen gut, will er doch mit ihnen dicke Geschäfte machen. Er weiß auch schon, wie er seine Gewinnmargen weiter steigern kann: Er setzt jüdische Arbeiter aus dem Krakauer Ghetto ein, die sind günstiger. Tatsächlich gelingt es ihm, auch dank seines versierten Buchhalters Itzhak Stern (Ben Kingsley), aus dem Ganzen ein florierendes Unternehmen zu machen. Stern wiederum nutzt die Gelegenheit, um möglichst vielen einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Eine Weile funktioniert das mit diesem Arrangement. Doch die Lage verschlechtert sich zunehmend. Als die Juden und Jüdinnen nach Auschwitz gebracht werden sollen, kann auch Schindler nicht länger untätig zusehen …

Ein Blockbuster-Regisseur auf ungewohnten Pfaden

Anfang der 1990er gab es wohl keinen Regisseur, der stärker mit der Idee des Blockbusters verbunden war, als Steven Spielberg. Mit dem Tierhorror Der weiße Hai oder dem Außerirdischen-Märchen E.T. – Der Außerirdische hat er Filmgeschichte geschrieben. Sein Dinosaurier-Abenteuer Jurassic Park brach 1993 eine Reihe von Rekorden. Entsprechend durfte man ein wenig skeptisch sein, als im selben Jahr Schindlers Liste in die Kinos kam. Sicher, der Filmemacher hatte auch vorher mehrere ernste Dramen gedreht, die nicht allein der Bespaßung des Massenpublikums dienten. Mangelnde Vielseitigkeit konnte man ihm ohnehin nicht vorwerfen. Es ist sogar die Breite an Themen und Genres, die er zu einem Hit machte, weshalb er ein solcher Ausnahmeregisseur ist. Dennoch, ein knapp dreistündiges Schwarzschweiß-Drama über den Holocaust, das klang jetzt nicht unbedingt nach einem Werk, das zu ihm passen würde.

Umso größer war der Triumph. Nicht nur dass der Film mit einem Preisregen bei den Oscars und anderen bedeutenden Auszeichnungen bedacht wurde. Er wurde zudem selbst zu einem Überraschungshit an den Kinokassen. Weit mehr als 300 Millionen US-Dollar spielte das mehr als drei Stunden lange Drama ein, rund das 15-Fache des Budgets. Dabei ist Schindlers Liste alles andere als ein Crowdpleaser. Spielberg spricht offen die Verbrechen des Nazi-Regimes an, macht den Schrecken des Holocausts spürbar. Dies tut er jedoch, ohne sich auf voyeuristischem Betroffenheitshorror auszuruhen. Er kommt ohne die Manipulationen aus, die bei solchen humanitären Katastrophen gern eingesetzt werden. Die Sentimentalität, die Spielberg zuweilen in anderen Filmen übermannte, fehlt hier – auch wenn es zum Ende hin natürlich Szenen gibt, bei denen er sehr genau weiß, dass sie das Publikum zu Tränen rühren werden. Aber er lässt diese eben für sich sprechen.

Die Heldentat eines Nicht-Helden

Auch in einer anderen Hinsicht machte es sich Spielberg nicht einfach. So leistete der reale Oskar Schindler sicher Heldenhaftes, als er etwa 1200 Juden und Jüdinnen vor dem sicheren Tod bewahrte. Dennoch wird er in dem Film nicht als strahlender Held gezeichnet. Das ist er weder privat noch beruflich. Dass er so viele jüdische Mitmenschen beschäftigte, hatte keine altruistischen Ziele. Vielmehr waren sie ein bloßes Mittel zum Zweck, damit er möglichst viel Geld verdienen konnte. Eigentlich entspricht er mehr dem Feindbild des gnadenlosen Kapitalisten. Er ist zwar nicht schlecht zu seinen Angestellten, nutzt sie nicht direkt aus. Sie sind ihm aber mehr oder weniger egal. Erst später, als er sieht, in welcher Gefahr sie sind, kommt es zu einem Umdenken und er geht tatsächlich auch ein persönliches Risiko ein, wenn er die Menschen rettet.

Das macht die Geschichte aber umso beeindruckender. Eben weil Schindler kein selbstloser und strahlender Superheld ist, der grundsätzlich alles vorbildlich macht, wird er zu einem Vorbild für das Publikum. Ein Beispiel mutiger Selbstcourage, die auch 80 Jahre später beeindruckt. Und auch bei den anderen Figuren finden Spielberg und Drehbuchautor Steven Zaillian (The Irishman) Nuancen, um inmitten der Unmenschlichkeit das Menschliche zu entdecken. Das ist tröstlich und erschreckend zugleich. Schindlers Liste ist eine gleichermaßen kunstvolle wie ungeschönte Reise in eine finstere Zeit und ein Mahnmal gegen das Vergessen. Das Drama ist nicht nur der bekannteste Film zum Holocaust, sondern zählt ohne Zweifel zu den besten, die es zu dem Thema gibt.

Credits

OT: „Schindler’s List“
Land: USA
Jahr: 1993
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Steven Zaillian
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kamiński
Besetzung: Liam Neeson, Ben Kingsley, Ralph Fiennes, Caroline Goodall, Jonathan Sagall, Embeth Davidtz

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1994 Bester Film Sieg
Beste Regie Steven Spielberg Sieg
Bester Hauptdarsteller Liam Neeson Nominiert
Bester Nebendarsteller Ralph Fiennes Nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Steven Zaillian Sieg
Beste Musik John Williams Sieg
Beste Kamera Janusz Kamiński Sieg
Bestes Szenenbild Allan Starski, Ewa Braun Sieg
Beste Kostüme Anna B. Sheppard Nominiert
Bester Ton Andy Nelson, Steve Pederson, Scott Millan, Ron Judkins Nominiert
Bester Schnitt Michael Kahn Sieg
Bestes Make-up Christina Smith, Matthew W. Mungle, Judith A. Cory Nominiert
BAFTA 1994 Bester Film Sieg
Beste Regie Steven Spielberg Sieg
Bester Hauptdarsteller Liam Neeson Nominiert
Bester Nebendarsteller Ralph Fiennes Sieg
Bester Nebendarsteller Ben Kingsley Nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Steven Zaillian Sieg
Beste Musik John Williams Sieg
Beste Kamera Janusz Kamiński Sieg
Beste Kostüme Anna B. Sheppard Nominiert
Bester Schnitt Michael Kahn Sieg
Bestes Make-up Christina Smith, Matthew W. Mungle, Waldemar Pokromski, Pauline Heys Nominiert
Bestes Szenenbild Allan Starski Nominiert
Bester Ton Charles L. Campbell, Louis L. Edemann, Robert Jackson, Ron Judkins, Andy Nelson, Steve Pederson, Scott Millan Nominiert
César 1994 Bester ausländischer Film Nominiert
Golden Globes 1994 Bester Film (Drama) Sieg
Beste Regie Steven Spielberg Sieg
Bester Hauptdarsteller (Drama) Liam Neeson Nominiert
Bester Nebendarsteller Ralph Fiennes Nominiert
Bestes Drehbuch Steven Zaillian Sieg
Beste Musik John Williams Nominiert

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Schindlers Liste
fazit
Der Meister des Blockbusters macht ein Holocaust-Drama, kann das funktionieren? Ja, kann es: „Schindlers Liste“ gelingt es, den Schrecken dieser Zeit spürbar zu machen, ohne dabei voyeuristisch zu werden. Bemerkenswert ist auch die Arbeit mit den Nuancen, wenn der Schwarzweiß-Film bei den Figuren mit vielen Grautönen arbeitet. Gleichermaßen kunstvoll wie ungeschönt entsteht so ein Mahnmal gegen das Vergessen, dessen Heldengeschichte auch deshalb so beeindruckt, weil die Titelfigur so wenig heldenhaft ist.
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